Verhängnisvolle Verwechslung
Pfeifend ging er durch seine Wohnung und suchte alles zusammen, was er so brauchte. Endlich hatte er ihn bekommen. Endlich, der langersehnte Urlaub. Nach all den stressigen und heißen Wochen im Büro, wo auch noch die verdammte Klimaanlage ausgefallen war und die Außentemperaturen jeden Tag nicht unter 28 Grad fielen. Die letzten Tage waren die schlimmsten, da nichts auf der Autobahn passieren wollte und er und sein Partner nur Berichte schreiben musste. Drei Mal musste er gestern das Hemd wechseln, weil es so schnell durchgeschwitzt war. Aber das war jetzt vorbei. Morgen würde er schon an der kühlen Nordseeküste liegen und sich die Sonne auf seinen Bauch scheinen lassen. „So, Sonnencreme... Badehandtuch... ah, meine Sonnenbrille. Verdammt, die liegt im Büro.“, dachte Ben laut. „Na, werde ich wohl morgen Semir einen Besuch abstatten müssen.“, dachte er laut und grinste, denn Semir hatte auch um Urlaub gebeten, doch die Chefin wollte ihn partout nicht gehen lassen. Sie war der Meinung, dass sie nicht ihre beiden Kriminalkommissare gleichzeitig in Urlaub schicken durfte. Wer aber gehen durfte, sollten beide unter sich ausmachen. Ben schmunzelte bei dem Gedanken, als er daran dachte, wie sie es ausfochten.
„Okay, Armdrücken... wer gewinnt, darf in den Urlaub gehen.“, meinte Semir großspurig und krempelte sich die Ärmel seines Shirts hoch. Ben lachte kurz. „Bist du sicher? Du hast ihn dir doch erst vor einer Woche ausgerenkt gehabt.“ „Jetzt kneif nicht.“, stachelte Semir und setzte sich an den Tisch, bereit Ben zu schlagen. „Na gut, ich hab dich gewarnt.“, konterte der junge Hauptkommissar, setzte sich Semir gegenüber und stellte den Ellenbogen fest auf den Tisch. Hotte und Dieter fungierten als Schiedsrichter, das halbe Büro sah dabei zu, ohne jedoch die Aufmerksamkeit von Frau Krüger zu erregen. „Okay Jungs, seid ihr fertig?“, wollte Hotte wissen und sah beiden in die Augen. Semir und Ben nickten nur. „Dann... los.“, meinte Hotte und nahm seine Hand weg. Sofort begann Semir wie wild zu drücken, während Ben das gleiche tat und den Arm seines Partners leicht senken konnte, doch er wollte es nicht so einfach haben und ließ immer wieder ein bisschen in seiner Anstrengung nach. Immer wieder schlugen die Arme in beide Richtungen aus. Der ganze Kampf tobte etwa zehn Minuten lang, bis Ben dann das Ganze beendete und mit seiner Kraft Semirs Arm auf die Tischplatte warf. Dieser schrie auf, scheinbar war sein Arm doch noch nicht ganz in Ordnung. „Alles okay?“, fragte Ben sofort mitleidig. „Ja... geht schon.“, meinte Semir und hielt sich die Schulter. „Tja, damit hat Ben dann wohl zwei Wochen Urlaub.“, entschied Hotte und wartete gar nicht auf einen Protest seitens Semir. „Ich gönn ihn dir. Ich hätte dich locker fertig gemacht, wenn mein Arm mitgespielt hätte.“, spielte sich Semir auf. Ben musste laut lachen. „Schon klar, Partner.“, meinte er nur und klopfte ihm auf die Schulter.
Ben packte noch schnell seinen Kulturbeutel zusammen, legte sein großes Badetuch für den Strand in den Koffer und brachte dann alles schon runter ins Auto. Morgen wollte er nur noch ins Büro und die Brille holen und dann ... ab an die Küste.