Semir und Ben fuhren gerade vor dem Bordell vor, hielten an und stiegen aus, als sie drei Schüsse aus dem Innern des Etablissements hörten. „Shit...“, stieß Semir aus und zog seine Waffe, Ben tat es ihm gleich und gemeinsam stürmten sie, sich gegenseitig deckend, das Bordell. In einer Ecke kauerten verschrocken die Mädchen und eine Blutspur zog sich lang und breit über den schwarzen Teppich in den hinteren Teil des Puffs. Langsam gingen die Kommissare der Spur nach und fanden, in einer Ecke, an einen Karton gelehnt, liegend, einen Mann mit drei Einschusslöchern in der Brust. „Er atmet noch...“, stieß Ben aus, als er den Puls fühlte. „Hallo...können sie mich hören?“, fragte der junge Hauptkommissar und tätschelte dem Mann leicht die Wange. Dieser stöhnte nur auf und zeigte dann mit zitternden Fingern in Richtung Hofausgang, bevor sein Kopf zur Seite kippte. „Verdammt...“ „Los Ben, die Kerle schnappen wir uns.“, zischte Semir und stieß die Hoftür auf, wurde sofort unter Feuer genommen. „Scheiße verdammt...“, schrie er und ließ sich zurück in den Korridor fallen. „Wohl dicke Luft da draußen...“, kam es nur von Ben. „Das kannst du laut sagen. Los, wir versuchen es vorne rum.“, stieß Semir aus und rappelte sich auf. Beide rannten auf die Straße raus. Plötzlich stieß Semir Ben nach vorne, sodass dieser über die Motorhaube des BMWs rutschte. Semir ließ sich nach hinten fallen, als ein schwarzer Mercedes sie beinahe umgefahren hätte. „Man Semir...“, fauchte sein Kollege. „Gern geschehen...“, kam es nur vom Deutschtürken, ehe er sich hinters Steuer setzte und die Verfolgung aufnahm. Ben schwang sich behände auf den Beifahrersitz und konnte gerade noch die Tür zuziehen, als sie an einem parkenden Auto vorbeischrammten. „Hast du das Mädchen gesehen, dass auf der Rückbank saß? Ich wette, das sind Kalvus Leute.“, stieß Semir aus. „Und du meintest, er unternimmt nichts.“, kam es nur von Ben.
Die Fahrt ging auf die Autobahn, in den mittäglichen Reiseverkehr hinein. „Verdammt, hier ist zu viel los. Wenn die auf uns...“, ehe Ben zu Ende sprechen konnte, kamen schon die ersten Kugeln angeflogen. „Hey, nicht meinen Wagen...“, schrie Semir und ging hinterm Lenkrad in Deckung. Ben wollte das Feuer erwidern. „Nein nicht...du könntest die Kleine treffen.“, hielt der Deutschtürke seinen Partner davon ab. „Und was sollen wir deiner Meinung nach machen? Die pumpen uns hier mit Blei zu und wir sollen Däumchen drehen, oder was?“, zischte Ben nur. „Jetzt mach dir mal nicht in die Hosen...du fährst schließlich mit einem Profi.“, grinste Semir nur und zog den Wagen zwischen zwei Lkws hindurch. Doch plötzlich fing einer der großen Laster an, rüberzulenken. „Verdammt, was macht der denn da?“, schrie Ben auf und zog so weit wie es ging sich in den Sitz zurück. „Festhalten...“, hörte er nur Semir sagen und schon kreischte Metall und Funken flogen auf. Der Wagen ruckelte durch und wurde dann wie ein Geschoss zur anderen Seite rausgeschleudert. Er durchbrach die Leitplanke und landete mit der Schnauze in einem Tümpel. Das Wasser spritzte auf und die dreckige Brühe mit der Entengrütze flog durch das weggeschrammte Dach ins Wageninnere. „Boah...neee...“, schrie Ben auf. „Wie war das...Herr Profi?“, fauchte er Semir an. „Hier war noch nie ein Tümpel.“, kam etwas platt von seinem Partner. Ben schüttelte seinen Kopf. „Hey…lass das!!“, fauchte Semir und wischte sich das, was Ben ihm rüberwarf, ab.
Lysanne sah die Männer an. Sie hatte mitbekommen, wie die Männer Fabian erschossen und sie quasi aus diesem Puff gerettet hatte. Doch wer waren sie? Sie kannte die Männer nicht...oder doch? Der eine sah jemanden ähnlich, den sie früher schon mal in der Villa ihres Vaters gesehen hatte. „Hat mein Vater euch geschickt?“, fragte sie nach einer ganzen Weile. „Ja….“, war die knappe Antwort. Als der Mann auf dem Beifahrer plötzlich eine Waffe nahm und auf ein Fahrzeug schoss, zuckte Lysanne zusammen. „Was soll das?“, schrie sie panisch. „Leg dich hin!!“, befahl der Fahrer. Lysanne tat es. Sie hielt sich die Ohren zu als die Kugeln flogen. Wo war sie hier gelandet? Verdammt wer waren die Kerle von denen sie und die Männer verfolgt werden? Wollten sie sie zurück holen? Waren das Freunde von Fabian? Fragen über Fragen schwebten in ihrem Kopf. „Bitte…. Sie dürfen mich nicht bekommen...ich will nicht zurück...“, flehte sie leise. „Nur keine Sorge Lysanne….die werden dich nicht bekommen…“, versprach der Fahrer. „Ich habe Angst…“, kam von ihr. Und man hörte sehr genau, dass die Stimme zitterte. „Wir müssen die Kerle von uns fernhalten!!“, stieß der Fahrer aus. „Ja weiß ich...aber meine Munition geht aus...pass auf…fahr in den Feldweg, der gleich kommt…wir werden versuchen uns einen Vorteil zu verschaffen...“, gab der Beifahrer die Befehle. „Und wie, wenn ich fragen darf?“, wollte der Fahrer wissen. „Du bist Ralf….stimmt es?“, wollte Lysanne wissen. Sie hatte den Mann nun erkannt. „Stimmt, bleib in Deckung!!“, befahl er hart. Sie konnten nur noch sehen, wie der Wagen unter einem Laster verschwand und dann durch die Leitplanke brach. „Haha, das war's...“, stieß Roman aus und Ralf grinste nur. Die Bullen waren geschafft. „Okay, streich das mit dem Feldweg...fahr gleich zum Versteck durch.“, gab Roman bekannt. Ralf nickte und trat das Gaspedal noch weiter durch. Der Mercedes schnellte nach vorne und verließ das Chaos auf der Autobahn und im Tümpel.