1.
Es war morgens um acht, als Ben auf dem Motorrad Richtung PAST fuhr. In seinen Ohren, die Stöpsel seines I-Pods. Nickelbacks, "Animals" dröhnte auf lautester Lautstärke. Er fuhr wieder einem Stil, bei dem Semir es wieder die Nackenhaare aufgestellt hätte. Doch Semir war nicht da und das war sein Vorteil. Semir hatte Urlaub, wollte ihn mit seiner Familie verbringen. Einen alten Freund besuchen, hiess es. Ben war es egal. So gute Freunde sie geworden sind, in so privaten Sachen, schnüffelte der junge Hauptkommissar noch nicht nach. Für das, war ihre Freundschaft noch in einer zu starken "Anfangsphase". Auch wenn es weibisch klang, war es so. Semir fragte ja auch nicht nach, wenn er mal wieder mit gutgelauntem Gesicht, nach dem Wochenende, ins Büro kam. Okay, Ben dachte da aber manchmal auch, dass dies wirklich niemanden interessierte. Selbst Hartmut nicht.
Ben bog in die Kurve ein, die zur PAST führte und parkte sein Motorrad. Mit einer schnellen Fussbewegung hatte er den Ständer hervorgeholt und sorgte so dafür, dass sein Motorrad stehen blieb. Gekonnt zog er seinen Helm ab und legte diesen auf den Sitz. Er begrüsste einen vorbeilaufenden Polizisten und lief ihm hinterher. Ben musste sich also auf eine ganze Woche ohne Semir einstellen. Hotte hatte ihm angeboten, mit ihm Streife zu fahren. Ben war es egal. Auf was er sich einfach freute war, dass Hotte genau so unordentlich und verfressen war wie er.
Ben betrat den Hauptraum der Autobahnpolizei wo ihn Susanne mit einem kecken Lächeln begrüsste. "Na, wie war es, ohne Semir hierher zu fahren!" Ben hob die Schultern. "Entspannend!", scherzte er und ging in sein Büro, wo sich etwas auf seinem Schreibtisch befand. Ein sogenannter "Handsauger". Auf der Front ein Post-Itzettel. "Damit dein Mercedes nicht versauert!", in Grossbuchstaben geschrieben und darunter ein Smiley. "Ha, ha, zu komisch!" kommentierte Ben und konnte sich trotzdem ein Lächeln nicht verkneifen.
Er hängte seine Jacke auf und blickte nach draussen. Ein schöner Frühlingstag. Wolkenloser Himmel. Wie er sich auf die Streife am Nachmittag freute. "I'm walking on sunshine!", sang er begeistert und versteinerte, als Kim Krüger ins Büro trat. "Oh, Winnetou Kovslovski bei seinem Regentanz?" fragte sie mit neckischer Stimme und liess ihre Zähne blecken. Das Lächeln, reichte beinahe bis zu den Ohren. Ben räusperte sich und stellte sich aufrecht. "Was kann ich für Sie tun Frau Krüger?", fragte er mit verstellter Stimme und die Chefin hielt einen Plan auf. "Ich wollte Sie nur loben, Sie haben schon den Einsatzplan für diese Woche bearbeitet. Ich sehe, Sie gehen mit Herzberger auf Streife." Ben lächelte verlegen. "Das ist gut! Da kann wenigstens nichts passieren! Richten Sie sich erstmal ein. Guter Start in die Woche!" Sie ging hinaus und Ben konnte ihr noch ein knappes "Ebenso", hinterherrufen.
Ben startete seinen Computer und musste nachdenken, was sagte Semir nochmal, war sein Passwort. "Goldhamster!" jauchzte er und gab es ein. Ohne Probleme lud das System hoch und der Hintergrund wurde erkennbar. Ben und Semir in einer Kölner Kneipe. Fussballspiel, dass sie mit Hotte und Dieter angesehen hatten.
Er sah sich die E-Mails an. Nichts. Und nichts - war gut! Also weniger Arbeit, früher Feierabend.
In diesem Moment war ein Gerufe im Büro und jemand stampfte zu seinem Büro zu. "Was machst du denn hier?" hörte Ben hotte sagen, doch niemand antwortete. Nur weiteres Gestampfe. Ben stand langsam auf. Er wollte die Türe aufmachen, als diese ihm gegen die Nase schlug und Ben zurückwich. "Aua verdammt!" rief er aus und die Türe schloss sich. "Entschuldigung!" sagte eine helle Männerstimme und Ben erblickte einen Mann, ein bisschen kleiner wie er, das Haar kurz und nach oben gegelt. "Schon okay! Im früheren Leben mal ein Taifun gewesen?" fragte Ben mit Sarkasmus in der Stimme doch der Mann verzog keine Miene. "Sind Sie Ben Jäger?" fragte er und Ben nickte. "Steht doch draussen an der Tür", erwiderte er bockig, doch wieder nichts. "Mein Name ist Jan Richter", stellte sich der Mann vor. "Ich, brauche Ihre Hilfe!" Ben zog eine Augenbraue hoch. "Und wobei?" fragte er aus reiner Neugier und nun zeigte das Gesicht des Manner Regung. Eine wehleidige, schmerzende Miene. "Es geht um Semir Gerkhan!" Nun begann sich Bens Magen zu verkrampfen. "Was ist mit ihm!" Ben war selbst über seinen harrschen Ton erschrocken. "Er ist im Gefahr! Ein grosser Irrtum! Er wurde verhaftet!"