Claudia sah ihre Kollegin Michaela an. „So das waren die Letzten..“ sagte sie. „Mein Gott waren die heute anstrengend..“ stöhnte Michaela und winkte dem letzten Kind aus ihrer Gruppe zu. Die Beiden leiteten einen Kindergarten ohne kirchlichen Beistand. Insgesamt betreuten sie 25 Kinder in zwei Gruppen. Doch es gab ein Problem. Da der Kindergarten mitten im Wohngebiet lag waren einige Nachbarn vor Gericht gezogen, weil sie sich von dem Kinderlachen gestört fühlten. Zunächst legte der Richter den beiden Erzieherinnen auf, sich um die Kinder zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie während der Ruhezeit bis mindestens 15 Uhr ruhig zu sein haben. „Die stellen sich das so einfach vor. Mann das sind doch noch Kleinkinder… die kennen die normalen Zeiten doch gar nicht.“ Stieß Claudia wütend aus. Michaela verstand ihre Freundin und Kollegin sehr gut. „Hör mal… ich finde wir sollen es versuchen. Wir sollten uns endlich eine andere Räumlichkeit suchen. Ich hätte da was in der Nähe am Rhein. Aber das muss renoviert werden. Wir sollten es uns anschauen, was hältst du davon?“ schlug Michaela vor. Claudia nickte „Ich bin dabei. Immer noch besser als den Süßen hier die Freude zu verderben. Wo genau ist das?“ wollte sie wissen. „Marienburg… eine alte Anlage… ein großer Park wo die Kleinen ohne zu stören spielen, schreien, lachen können.“ kam stolz von Michaela. „Gut… fahren wir hin und sehen es uns an.“ Schlug Claudia vor. Schon waren die beiden Frauen unterwegs. Doch als sie am alten Gebäude angekommen waren sah es nicht gerade sehr rosig aus. „Hier müssen wir einige Tausende reinstecken. Wie willst du die denn zusammen bekommen? Das Elterngeld ist nicht so hoch…“ stöhnte Michaela. „Dann werden wir das Geld eben sammeln… die Eltern unserer Babys werden uns sicher helfen und ich könnte mir vorstellen dass noch andere mitmachen. Wir werden einen tollen Spieltag machen. Spiele für alle. Für Jung und Alt… Und dann wirst du sehen...im Nullkommanichts haben wir die Renovierungskosten im Kasten..“ prophezeite Claudia. Michaela sah sie skeptisch an. „Also gut... ich bin dabei und was für Spiele hast du da gedacht?“ ließ sie sich breitschlagen. „Schlammschlachten für Erwachsene... wir beide im Ring und die anderen zahlen einen kleinen Eintritt. Die Herren der Schöpfung werden sicher begeistert sein, außerdem können wir so mal unser Hobby ausleben...“ schlug Claudia vor. Michaela lachte leise. „Schlammcatchen... da bin ich dabei...“ stimmte sie ein. Nur wenige Tage später war der Vertrag unterzeichnet und die Eltern über den Umzug informiert. Auch der Flyer wegen der Veranstaltung wurde den Kindern bzw. den Eltern mitgegeben.
Am nächsten Morgen saß Andrea mit Semir und Aida am Tisch. „Semir....hast du schon mitbekommen...der Kindergarten von Aida zieht um. Am Rhein...ein wunderschönes kleines Anwesen ohne nörgelnde Anwohner.“ erklärte sie. Vor wenigen Tagen wurde die darüber informiert, dass die Anwohner dem Kindergarten gegenüber Beschwerden eingereicht hatten und sich über den Lärm der spielenden Kinder aufgeregt hatte. Einer der Richter hielt es für sinnvoll und forderte die Erzieher auf, die Kinder ruhig zu halten. „Diesen Richter würde ich sehr gern mal persönlich gegenübertreten und dann sagen, was ich von seinem Urteil halte. So etwas ist einfach unmöglich...“ knurrte Semir. „Wie kann man sich über das Lachen der Kinder aufregen? Wie frage ich dich. Es gibt nichts schöneres...“ hängte er an. Andrea nickte. „Ja aber da gibt es noch ein Problem. Das Gebäude muss renoviert werden und da der Kindergarten weder städtisch noch kirchlich unterstützt wird benötigen sie Geld der Eltern und Eigeninitiativen. Ich werde mich dort auf jeden Fall engagieren.“ gab Andrea bekannt. „Ja sicher... aber nicht zu hart...denk an unser Kind und außerdem hast du ja auch noch die Jugendlichen. Übernehme dich nicht... Andrea...“ bat Semir. „Mach ich nicht... aber ich will dem Kindergarten auch helfen. Finanziell und mit eigenem Einsatz. Ich dachte mir, dass wir eine Geldspende machen und außerdem zu dieser Veranstaltung gehen. Semir.... ich will das du mitkommst. Von mir aus auch Ben und all die Kollegen. Es ist doch für einen guten Zweck. Oder aber wenn ich in der Wache sammele. Jeder nur einen kleinen Betrag... das hilft....“ schlug Andrea vor. Semir nickte. „Ich geben 200 Euro....das kannst du dann schon mal verbuchen.“ legte Semir den Betrag fest und bekam von Andrea einen dicken Kuss. „Danke du bist der Beste...“ lobte sie ihn. „und Ben wird sicher auch was geben. Er will schließlich Patenonkel für unser Kind werden...“ lachte er nur.
Christopher Klein sah seinen Dienstkollegen an. „Weißt du was mir absolut nicht passt?“ wollte er von Frank Schilling wissen. „Nee…aber so wie ich dich kenne Chris, wirst du es mir gleich sagen.“ Mutmaßte dieser. „Überleg mal. Wir haben doch einen beschissenen Job. Wir kurven hier für die Banken rum und haben manchmal so viel Geld auf der Ladefläche, dass wir damit ein schönes Leben machen können. Aber nee.. .was tun wir? Wir bringen es brav zur Bank und kassieren dafür einen Lohn, der sich nicht lohnt. Wenn wir überfallen werden, dann bekommen unsere Witwen ein paar tröstende Worte und mehr nicht…“ knurrte Christopher. „Hey… dazu musst du erst einmal verheiratet sein. Ich habe Frau und drei Kinder und bin froh über jeden Job den ich haben kann. Ich finde es nicht weiter schlimm.“ meinte Frank nur. Chris schüttelte den Kopf. „Siehst du genau das meine ich… was würde denn mit deiner Frau passieren, wenn du erschossen wirst? Nichts.. sie wird trauern und nicht wissen, wie sie die Kinder großziehen soll, was sie ihnen sagen wird, warum…..der Vater nicht mehr da ist..“ kam von ihm. Frank lachte. „Nur keine Sorge…ich habe sie abgesichert. Risikolebensversicherung. Wenn mir was passieren sollte, dann bekommen sie genügend Geld, dass sie ohne Sorgen leben kann…“ lachte Frank leise. „Das ist gut…dann hast du sicher nichts dagegen, wenn du nun stirbst oder?“ wollte Chris wissen und zog seine Waffe. Er richtete sie auf Frank, der ihn verdutzt ansah. „Was soll das?“ fragte er doch im gleichen Augenblick wusste er was sein Kollege meinte. „Du …Chris…bitte nicht…bitte…“ flehte er und glaubte sogar zu sehen, wie die Kugel aus dem Lauf kam. Sein Leben rannte in Sekunden an ihm vorbei. Den Einschlag spürte er nicht mehr.