Andrea ließ sich von Ben nach Hause fahren. „Soll ich heute Nacht bei dir bleiben? Also im Gästezimmer versteht sich...“ bot Ben an. Andrea lächelte leicht „Das wäre ganz toll... ich kann jetzt Trost gebrauchen. Semir da so liegen zu sehen...ich habe Angst... er weiß nicht dass wir leben und er wird aufgeben....ich weiß es... er wird nicht kämpfen...er wird zu uns wollen...“ klagte sie leise. Ben nahm sie in den Arm. „Du hast den Doc doch gehört..es ist alles in Ordnung. Warum sollte er nicht kämpfen...? Vielleicht hat er doch gehört, dass du am leben bist...wir fahren morgen früh wieder hin und sehen nach ihm. Aber du musst auch ein bisschen schlafen...hörst du...“ ermahnte Ben die Frau seines Partners. Müde nickte Andrea. Sie ging mit Ben ins Haus, sah noch einmal zu den Kindern die friedlich schliefen. „Maike...danke dass du dir die zeit genommen hast...“ sagte sie zu dem Kindermädchen. „Wie geht es Ihrem Mann?“ wollte dieses wissen. „Ich weiß es nicht...nicht gut....er...“ Andrea stockte. „Schon gut... Gute Besserung für ihn...“ lächelte Maike und verließ das Haus. Andrea setze sich ins Wohnzimmer. „Willst du noch was essen, Ben?“ wollte sie wissen. „Nein...aber eine Dusche...ich muss duschen...bis gleich..“ lächelte Ben und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Es wird alles wieder gut...glaub mir. Semir wird kämpfen...“ versprach er. Andrea nickte erneut. Sie legte sich auf die Couch und schloss nur kurz die Augen. Das Schellen des Telefons riss sie aus einem leichten Dämmerschlaf. „Hallo?“ fragte sie in den Hörer. „Frau Gerkan..hier ist Schwester Anja...ich...ich bin für Ihren Mann zuständig....ich wollte Ihnen nur sagen, das...das er...“ die Anruferin stockte, doch Andrea war nun hellwach. „Was ist mit ihm?“ fragte sie nach. „Er...hatte einen Herzstillstand.....aber wir konnten ihn wieder beleben...und...er ..er ist stabil...“ erklärte die Schwester. Andrea schloss erleichtert die Augen. „danke...ich … ich bin morgen früh wieder bei ihm...“ gab sie zurück und legte auf. Sie weinte leise, als Ben aus dem Bad kam. Er sah es und setzte sich neben ihr. „Was ist los?“ wollte er wissen. „Semir....er..er....hatte einen Herzstillstand..“ gab sie bekannt. Ben sah sie erschrocken an. „und? Wie geht es ihm?“ wollte er wissen. „Sie...habe ihn zurück geholt, aber..ich habe Angst...ich habe solche Angst..“ weinte Andrea. Ben nahm Andrea in den Arm und versuchte sie zu Trösten, doch es gestaltete sich als sehr schwierig...
„Siehst du...niemand in dem Alter deiner Kinder und deine Frau ist auch nicht dabei. Sie leben und du wirst gebraucht...also mach das du nach links kommst...“ ermahnte der Alte Semir. Sie saßen immer noch an der Straße und der Alte zeigte ein Fotoalbum. Semir blätterte darin. „Das ist mein Vater...!“ stieß er plötzlich aus. „Ja...das ist Mahmut Gerkan...ein mürrischer alter Mann, der sich mit dem Tod nicht abfinden konnte... er ist nicht weit von hier. Und er sieht jeden Tag auf dich und freut sich wie ein Schneekönig. Bei der Geburt deiner Tochter hat er hier einen Tanz veranstaltet sag ich dir...das war ganz großes Kino... und bei deinem Sohn...da ist er noch mehr ausgeflippt...“ lachte der Alte. „Kann ich mit ihm sprechen?“ bat Semir. „Warum willst du das?“ harkte der Alte nach. „ich konnte mich damals als er gegangen ist, nicht mehr entschuldigen..ich habe ihm Unrecht getan und...“ erklärte Semir. „Du musst dich nicht entschuldigen. Er weiß dass es dir Leid tat... aber wenn du zu ihm gehst, dann wirst du sterben...denn er ist auf der anderen Seite...du gehörst nicht dort hin...du wirst gebraucht....“ lächelte der Mann. Semir dachte nach. „Gibt es hier keine Autos?“ wollte er dann wissen und sah auf die Straße. „Nein...leider nicht....hier bist du auf deine Füße angewiesen... der Chef hier würde mir ganz schon was geigen, wenn ich dir eines seiner Fahrzeuge gebe....“ lachte der Alte. „Warum?“ harkte Semir nach. „Weil du zu viele Wagen schon geschrottet hast. Ich habe hier eine Liste die ellenlang ist....Hier....Wagen gegen die Wand gesetzt...Wand umgestürzt, Wagen begraben..konnte ihn in letzter Sekunde retten...oder hier.... Frontal mit einem LKW zusammengestoßen.....bevor Auto Feuer fing, kam er mit meiner Hilfe raus....so geht das die ganze Liste runter.. kannst ja lesen wenn du willst.. Weißt du eigentlich wie oft dein Schutzengel schon Überstunden machen musste nur damit du überlebst? Der Arme liegt mir ständig in den Ohren, aber Schutzengel ist halt ein lebenslänglicher Job.“ grinste der Alte. „Vielleicht sollte ich dann etwas mehr aufpassen..“ grinste Semir. „Das hätte was..ich bin nicht mehr der Jüngste und es ist wirklich sehr anstrengend auf dich aufzupassen...“ stöhnte der Alte. Semir stutzte. „Du ...bist mein Schutzengel?“ fragte er erstaunt.