„Okay, was ist los?“, wollte Semir wissen. Steven sah ihn nur an. „Was soll denn los sein?“, fragte er und kratzte sich nervös an der Nase. Semir sah ihn eindringlich an. „Ich habe gestern ein Gespräch in der Bibliothek belauscht und da habe ich deine Stimme gehört.“, ließ der Hauptkommissar seine Karten auf den Tisch fallen. Steven sah auf. „Wie... was... ich... ich war schon lange nicht mehr in der Bibliothek.“, erklärte er scheinheilig und so schlecht, dass er sich selbst es nicht geglaubt hätte. „So? Wieso hab ich dich dann da gesehen?“, log Semir und beobachtete sein Gegenüber genau. Er sah, wie die Haaransätze zurückschnellten und sich die Ohren aufstellten. Seiner Erfahrung nach, ein sicheres Anzeichen für das Aufdecken einer Lüge. „Aber... ich ... ich....“ „Junge, du kannst mich nicht belügen. Du solltest es auch nicht länger versuchen. Ich merk das sofort. Vergiss nicht, ich bin ein Bulle.“, stieß Semir mit gedämpftem Zorn aus. „Ich weiß, aber ich kann es ihnen nicht sagen. Jedenfalls noch nicht. Nicht, ehe nicht alles überstanden ist.“, stieß Steven aus und riss sich los. Er rannte aus dem Raum raus und verschwand in der Studentenmenge, ehe ihm Semir folgen konnte. „Verdammte...“, stieß er wütend aus und packte seine Sachen zusammen. Er musste diesen Jungen unter Druck setzen. Irgendwas wusste er doch. Oder war er vielleicht selbst der Täter?
Ben saß in der PASt und dachte über das, was Semir gesagt hatte, nach. „Ben... wir haben wieder einen Toten.“, stieß Susanne aus, als sie vollkommen außer Atem ins Büro kam. „Wo dieses Mal?“, fragte er sofort, war aufgesprungen und nahm seinen Schal und seinen Mantel. „Nicht weit vom ersten Fundort. Eigentlich auf demselben Rastplatz, nur etwas weiter im Wald hinein.“, erklärte Susanne und sah nur noch, wie Ben an ihr vorbei rannte. Schnell stieg er in seinen Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen vom Hof der Polizeistation. Mit schnellem, rasanten Fahrstil kämpfte sein Mercedes sich durch die schneebedeckten Spuren der Autobahn und war in wenigen Minuten am Rastplatz, dem Schauplatz des ersten Mordes, angelangt. Hartmut und seine Kollegen der Spurensicherung sowie der Pathologe waren schon vor Ort und gingen, in ihren jeweiligen Dienstanzügen, ihrer Arbeit nach.
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