Der Wagen ruckelte hin und her, als er an die Rückseite des Krematoriums gefahren wurde. Florian Stern nahm den Sarg der morgigen Einäscherung, hievte den Leichnam heraus und fuhr mit dem Ding im Fahrstuhl nach oben. „So Freundchen, jetzt kriegst du gleich eine warme und letzte Ruhestätte.“, grinste er und hievte Ben, der an Händen und Füßen mit Kabelbindern gefesselt war, in den Sarg hinein, schloss diesen und trieb dann einige Nägel in den Deckelrand hinein. „So, und wenn du jetzt noch rauskommst, dann geht das aber mit dem Teufel zu.“, lachte Stern, brachte den Sarg wieder nach unten und schob ihn gleich in die Brennkammer. Morgen früh um zehn Uhr würde er den Ofen anheizen und hochfahren. Um viertel nach zehn würden die Flammen so stark sein, dass er den Sarg hineinfahren konnte. Zehn Minuten vor elf würde vom Sarg und seinem Insassen nichts weiter übrig bleiben, als Staub und Asche. Zufrieden ging Florian Stern, löschte das Licht und ließ die nun sarglose Leiche irgendwo verschwinden, ehe er mit der Beute zu sich nach Hause fuhr. Gleich morgen, nach der Arbeit, würde er seinen Hehler aufsuchen und die Steine zu Geld machen lassen. Dann nur noch das Geld in die Schweiz transferieren und immer wieder davon ein bisschen leben. So, dass es keinem auffiel. Zufrieden legte er sich in sein Bett und schlief alsbald ein. Morgen um elf werden alle seine Probleme zu Staub zerfallen sein.
Ben wachte langsam wieder auf und wollte sich erheben. Doch sofort knallte er mit dem Kopf an etwas und ließ sich wieder fallen. Wo war er? Alles war so dunkel und es roch so komisch, irgendwie vermodert. „Hallo?“, versuchte Ben, doch keine Antwort. Er konnte spüren, dass seine Hände eng aneinander gebunden waren. Auch die Füße konnte er nur zusammen und sehr, sehr eingeschränkt bewegen. „Hallo?“, rief er erneut, doch wieder keine Antwort. „Stern, ich mach dich fertig...“, knurrte Ben und versuchte, seine Handfesseln an irgendwas kaputt zu reiben. Zu diesem Zweck suchte er den Rand seines kleinen Gefängnisses ab. Er ahnte fast, dass er wieder in einem Sarg steckte. Genau wie damals, als ihn Wolf Mahler lebendig begraben hat, weil er ihn für den Tod seiner Tochter verantwortlich machte. Die alten Gefühle, die Angst und die Beklemmung stiegen wieder in Ben auf. Langsam bemächtigte sich die Panik der Gedanken des jungen Hauptkommissars und ließ ihn fast durchdrehen. Halt Ben, ermahnte er sich selbst, jetzt nur nicht durchdrehen. Ganz ruhig bleiben...du hast noch einen Trumpf im Ärmel...dafür musst du nur diese Fesseln loswerden. Wieder versuchte er an dem Rand etwas zu finden, womit er die Kabelbinder durchtrennen konnte. Da...eine Nagelspitze hatte sich ins Innere gebohrt. Was für ein Glück, dachte Ben und fing sofort an, die Fesseln daran immer wieder entlang fahren zu lassen. Doch würde er es schaffen, bevor ihm die Luft knapp werden würde? Wie lange reichte denn die Luft in diesem Ding? Ben machte sich keine Gedanken darüber, sondern versuchte immer weiter diese Fesseln loszuwerden. Verdammt, das musste doch hinhauen. Er konnte ja nicht ahnen, was Stern mit ihm vor hatte.
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