15. Kapitel - Verschwunden
Annelie sah auf und erblickte das Trümmerfeld. Hustend stemmte sie sich auf die Beine und brachte das Kind zu seinen Eltern. Verdammt, die Erpresser schienen also ihre Drohungen wahr zu machen. Sie musste schnell Semir und Ben informieren. Sicher waren sie noch bei Lukas. Doch erstmal waren die Leute hier dran. Annelie kümmerte sich um die Verletzten und sah dann, wie ein Krankenwagen auf sie zugefahren kam. Der Notarzt sprang raus und widmete sich dem ersten Verletzten. "Sind sie in Ordnung?", fragte Annelie alle Personen, doch jeder schien nur einen leichten Schock oder leichtere Schrammen durch kleine Splitter zu haben. Sie entfernte sich etwas und wollte telefonieren, als der Arzt zu ihr kam. "Hallo? Sind sie soweit in Ordnung?", wollte er wissen und kramte in seiner Tasche herum. "Ja danke, mir geht es soweit gut.", entgegnete sie nur und wischte sich den Staub aus den Augen. Als sie die Hand wieder wegnahm sah sie, wie etwas spitzes auf ihren Oberarm zufuhr und plötzlich merkte sie den Einstich. "Hey, was...", doch dann versagte ihre Stimme und langsam flatterten die Augenlider. Sie merkte gar nicht, wie sie von den vermeintlichen Arzt aufgefangen und auf die Trage gepackt wurde. Die beiden Sanitäter hievten sie in den Rettungswagen und fuhren mit ihr davon. Das Chaos war groß und niemand bekam etwas davon mit. Zurück blieben der Alfa und ihr Handy.
Der Arzt kam zu Lukas ins Zimmer. "So, Herr Steiner, ich denke, sie werden schon auf mich warten, oder?", lächelte er nur und sah dann auch Ben und Semir an. "Doktor, was ist mit unserem Kollegen? Wird er wieder gelähmt?", stieß Semir aus und nahm Lukas die Frage vorweg. Dieser schluckte schwer und sah den Arzt an. "Nein, das nicht...es war einfach eine schwere Prellung, die auf die alte Verletzung drückte. Allerdings sollte er sich zur vollen Genesung noch zwei Wochen häusliche Ruhe gönnen. Arbeiten oder gar Sport wären im Moment für ihn mehr als gefährlich. Es war eine Frage von Millimetern.", meinte der Chirurg. "Ich...ich werde also gehen können? Also meine Füße bewegen dürfen?", fragte Lukas und schien Tränen in seinen Augen zu haben. Der Arzt lächelte. "Ja, das können sie, aber bitte...laufen sie in den nächsten Wochen keinen Marathon. Ihr Körper braucht Erholung und etwas chemische Unterstützung.", grinste der Arzt und ging wieder. Lukas ließ sich erleichtert ins Kissen fallen. Tränen stiegen in ihm auf. Freudentränen...er würde nicht gelähmt werden...nein, er konnte laufen und sein normales Leben weiterführen. "Ben, was ist los?", fragte er, als er seinen Kollegen mit besorgtem Gesicht sah. "Annelie meldet sich nicht auf ihrem Handy.", murmelte er.
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