Christopher sah in den Rückspiegel und beobachtete seinen Gefangenen. Doch dieser verhielt sich nun ruhig. So fuhren sie fast eine gute Stunde bis Christopher am Straßenrand einen Caravan sah. „Weißt du was Gerkhan…ich habe schon immer das Campen geliebt…du auch? Ja….? Dann habe ich genau das Richtige für uns gefunden.“, lachte er und hielt den Wagen am Fahrbahnrand an. Ein Blick in den Spiegel verriet ihm, dass die Straße aufgrund der Frühe unbevölkert war. Er stellte den Motor ab und wandte sich erneut an seinen Gefangenen. „Weißt du…eigentlich könnte ich dich hier zurück lassen, aber ich weiß dass deine österreichischen Kollegen sicher hinter mir her sind und … du bist nun mal die einzige Garantie, die ich habe. Aber ich werde dich in dem großen Wagen sicher etwas bequemer unterbringen. Aber nur, wenn du jetzt ganz still bist. Wenn nicht…dann….nun ja…“, drohte Christopher. Semir verstand und verhielt sich dementsprechend ruhig. Christopher stieg aus und näherte sich dem Wohnmobil. Vorsichtig lugte er durch eines der Seitenfenster. Keiner zu sehen und die Betten schienen auch unbenutzt zu sein. Seine Augen erhellten sich, als er den Schlüssel stecken sah. Schnell war die Tür aufgebrochen und der Wagen untersucht. Perfekt, dachte er. Hier hatte er alles, was er brauchte, um sich eine Weile zu verstecken und das Beste, er konnte Gerkhan so besser unter Kontrolle halten. Er ging zum Wagen zurück und packte Semir, nahm ihn auf seine Schultern und trug ihn hinüber zum Wohnmobil. „So Gerkhan, hier kannst du bleiben und so schnell wirst du mir hier nicht abhauen.“, lachte Klein, als er Semirs Hände löste, vorzog und am eisernen Tischbein des Wohnmobils wieder festband. Dann ging er vor zum Lenkrad, setzte sich dahinter und schon ging die Fahrt los. Keiner von beiden ahnte, dass sie mit Überraschungen verbunden war.
Ricky und Ben waren mit dem Wagen unterwegs und suchten selbst nach dem Flüchtigen und seiner Geisel. Immer wieder konnte Ben die Blicke nicht von Ricky lassen, die das anscheinend nicht bemerkt. „Hast du schon was entdeckt?“, kam es dann von ihr. Sofort konzentrierte er sich auf die Straße und sah dann in einem kleineren Waldweg einen kleinen Laster stehen. „Da... da ist der Wagen vom Hotel.“, stieß Ben aus und sofort ging Ricky in die Eisen, bremste und schaltete den Rückwärtsgang ein. Schnell stieg Ben aus und untersuchte den Wagen. „Verdammt, sie sind nicht mehr hier.“, stieß er aus und sah sich um. Ricky griff nach ihrem Handy. „Hallo Zentrale... folgende Abänderung der Fahndung.... der Flüchtige Christopher Klein hat das Fahrzeug gewechselt. Bisher kann ich jedoch nicht sagen, welches.“, meldete sie und sah sich dann um. Keine Menschenseele war zu sehen, doch dann kamen zwei vollkommen aufgeregt Menschen von einem kleinen Rasthof, der nicht weit von der Stelle lag, gelaufen. „Wo ist unser Wohnmobil?“, stieß der Mann vollkommen aufgeregt aus und sah seine Frau dann an. Ricky wurde aufmerksam. „Sie vermissen ihren Wagen? Major Rebecca Weinek, Kripo Wien.“, erklärte sie und zeigte ihre Marke. „Ja... wir haben ihn hier nur kurz abgestellt um frischen Kaffee und einige Brötchen zu kaufen.“, erklärte der Mann und seine Frau blickte voller Schreck in die Leere, wo noch vor wenigen Minuten ihr Wagen stand. „Oh mein Gott, Alex ist noch im Wagen.“, keuchte sie vor Schreck und nahm die Hand vor ihren Mund. Man sah, dass sie in anderen Umständen war. Sofort war Ben bei ihr und half der Frau dabei, sich zu setzen. „Ist das ihr Sohn?“, wollte er sofort wissen und musste unweigerlich an den Fall zurückdenken, wo Klein schon einmal ein Kind in seiner Gewalt hatte. „Ja, er ist doch erst 7 Jahre alt und er freut sich doch schon so auf seinen kleinen Bruder.“, weinte sie. „Bitte, sie müssen ihn zurückholen.“, flehte der Mann.
Ben und Ricky stiegen wieder in ihren Wagen, als eine Streife sich um die Eltern kümmerte. „Weit können sie noch nicht sein. Aber die Frage ist, was würde dieser Klein machen, wenn er merkt, dass er eine weitere Geisel hat?“, wollte sie von Ben wissen. „Er ist unberechenbar. Vor einem knappen Jahr hatte er schon einmal ein Kind als Geisel genommen und damit gedroht, es zu erschießen, wenn man ihm nicht freien Abzug gewährte.“, erklärte Ben mit schwerer Stimme und schlug auf das Armaturenbrett. Ricky musste sich eingestehen, dass sie diesen Mann unterschätzt hatte. Dass sie den ganzen Fall am Anfang als zu banal abgestempelt hatte. Doch jetzt.... jetzt war das Leben eines Kindes in Gefahr. Jetzt war alles gefragt, was man von ihr verlangte. „Stephan 23 an alle... gestohlenes Fahrzeug ist weißer Caravan mit folgendem Kennzeichen…”, gab sie durch und hoffte, dass der Wagen schnell gesichtet wurde, ehe das Kind von Christopher Klein entdeckt werden konnte. Sie legte das Funkgerät nach ihrer Meldung weg und startete den Wagen. „Und was jetzt?“, kam es knurrend von Ben. Sie sah ihn an. „Es gibt nur eine Schnellstraße, die sie von hier aus erreichen können und die führt nach Ungarn rüber.“, meinte sie und setzte das Blaulicht aufs Dach, trat das Gaspedal durch und war mit schnellen Reifen wieder auf der Landstraße. Hoffentlich wurde der Junge noch nicht entdeckt, betete sie.
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