Hm, ich geb euch dann mal was zum Grübeln für die Nacht
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Gerner kam wieder in den Raum hinein, wo Andrea und Aida im Käfig saßen. In der einen Hand hatte er seine Waffe und richtete sie auf Andrea. "Geh weg.", zischte er und deutete in die Ecke des großen Käfigs, gefährlich nahe an den Tiger. Andrea wollte nicht, doch Gerner entsicherte die Waffe und hielt sie direkt vor Andreas Gesicht. Widerwillig ließ die Mutter ihr Kind los, das natürlich sofort wieder anfing zu weinen. "MAMA!", rief Aida und streckte ihre kleinen Hände nach Andrea aus, die ebenfalls den Tränen nahe war. Gerner kam in den Käfig von Andrea und schloss die Tür von Aidas Gefängnis auf. Sofort schnellte das kleine Mädchen heraus und warf sich in die Arme ihrer Mama. Andrea drückte ihre Tochter schützend und fest an sich. Gerner sollte keine Chance haben, die beiden zu trennen. "Betrachte es als freundliche Geste.", lachte er und verließ wieder den Raum, um zu telefonieren.
Andrea sah in das verweinte Gesicht ihrer kleinen Tochter. "Keine Angst, der Papa holt uns bestimmt hier wieder raus.", meinte sie und küsste Aida auf die Stirn. Sie merkte nicht, wie sie von gelben, funkelnden Augen beobachtet wurde. Hinter ihr stand nicht der Käfig des Tigers, sondern der eines Wolfes, besser gesagt einer Wölfin, die von Menschenhand großgezogen wurde. Mit dem Schwanz wedelnd und freudig jaulend betrachtete sie die beiden Menschen und hoffte, dass sie endlich wieder mit ihrem Rudel, dass sie nun mal in den Menschen sah, zusammenleben durfte.
Semir war auf dem Weg zum Zollhauptamt in Düsseldorf. Er sah zwar konzentriert auf die Straße und nahm den Verkehr wahr, doch seine Gedanken waren bei seiner Frau und seiner Tochter. Was würde dieser Verrückte noch alles von ihm verlangen, damit er sie retten konnte. Sollte er noch jemanden umbringen? Semirs Gedanken führten fast zu einem Unfall, doch er schaffte es noch rechtzeitig zu bremsen.
"Pass doch auf, du Wollfloh.", schrie der Fahrradfahrer, den Semir beinahe umgefahren hat. Leicht schwitzend hob Semir beschwichtigend die Hände. Da klingelte sein Handy. "Oh Herr Gerkhan, das sah aber gerade nicht gut aus.", kam die Stimme Gerners aus dem Gerät. Erschrocken fuhr Semir zusammen. "Ja, ich beobachte sie genau und das sollten sie immer im Hinterkopf behalten.", lachte er, wurde aber wieder ernst, bevor Semir etwas erwidern konnte. "Fahren sie weiter zum Zollamt. Die Papiere, die ich benötige, werden in einem Sicherheitstrakt aufbewahrt. Sie werden sie mir holen, verstanden?", kam es aus dem Handy. "Wie soll ich das machen?", erwiderte Semir, doch es war nur noch das Tuten des Telefons zu hören. Wie sollte er dies anstellen? Die Zollbeamten würden sie ihm wohl kaum freiwillig geben. Es sei denn...
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