„So, da ist ja unser Ausreißer wieder.“, lachte der Mann und Semir erstarrte. Die Waffe war genau auf seine Stirn gerichtet. „Herr Gerkhan, sie hätten es einfach haben können, aber nun...Tja, tut mir Leid.“ „Wer...“, wollte Semir anfangen, doch sackte er dann in sich zusammen. Roman sah Ralf nur an. „So, den haben wir dann mal. Fesseln wir ihn und tragen wir ihn zum Auto.“, stieß der Mann aus, der Semir mit einem dicken Ast bewusstlos geschlagen hatte. Ralf nickte, steckte seine Waffe in den Hosenbund und holte eine Rolle Paketklebeband hervor. Schnell war Semir auf den Bauch gedreht, seine Hände auf den Rücken gezogen und mit ein paar Umwicklungen des braunen Bandes fest verschnürt. Dann waren die Füße dran und zuletzt wurde ihm ein Streifen über den Mund geklebt. „Okay...der sagt so schnell nix mehr.“, stieß Ralf aus, nahm Semir hoch und warf ihn über seine Schulter. Nun gingen sie zurück zum Wagen und verschwanden, ehe jemand etwas bemerken konnte.
Ben wurde am frühen Morgen gleich in die Gerichtsmedizin zitiert. Wegener war mit der Leichenschau schon soweit fertig, dass der dem jungen Hauptkommissar einzelne Ergebnisse mitteilen konnte. „Morgen Ben...noch vollkommen ohne Semir?“, fragte der Pathologe. „Der hat noch zwei Tage Urlaub. Außerdem konnte ich ihn nicht erreichen.“, grinste Ben nur zurück. „Was hast du denn für mich?“, wollte er dann vom Mediziner wissen. „Tja, bei dem Typen ist es einfach. Die Kugel drang durch die Stirn und trat hinten, samt Gehirnmasse, wieder aus. Glatter Durchschuss würde ich sagen. Bei der Frau war es anders. Sie wurde mit dem Brieföffner erstochen.“, erklärte er. Ben nickte nur. „Konntet ihr irgendwas verwertbares in der Kanzlei finden?“, wollte er dann wissen. „Bisher noch nicht...also DNA war keine zu finden. Was die übrigen Spuren angeht, musst du die Typen von der KTU fragen.“, lächelte Wegener und überreichte Ben den Obduktionsbefund. Der junge Hauptkommissar nahm ihn entgegen und fuhr dann zu Hartmut in die KTU. „HARTMUT?“, schrie er durch die große Halle. Er musste schreien. Überall waren mehrere Bauarbeiter damit beschäftigt die Halle zu vergrößern und deren Maschinen waren höllisch laut. „HIER HINTEN...“, kam es nur dumpf und kaum verständlich vom Techniker. Ben folgte dem Geräusch menschlicher Stimme und war dann bald bei Hartmut in dessen sicheren und leiseren Labor. „Was ist denn bei euch wieder los?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „Modernisierungsmaßnahmen...ich kann dir sagen, hier kann man nicht mal in Ruhe arbeiten.“, knurrte der Rotschopf und hielt sich wehleidig die Stirn. „Hast du dennoch was für mich?“, wollte Ben nur schnell wissen. „Ja, ich konnte die Kugeln analysieren, die mir euer Leichenschnippler zur Verfügung gestellt hat.“, erklärte Hartmut. „Ja und?“, harkte Ben nach und sah den Techniker mit ungeduldigem Gesicht an. „Die Kugeln sind identisch mit der, die wir bei dem Bordellbesitzer entfernt haben. Sie stammen aus der gleichen Waffe.“, antwortete er.
...