„So, sehen wir doch mal nach unserem Gast und bereiten wir das Grand Finale vor.“, meinte Brenner, nahm die Pistole vom Tisch und sah auf den See raus. Es war Anfang März und die Frühlingsstürme hatten schon so manchen Schaden am umliegenden Wald und am Dach der Hütte angerichtet. Doch der See war tückisch. Wurde die Talsperre geöffnet, stieg der Pegel um gut drei Meter an. Und die Talsperre wurde heute für wenige Stunden geöffnet. „Unfälle passieren ja immer wieder.“, lachte er und ging dann leichten Fußes die Treppe runter. „Ich hoffe, sie können schwimmen, Gerkhan?“, lachte er und öffnete dann die Tür.
„Scheiße.“, fluchte er und sah sich um. Die Handschellen hingen noch am Bettgestell, doch Semir war nicht mehr dran. „Lothar, du verdammte Drecksau.“, stieß er instinktiv aus. „Magnus, hol die anderen. Wir gehen auf die Jagd.“, schrie er durchs Haus und holte seine Doppelflinte aus dem Zimmer, während er die kleine Waffe in seinen Hosenbund steckte. Schnell war Magnus und fünf weitere Männer versammelt, alle Mann bis zu den Zähnen bewaffnet. „Los, durchsucht den Wald. Findet sie.“, fauchte er und überprüfte, ob er genug Schrotladungen bei sich hatte.
Semir wurde von Lothar immer weiter durch den Wald getragen. „Warten sie, ich kann nicht mehr.“, meinte Lothar erschöpft und setzte Semir kurz an einen Baum ab. Der Mann schnappte nach Luft und sah dann zu Semir runter. „Ich weiß, wie sie sich fühlen.“, meinte der Hauptkommissar. „Ach ja?“, fauchte Lothar. „Wissen sie, wie es ist, wenn einer ihre Familie in ihre Gewalt hat?“ „Ja, nur sehr gut.“, erwiderte Semir und dachte an die vielen Male, wo er seine Familie aus der Schusslinie bringen musste. „Wenn ich gegen Brenner aussage, ist sie in noch größerer Gefahr als jetzt.“, erzählte Lothar niedergeschlagen. „Wo sind sie jetzt?“, wollte Semir interessiert wissen. „Warum wollen sie das wissen?“, fragte Semirs Retter. „Ich bin immer noch Polizist. Ich kann sie schützen, wenn wir erst aus diesem Wald raus sind.“, versprach Semir. „Glauben sie mir, ich kann ihnen helfen.“, meinte er und rappelte sich am Baum auf. Humpelnd ging er zu Lothar und legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter. Doch dieser stieß sie weg. „Mein Leben ist nichts mehr wert, weil ich ihnen geholfen habe.“, zischte er und schien still zu weinen.
Plötzlich schlug im Baum neben Semirs Schulter eine Kugel ein. Erschrocken sah er sich um und erkannte deutlich Brenner in der Ferne mit zwei weiteren Männern. „Scheiße, sie haben uns gefunden.“, fluchte Lothar, wollte sich Semir greifen, wurde aber von einer zweiten Kugel am Arm erwischt. „Ahhh, verflucht.“, stieß er aus und fasste sich an die Wunde. Das Blut rann durch seine Finger und lief am Arm runter. „Das war's.“, stammelte er und sah erschrocken zu Semir, dessen Augen sich immer mehr weiteten. „Das kann doch nicht sein.“, dachte sich Semir und sah sich um. „Hauen sie ab.“, zischte Lothar und stieß den Hauptkommissar von sich. „Gehen sie.“, fauchte er und sah sich um. Brenner und die anderen kamen immer näher. Lothar zog eine Pistole und sah sich zu Brenner um. „Na los.“ Semir zögerte kurz, humpelte dann aber von dannen und sah sich nicht um. Er hörte nur noch den Schusswechsel, zwei, drei, vier Kugeln. Dann war es still. Totenstill.
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