"Wer liebt, der muss auch wissen, dass er leiden kann; Wer nicht liebt, der leidet bereits."
- russisches Sprichwort -
„Ben?“, hauchte sie ihrem Liebsten ins Ohr. „Mmmmhhhhhh.“, kam es nur von ihm und er drehte sich mit verschlafenen Augen zu seiner Liebsten um. Seit einigen Wochen war Gina ständiger Gast bei Ben in seiner großen Wohnung. „Es wird Zeit fürs Frühstück...“, lachte sie und küsste ihn auf sein Tattoo, dass sie so an ihm liebte, und dann auf den Mund. Er schlang seine Arme um sie und drehte sie mit sich auf den Bauch. Gina stieß einen spitzen Schrei aus und Ben fing sie an, zu kitzeln, was sie nur erwiderte. Beide genossen das pure Zusammensein in vollen Zügen und es war auch noch Wochenende, das hieß, er hatte keinen Dienst. Endlich hatte er wieder einen freien Sonntag und den wollte er mit Gina voll und ganz genießen, bevor es morgen wieder in den stressigen Alltag voll von Metall, Blei, Benzin und Semirs Genörgel ging. „Komm, lass uns frühstücken und dann raus gehen. Es ist so ein herrliches Wetter draußen.“, meinte Gina und küsste ihren Freund mit italienischer Leidenschaft auf die Lippen. Ben bekam kaum noch Luft, so intensiv waren ihre Küsse. Er keuchte kurz, als sie sich wieder lösten. „Wow...“, stieß er aus und Gina lachte mit ihrem herzhaft lautem Lachen. „Komm...“, meinte sie und zog Ben aus dem Bett. Langsam verschwanden sie in der Küche und deckten gemeinsam den Tisch. Schnell war ein herzhaftes Frühstück gezaubert und die beiden genossen die ruhige Stille des angebrochenen Samstag Vormittags. Beide machten sich dann fertig und gingen in die sommerliche Wärme raus, genossen das schöne Wetter und tobten im Freibad herum.
Währenddessen war eine Autokolonne auf der Autobahn Richtung Köln unterwegs, die eine besondere Fracht transportierte. „Signore Saviano, wir erreichen gleich Köln und dann sind sie in Sicherheit.“, meinte der italienische Polizist. „Bist du dir da so sicher, Fabrizio?“, fragte Roberto Saviano. Er war einer der Aufdeckjournalisten, der in Italien offen gegen die Mafia kämpfte und dafür von ihnen verfolgt und mit dem Tod bedroht wurde. Deshalb reiste er unter schwersten Sicherheitsvorkehrungen von Ort zu Ort und stellte seine Werke über die Mafia vor. Doch er konnte nie ein normales Leben führen, seine Familie sehen und sein Sohn aufwachsen sehen. „Ich hoffe es sehr... der Anschlag vom Freitag war mal wieder sehr knapp.“, meinte er und sah zum Fenster raus. Da war er, der die Stadt überragende Kölner Dom. Das sollte also für die nächsten Tage seine Zufluchtstätte sein. Die Sonne schien hinter den beiden Türmen hervor und ihm mitten ins Gesicht. Er zog den Sonnenschutz runter und kniff seine Augen zu. „Wo werde ich untergebracht?“, wollte er wissen. „Wir haben eine Wohnung mit direktem Blick auf den Dom bekommen. Da werden sie sich wohl fühlen. Die Wohnung hat einen direkten Zugang zur Tiefgarage, sodass sie ungesehen hinein und wieder hinaus können.“, erwiderte Fabrizio. „Und was ist mit der deutschen Polizei?“, wollte er wissen und sah den italienischen Polizist an. Doch er sollte keine Zeit finden, die Frage zu beantworten.
Der Wagen wurde von einem großen Geländewagen in die Seite gerammt. „Ach will der denn?“, schrie Fabrizio auf und drückte Roberto in den Fußraum hinunter und entsicherte dabei seine Waffe. „Unten bleiben...“, schrie der Polizist und sackte schon im nächsten Moment getroffen im Sitz zusammen. Die Kerle durchlöcherten den Wagen nur so und versuchten ihn immer wieder von der Straße zu drängen. Roberto lag zitternd im Fußraum und hielt sich schützend die Hände über das Gesicht. Immer wieder hörte er das Zischen der Kugeln, die dich neben ihm ins Sitzpolster einschlugen oder die Scheiben zertrümmerten. Eine glitt haarscharf an seiner Hand vorbei, er spürte den heißen Lufthauch der Kugel auf seinem Handrücken. Und immer wieder wurde der Wagen von hinten oder von der Seite gerammt. Durch das Ruckeln fiel die Waffe von Fabrizio in den Fußraum und vor Robertos Augen. Instinktiv nahm er sie auf und feuerte einfach zurück. Immer durch die Heckscheibe auf den Kühlergrill des Geländewagens. „Verdammt, verschwindet endlich.“, stieß er aus und es schien, dass seine Gebete erhört wurden. Denn der Wagen ließ sich zurückfallen und verschwand im hinteren Verkehr. Roberto atmete auf und sah sich um. Fabrizio lag neben ihm, der Körper mit Kugeln durchlöchert. „Luca?“, rief er nach seinem Fahrer. „Alles in Ordnung, Roberto?“, erwiderte er. „Ja, aber fahr auf den nächsten Rastplatz und ruf die deutsche Polizei an... Sag ihnen, wir wurden angegriffen und sie sollen uns zu unserer Wohnung eskortieren.“, stieß er mit geschockter Stimme aus. „Sofort Roberto.“, meinte Luca und griff zum Autotelefon. Wie gut, dass er die Sprache einigermaßen beherrschte.
...