Im Ritussaal warf man den dreien die Kleider zu und schloss dann die Türe. Ben kniete sich auf den Boden und hustete lautstark. Seine Kehle fühlte sich wie deformiert an und die Luft die durch die Luftröhre ging brannte höllisch. "Zeig her", meinte Sarah besorgt und nahm langsam Bens Hand, die den Hals klammerte, weg. Es hatten sich zwei schwache blaue Abdrücke gebildet. "Hämatome. Der Kerl hat richtig zugelangt!" sächselte André und Sarah sah Ben an. "Wieso warst du so entsetzt, als du diesen Kerl gesehen hast, mal abgesehen von der Hackfresse! Aber das konnte es doch nicht sein!" Sarah warf André einen belehrenden Blick zu und dieser schwieg sofort. "Ich und Sarah haben ihn sterben sehen", krächzte Ben hervor und konnte es immer noch nicht glauben, de Brouiller lebend gesehn zu haben. "Ich habe seine Leiche untersucht! Ich verstehe es nicht!" Sarah ging zu ihrer Tasche und zog ein Halstuch hervor. Sie band es behutsam um die blauen Stellen und klopfte Ben auf die Schulter. "Wie und warum - das werden wir herausfinden! Nun aber sollten wir zusehen, dass wir uns umziehen!" André nickte zustimmend und so zogen sie sich um.
"Alles in Ordnung Annelie?" fragte Semir und sah den ernsten Blick seiner Kollegin. "Ich weiss nicht. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl!" Semir ging ans Fenster und blickte hinunter. "Denkst du, wir werden beobachtet?" Sie nickte leicht und gab einen Seufzer von sich. "Aber wahrscheinlich drehe ich nur durch." "Muss vom Nikotin kommen", scherzte Tom und zwinkerte mit einem Auge. Die Schweizerin zog eine Augenbraue hoch. "Annelie? Ich möchte eine Art Lager, in der Nähe des Gebäudes dieser komischen Typen aufstellen. Ist das möglich?" Annelie zuckte mit den Achseln. "Nichts ist unmöglich Semir. Mal sehen...ich werde mal prüfen, ob's eine Wohnung oder ein Haus in der Nähe gibt!"
Sie schreckten auf als es klopfte und Annelie blickte durchs Schlüsselloch. Mit verwirrter Miene blickte sie zu Semir. "Der Mann auf dem Foto", flüsterte sie und Semir sagte ihr, sie solle die Türe öffnen. Sie tat wie befohlen und Joshua trat ins Zimmer. "Wow, falsches Zimmer?" fragte er verwirrt und Semir konnte sich einen Lacher nicht verkneifen. "Der Maskenbildner hat wirklich...sag mal was machst du eigentlich hier?" versuchte er dann mit mahnendem Blick zu fragen und Joshua zuckte mit den Achseln. "Bin abgehauen", sagte er schlicht und Semir verschränkte die Arme. "Ja das sehen ich! Was ist eigentlich in dich gefahren?"
"Don't Worr! Die Blutvergiftung ist abgeklungen und mein Fieber ist so gut wie weg! Mir kann also nichts mehr passieren!" Tom deutete auf die Schulter. "Und was ist damit?" fragte auch er mit vorwurfsvoller Stimme und Joshua winkte ab. "Schmerzt nicht. Also, was habt ihr vor?" Er sah dann zu Annelie. "Oh, entschuldigen Sie", begann er und streckte die Hand aus, "Joshua Etheridge, Scotland Yard." Annelie erwiderte den Händedruck und sah zu Semir. "Muss wirklich ernst sein, wenn ihr sogar Leute aus England habt."
De Brouiller sah, die die Gruppe wieder zum Festsaal kam und konnte seinen Blick nicht vom Mädchen wenden. Irgendwoher kannte er sie doch. Diese entschlossenen, braunen Augen, die wohlpropotionierte Figur und der stets wachsame Blick. Woher bloss? Woher kannte er dieses Mädchen.
"Er scheint mich nicht zu erkennen!" flüsterte Sarah Ben zu und dieser sah de Brouiller an. "Vielleicht", erwiderte er mit düsterer Stimme und versuchte, die Schmerzen im Hals zu ignorieren.