Die Bankfiliale der Nordrhein-Westfälischen Sparkasse, die neu eröffnet und direkt an der Autobahn lag, bot in den ersten Morgenstunden an diesem ersten Frühlingstag einen trostlosen Anblick. Zwar hatte sich das Unternehmen alle Mühe gegeben, das Gebäude schön und einladend zu gestalten, doch im Moment lag es eher in einem fahlen Nebeldunst. Bianca Zimmermann, eine der Angestellten, fuhr auf den Mitarbeiterparkplatz vor. Sie war noch recht jung und gerade mit ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau fertig geworden. Dies war ihr erster, richtiger Arbeitstag nach der Praktik- und Einführungswoche. Mit einem dickem Kuchenpaket ging sie auf den Eingang zu und pfiff vor sich hin. Heute konnte ihr nichts und niemand die Laune verderben. Ihr erster Tag, das Wetter war angenehm für die frühe Uhrzeit, der Schnee wich langsam dem Grün des Frühlings und in wenigen Minuten würden die ersten Kunden kommen. Da wusste Bianca Zimmermann noch nicht, was für Kunden sie gleich an ihrem ersten Arbeitstag haben würde.
„Mensch Semir, wie kann man sich nur den Arm brechen?“, tadelte Ben, als er Semir half, ins Auto zu steigen. Das Grinsen auf dem breiten Gesicht des Jungkommissars war deutlich sichtbar. Grummelnd sah Semir nur zu seinem Partner auf. „Hör mal, ich bin nicht schuld daran, wenn diese dämliche Leiter auch einfach so umfällt.“, knurrte er und stieg auf dem Beifahrersitz ein. „Wenn du auch die Leiter auf die Treppe stellst, nur, weil das Bild schief hing, dann musst du dich nicht wundern.“, kam es lässig von Ben. Wieder ein tödlicher, alles durchbohrender Blick von Semir. „Du findest das wohl sehr komisch, oder?“ „Ja, warum nicht?“, erwiderte Ben und schlug die Fahrertür zu, nachdem er eingestiegen war. „Na fein, dann macht es dir ja wohl nichts aus, wenn ich die nächsten vier Wochen bei dir wohne.“ „Hey, mach mir keine Angst am frühen Morgen.“, warf Ben sofort ein. „Ahhh... das gefällt dem Herren dann doch nicht.“ Jetzt war Semir derjenige, der grinste, als er Bens geschocktes Gesicht sah. „Ich fahr dann mal los...“, meinte Ben und startete den Motor. Semir ließ sich, so gut es sein Gipsarm in der Schlinge zuließ, die er gekonnt vor dem Bauch trug, in den Beifahrersitz zurückgleiten und hatte nur ein Grinsen für seinen Kollegen übrig. Irgendwann mussten aber beide lachen und die Sticheleien, die ja bekanntlich jede Beziehung, sei es eine berufliche oder private, beleben, waren vergessen. „Fahr doch bitte noch zur neuen Sparkasse am Rastplatz vor der PASt. Ich muss noch Geld abheben.“, meinte Semir. „Okay, dann komm ich mit. Du bist ja im Moment eher ein einarmiger Bandit.“, lachte Ben und steuerte den Mercedes auf die Autobahn. „Ja, ja.“, kam es nur von Semir.