1.
Die Autobahn Kölns war voller Wagen. Es war gerade Mittag. Die unglückliste Zeit. Leute die Halbtags arbeiteten, drängten, um nach Hause zu kommen, Mütter mussten das Essen vorbereiten und Ganztagsarbeitende wollten unbedingt noch Mittagessen.
Im Gegensatz zu Ben Jäger, der sass mit seinem Partner Semir Gerkhan im Mercedes und beide assen genüsslich einen Hamburger. Sie standen auf einem Autorastplatz und begutachteten den Verkehr. "Wieso stressen die Leute eigentlich immer so?", fragte Ben sich selbst und Semir zog eine Augenbraue hoch. "Es gibt kaum Leute, die so locker denken wie du..." "Alles Spiesser", erwiderte der Jüngere und biss in seinen Hamburger. "Die Spiesser, haben auch keinen reichen Vater, der dem Sohn immer ein paar Euros in den Hintern steckt!" Ben streckte Semir nur die Zunge raus. "Jedenfalls, können die nicht einfach in den nächsten Fastfoodladen und sich es dann gemütlich machen." Ben lächelte. "Deshalb liebe ich meinen Job", sagte er dann und nahm den letzten Bissen seines Hamburgers. Danach steckte er den Schlüssel und startete den Motor. Er bog in die Einfahrt ein und befand sich dann auf der Autobahn. "Scheint aber ruhig zu sein heute..." Ben zweifelte. "Immer wenn du das sagst, passiert was Semir, das gefällt mir gar nicht!" Semir grinste. "Ich dachte, du wärst kein Spiesser..."
Ben überholte einen kleinen weissen Golf. "Ich bin auch kein Spiesser, aber auch ich möchte meine Ruhe haben..." Semir lachte. "Wirst du langsam alt?", fragte er stichelnd und Ben zog eine Schnute. "Bei den jungen Mädchen bist du mit 31 schon so gut wie tot. Ich habe das beobachtet, als 13-Jährige die Schwester ihrer besten Freundin fragte, wie alt sie seie. Sie sagte zwanzig und die hatten Augen so gross wie Billiardbälle." "Damit musst du dich abfinden." Semir schaltete das Radio an und lehnte sich nach hinten. Es lief gerade Udo Jürgens mit seinem Hit "Mit 66 Jahren". "Das nenn' ich mal passend!", kommentierte Ben und schüttelte mit dem Kopf. Beide schreckten auf, als ein gelber Lotus sie mit hoher Geschwindigkeit überholte. "Ey!", protestierte Ben und schüttelte mit dem Kopf. "Das gibt ein gewaltiges Knöllchen", sagte Semir und holte die Kelle hervor. "Hol' ihn mal ein, dem will ich Manieren beibringen!" Ben drückte auf's Gas und konnte sich dem Lotus nähern. Semir öffnete das Fenster und hielt die Kelle heraus. "Hoffentlich hält..." Zwei Schüsse durchdrangen den Wagen und sausten knapp an den Beiden vorbei. "So ein Arschloch", zischte Semir und holte seine Waffe hervor. Er erwiderte das Feuer. Ben musste immer wieder einen Wagen überholen und benutzte dazu ziemlich gefährliche Fahrmanöver.
"Kannst du nicht ruhiger fahren?", fragte Semir. "Ich kann auch auf 80 zurückfallen und den Typen entkommen lassen!", giftete Ben zurück. Der Fahrer des Lotus lehnte sich nach hinten und schoss weiter. Dabei übersah er einen leeren Autotransporter und fuhr direkt in ihn hinein. Der Wagen flog über die Rampe hinaus und überschlug sich. "Heilige Scheisse", stiess Ben hervor und fuhr auf den Pannenstreifen. Beide stiegen aus und rannten auf den Wagen zu, der auf dem Dach zum stehen gekommen war. Semir rannte sofort auf die Fahrerkabine zu und sah den blutüberströmten Fahrer. Er legte den Finger auf den Hals. "Nichts", sagte er, als Ben auf ihn zukam. Dieser hob die Hand. "Hörst du das?", fragte er und Semir sah unter den Wagen, wo Benzin auslief. "Los, weg hier!", schrie er und zog Ben mit sich. Sie hasteten weg und schon knallte es. Eine Druckwelle von enormer Stärke riss sie zu Boden. Ben sah Semir mit funkelnden Augen an. "Ich habe es dir doch gesagt!", kommentierte er und Semir rollte mit den Augen. "Irgendwas gebrochen?" Ben schüttelte mit dem Kopf. "Und du?" Semir tastete sich ab. "Nein, mir geht's gut, im Gegensatz zu dem armen Kerl, der gerade zum Barbeque wird."