Gina saß in Bens Wohnung und versteckte den Koffer mit ihrer Waffe in Bens Wandschrank. Sie hoffte, dass sie ihn nun nicht mehr brauchen würde. Von ihrer Last befreit setzte sie sich vor den Fernseher und schaltete das Gerät auf einen der lokalen Sender ein. Sie hatte sich einen Cappuccino gemacht und wollte gerade die Tasse zum Mund führen, als sie auf den Bildschirm den Charakterkopf ihres Opfers sah, dass sie heute Mittag erschossen hatte. Schlagartig ließ sie die Tasse los, diese zerschellte auf den Boden und der Kaffee ergoss sich über das Lamynaht. Sie stellte den Ton lauter und hörte schon die leicht gequälte deutsch sprechende Stimme von Roberto Saviano, der auf die Antworten des Interviewers mit scharfer Zunge antwortete und so die Familien der Mafia und deren Geschäfte in Italien und in Deutschland enttarnte. „Verdammt, wenn das Do Guido herausfindet.“, stammelte sie und merkte nicht, wie ihr Handy vibrierte und Alarm schlug. Dann endlich ging sie ran. „Gina... siehst du auch das, was ich gerade im Fernsehen sehe?“, fragte er wütend. „Das kann ich mir nicht erklären... ich... ich habe geschossen. Er müsste tot sein.“, stammelte sie und sah immer wieder gebannt auf den Fernseher, wo Roberto sein Interview gab. „Es ist mir egal, ob du geschossen hast. Fest steht, dass er noch lebt. Sorge dafür ,dass sich das ändert oder wir werden dir einen Besuch abstatten und du kannst sicher sein, dass wir dir keinen Höflichkeitsbesuch abstatten.“, fauchte Guido, der sonst so sanft zu dieser Frau war, und legte dann auf.
Gina überlegte dann, nahm sich den Plan, den sie aus Bens Computer gezogen hatte, zur Hand. Akribisch arbeitete es in ihrem Hirn und sie überlegte, wie sie es beim nächsten Mal anstellen würde. Dieses Mal musste es klappen, denn Don Guidos Worte waren keine leeren Drohungen. Da... die Signierstunde im Buchladen... viele Menschen, jede Menge Versteckmöglichkeiten und sicherlich verwinkelte Fluchtwege. Dieses Mal musste es klappen. Sie würde nicht noch eine dritte Chance bekommen. Nein, dieses Mal musste es funktionieren oder sie konnte selbst sich die Kugel geben.
Ben und Semir standen im Foyer des Senders und warteten auf Roberto. „Scheiße Semir, was, wenn ....“, Ben rang nach den richtigen Worten. Er musste seinem Partner reinen Wein zwecks seines Verdachtes des Computers einschenken. „Was wenn ich schuld daran bin, dass Luca tot ist.“, kam es von Ben und schlagartig drehte sich Semir um. „Sei nicht albern Ben. Das kann doch kaum sein.“, lachte er zynisch. „Doch... Susanne hat heute erzählt, dass ich mal wieder mein Computer angelassen habe.... und meine Freundin hat mich im Büro gesucht. Es kann doch sein... ich sag so was nicht gerne... aber was, wenn sie etwas damit zu tun hat?“, stieß Ben aus und schüttelte gleichzeitig mit dem Kopf. „Ben... ich dachte, du kennst sie schon seit zwei Monaten. Hast du je etwas auffälliges an ihr bemerkt... etwas, dass dich an ihr zweifeln ließ?“, fragte Semir und hatte seine Stimme mit Besorgnis angereichert. „Nein, hat sie nicht.“, erwiderte Ben und sah mit bedrücktem Gesicht auf Semir runter. „Na siehst du... ich wette, da gibt es eine andere Erklärung dafür. Hartmut wird schon was finden und in zwei Tagen haben wir es auch überstanden.“, meinte er und sah dann wieder zur Tür, als Roberto herauskam. Sein Gesicht war von Fertigkeit und Erschöpfung gezeichnet und seine Stirn war vom Schweiß übersäht.
„Ich habe es überstanden. Auch wenn Luca dafür sein Leben geben musste.“, meinte er nur und sah betreten zu der Stelle, wo die Kreidemarkierungen die letzten Umrisse seines Freundes und Leibwächters kennzeichneten. „Kommt, lasst uns nach Hause fahren. Es war ein schwerer Tag und wir sollten für morgen alle noch besser ausgeruht sein.“, meinte Semir nur und fuhr mit Roberto und Ben zu sich nach Hause. Ben fuhr gleich weiter. Er wollte den Abend mit Gina verbringen und sich einfach nur entspannen.
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Frohe Weihnachten euch allen und stressfreie Feiertage