Semir saß immer noch in der Hütte und versuchte, seinen Fesseln mit dem Gegenstand zu zerschneiden, der sich hinter seinem Rücken befand. Immer wieder hielt er inne und beobachtete seine Wächter, die schlafend in zwei Ecken der Hütte versunken waren. Schnarchend hoben sich die Brustkorbe der Beiden und senkten sich wieder. „Ich halte den Krach nicht mehr aus.“, dachte Semir und zerschnitt sich entgültig die Fesseln. Endlich, war sein nächster Gedanke. Schnell waren die Seile abgewickelt und er zog sich am Balken hoch. Leise humpelte er vorwärts und musste aufpassen, dass er in der Dunkelheit gegen keinen auf dem Boden liegenden Gegenstand stieß. Vorsichtig durchschlich er den Raum und näherte sich der Tür. Langsam streckte er die Hand aus und griff nach der Türklinke. Erst jetzt bemerkte er das getrocknete Blut an seinem Arm und seiner Hand. Dennoch ließ er sich nicht beirren und umfasste die Türklinke. Schnell drückte er sie nach unten und ... es passierte nichts. „Shit.“, stieß Semir aus und verkrampfte sich plötzlich. „Hab ich es mir doch gedacht... diesem Scheiß-Bullen ist nicht zu trauen.“, fauchte Boris und hatte Semir seine Waffe in den Nacken gedrückt. Oliver war dazu gekommen, packte den Deutschtürken und drehte ihn schlagartig zu sich um. „Wo wollten wir denn zu so später Stunde hin?“, fragte er gehässig und sah Semir böse an. Dieser zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht mit der Schulter. „Ich musste mal... wäre auch wiedergekommen.“, gab er mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht wieder. „Klar.“, stieß Boris aus und rammte wie eine Dampframme seine Faust in Semirs Magengrube.
Keuchend ging Semir in die Knie und schrie auf, als Boris ihm einen Schlag gegen die zerschossene Schulter versetzte. Der Hauptkommissar ging zu Boden und wand sich auf seinem Rücken, wie eine umgefallene Schildkröte. „Steh auf... steh auf oder ich prügele dich hoch.“, schrie Boris und trat mit dem Fuß in Semirs Rippen. Wieder krümmte sich der Hauptkommissar und wandte sich vor Schmerzen auf dem Boden hin und her. Dann zog er sich langsam am Boden entlang, bis er am Tisch war, hielt ihn fest und zog sich hoch. „Okay, was haben sie jetzt mit mir vor?“, wollte Semir wissen und ahnte eigentlich schon, was passieren würde.
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