Jungeninternat Friedenshöhe 1996
Tobias Herder band sich den Arm ab. Er musste schnell machen. Fertig sein bis sein Stubennachbar ins Zimmer kam. Gekonnt hielt er den Gürtel mit seinen Zähnen fest und nahm die klein Spritze. Darin seine Tagesdosis Heroin. Er war jetzt 18 und ohne dieses Zeug würde er sein Abi sicher nicht schaffen. Dieser Prüfungsstress macht ihn fertig... komplett fertig. Das musste nicht sein. Er wollte Arzt werden. Er wollte studieren. Er musste es … er brauchte es. Die Tür ging auf. „Tobi…komm…der Pauker kommt…Er…“ kam von Ben Jäger der nun erschrocken registrierte was sein Stubennachbar machte. Schnell sprang Ben auf ihn zu und schlug ihm die Spritze aus der Hand. „Was soll das denn? Spinnst du?“ faucht er ihn wütend an. „Ben…ich …ich brauche das…bitte sag nichts… ich will Arzt werden… bitte es ist nur bist zur Prüfung…“ stammelte Tobias. Ben schüttelte den Kopf. „Oh nein…. Das wirst du nicht… du machst dich kaputt…so wirst du nie Arzt!“ schrie Ben ihn an. Wütend verließ er den Raum und nur wenig später kam der Lehrer Ralf Hutschenräuter in den Raum. Auch dieser sah, was hier ablief. Das Urteil war für Tobias Herder hart. Er musste das Internat verlassen. Aus der Traum Arzt zu werden. Aus der Traum einen angesehenen Beruf zu erlangen. Als Tobias ging sah er noch einmal zu Ben Jäger, der sich etwas abseits aufhielt. Er ging zu ihm hin und sah ihn fest an. „Du wirst noch daran denken… du Verräter… du wirst eines Tages dafür bezahlen..“ drohte Tobias. Doch Ben Jäger schien unbeeindruckt. „Tobi… du wärest als Drogensüchtiger kein guter Arzt. Lass dir helfen…mach eine Therapie…“ kam leise von Ben. Doch Tobias wollte davon nichts hören. Er wäre von dem Heroin runter gekommen. Er wäre sicher nicht süchtig geworden. Doch von diesem Zeitpunkt an ging sein Leben bergab. Tobias geriet in den Strudel des Drogensumpfes und musste sich sogar prostituieren. Ein Mann sprach ihn an und sagte, er könnte ihm helfen. Ganz umsonst und für nur eine kleine Gegenleistung auch die tägliche Ration an Heroin bekam. Es hörte sich so einfach an. Tobias nahm das Angebot an.
12 Jahre später:
Robert Esslinger war mit seiner Harley auf der A4 unterwegs. Er liebte es in den letzten Sommertagen eine Runde zu drehen. Die Maschine lief rund und alles war in bester Ordnung. Er fuhr bis zur Autobahnpolizei an der sein alter Schulfreund Ben Jäger seinen Dienst versah. Die Wiedersehensfreude wird sicher groß werden, zumal sich die Beiden sei Ende der Schulzeit nicht mehr gesehen hatten. Seine Gedanken gingen zurück dennoch war er konzentriert. Ben und er kannten sich vom Kindergarten an. Roberts Vater war ein erfolgreicher Banker und er ist nach der Schule in die Fußstapfen des Vaters getreten, während Ben als Rebell sich für eine polizeiliche Laufbahn entschieden hatte. Der Wunsch zur Polizei zu gehen, hatte Ben schon ab der siebten Klasse. Und er ließ von diesem Entschluss nicht abbringen. Sein Vater der damals schon sehr erfolgreiche Conrad Jäger hatte alles versucht um ihn davon weg zu bekommen, doch Ben machte sein Ding. Robert bewunderte Ben für diese Entschlossenheit. Er erreichte sein Ziel und stellte die Maschine auf dem Parkplatz um. Er war recht leer. Hier schien nicht wirklich viel los zu sein, dachte er und betrag das große Büro. „Guten Tag.... ich suche Herrn Ben Jäger? Ist er gerade zu sprechen?“ gab er seinen Besuchsgrund an einen baumlangen dürren Polizisten weiter. „Einen Augenblick... wie heißen Sie denn?“ kam die Gegenfrage. Robert grinste leicht. „Sagen Sie ihm einfach der Eisbär wäre da..“ schlug er vor. „Der Eisbär?“ kam etwas abwerten von dem Polizisten die nächste Frage. „ Ja genau... der Eisbär..“ wiederholte Robert geduldig. Der Polizist ging in eines der angrenzenden Büros. Robert sah wie sich ein junger Mann erhob und durch die Scheibe schaute. Das Gesicht war recht überrascht, doch schnell kam ein breites jungenhaftes Grinsen hervor. Robert hob die Hand. Die Tür ging auf. Ben Jäger rannte regelrecht auf ihn zu. „Mensch Robert!!“ lachte er freudig. Die Männer fielen sich um den Hals. „Hey...Benni!! Alter Schwede......“ gab Robert zurück. „Was machst du denn hier? Hast du einen Unfall gehabt oder was?“ wollte Ben Jäger wissen. Robert schüttelte den Kopf. „Nein... ich wollte dich einfach mal wieder sehen. Und meine Sehnsucht war so groß, dass ich deinen Alten angerufen habe und nach dir gefragt hab. Er scheint jetzt ja doch sehr stolz auf dich zu sein...“ meinte Robert nur. „Ja... wir haben unser Kriegsbeil begraben. Komm... wir gehen in mein Büro....“ lud Ben Robert ein. Gemeinsam gingen sie in das kleine gemütliche Büro. Dort saß an einem recht aufgeräumten und sauberen Schreibtisch ein weiterer Mann, der sich erhob, als die Beiden eintraten.