Andrea erwachte, als die ersten Sonnenstrahlen ihr Gesicht kitzelten. Sie musste also eingeschlafen sein. Sie streckte sich kurz und blickte dann auf ihren Mann, der noch immer regungslos im Bett lag. "Schatz...", begann sie und strich ihm über die Hand, "du musst gesund werden hast du gehört?" Sie spürte wieder die Tränen hochkommen und stand auf, sie brauchte kurz frische Luft. Hotte und Dieter mussten gegangen sein - sie wurden ja auch gebraucht. Sie begab sich zum Waschraum und weckte ihr Gesicht mit ein wenig kaltem Wasser. Sie sah in den Spiegel. Die Augenringe waren gewaltig und ihr Haar stand wild auf. Ein furchtbarer Anblick. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Erschrocken davon, dass sie es angelassen hatte, flüchtete sie in eine Toilettenkabine, klappte den Deckel zu und setzte sich drauf. "Hallo?", begrüsste sie ihren Anrufer und atmete erleichtert auf, als sie Bens Stimme hörte. Diese klang bedrückt und sie hatte das Gefühl, dass der Partner ihres Mannes geweint hatte. "Ben...gott sei dank, wie geht es dir?" Ben berichtete ihr ehrlich wie verletzt er war und wie es ihm auch innerlich ging. Sie war glücklich, dass er ihr dies alles sagte. "Bei Semir ist es unverändert...", antwortete sie auf seine Frage und dachte kurz nach, "Ben...im Moment bist du keine Hilfe für sie. Komm' doch her. Du kannst Semir auch sehen...du gehörst praktisch zur Familie..." Zuerst kam keine Antwort am Telefon, Andrea wusste, dass Ben zögerte. "Ben sei bitte vernünftig...du hast nicht geschlafen, bist verletzt und schwach. Du wärst ihnen, ehrlich gesagt, ein Klotz am Bein..." Ben versprach zu kommen und hängte auf. Andrea schaltete ihr Handy aus und begab sich zum Empfang um die Schwester zu informieren, dass Ben eben antreffen würde. Er dürfte zu ihr hoch kommen. Die Schwester nickte und Andrea begab sich wieder zurück ins Zimmer, wo wieder das unaufhörliche Piepen des EKG's ihre Ohren erreichte. Sie setzte sich wieder ans Bett und umschloss Semirs Hand mit der ihrer. Was dachte ihre Tochter wohl, dass Mama und Papa nicht da waren?
Ben ging zu Kim Krüger und sagte ihr, dass er kurz nach Semir sehen möchte. Der Chefin war dies sowieso lieber. Sie nickte, besorgte für ihn einen Wagen und gab ihn den Schlüssel. "Aber keine Autobahnkollissionen", mahnte sie und Ben nickte bloss müde. Er stieg in den Wagen und fuhr Richtung Krankenhaus. Als er den Parkplatz erreicht hatte, lief er Richtung Empfang und meldete sich bei der Schwester an. Diese nickte. "Frau Gerkhan hat Sie bereits angekündigt" Sie nannte ihm die Zimmernummer und er benutzte den Aufzug um in den besagten Stock zu kommen. Er konnte kaum nich einen Schritt gehen. Er lief zum Zimmer und klopfte kurz. Andrea öffnete die Türe, sah ihn kurz an und fiel ihm in die Arme. Die Beiden umarmten sich herzlichst und liessen ihrer Sorge um Semir freien Lauf.