Semir zuckte zusammen als er die Hände an seinem Hals fühlte. Was sollte nun passieren? Wollte Kalvus ihn erwürgen? Wollte er ihn jetzt… „Nur kein Sorge… so einfach mache ich es dir nicht.“, hörte er Kalvus sagen. Dann spürte er wie die Schlinge um seinen Hals gelöst wurde. Semir entspannte sich etwas. „Du kannst es bequemer haben, wenn du willst….“, schlug Kalvus vor. Semir reagierte nicht. „Gut…du willst nicht….dann solltest du dich nun langsam auf einen Tod vorbereiten… er wird sicher nicht sehr schön...aber schön schmerzhaft werden, das kann ich dir versprechen. Für das, was Lysanne passiert ist, bist du verantwortlich und dafür wirst du bezahlen…“, stieß Kalvus wütend aus. Das nächste was Semir spürte war ein heftiger Schmerz im Rücken. „Mmmhmm…“ machte er um seinen Schmerz auszudrücken. „Halt die Klappe…ich warne dich…wenn du auch nur schreist, dann werde ich anfangen, dir die Gliedmaßen abzuschneiden… mit dem kleine Finger fange ich an…“, drohte Kalvus. Semir spürte, wie der Mann seine Hand nahm und die Finger auseinander bog. „Mmmmhh…“, machte Semir. Kalter Stahl berührte seinen Finger… „Mmmmhh…“, machte Semir wieder. Kalvus lachte. „Ich muss nur noch zudrücken….das Messer ist sehr scharf..willst du, dass ich es an dir teste…?“ wollte Kalvus wissen. Semir schüttelte den Kopf. „Papa….was tust du da?“, kam plötzlich eine weibliche Stimme. „Lysanne…! Geh wieder ins Haus!!“, fauchte Kalvus. Semir betete innerlich, dass die Frau es nicht tat. „Nein…das werde ich nicht…was machst du da? Das ist nicht Marvin…wer ist das?“, fragte die Frau. „Das erkläre ich dir später...geh ins Haus...du musst schlafen!“, befahl Kalvus. „Mmmmhh…“, machte Semir erneut. Ein Tritt erwischte ihn in den Rippen. „Halt die Klappe!!“, schrie Kalvus. „Papa…lass das! Warum tust du das?“, wollte die Frau wissen. „Er…ist an allem Schuld, was dir angetan wurde!! Wenn er mich nicht eingesperrt hätte, dann wäre Marvin nicht an dich ran gekommen und hätte dich auf den Strich schicken können! Er muss dafür bezahlen!! Und das wird er..glaube mir….er wird für jede Minute, die du in der Hölle verbracht hast, bereuen.“, versprach Kalvus.
Ben starrte auf den leeren Schreibtisch von Semir. „Verdammt Partner..wo steckst du nur? Was hat der Mistkerl mit dir vor? Wo soll ich suchen?“ fragte er leise in den Raum. Kim sah auf Ben, als sie das Büro betrat. Draußen legte sich bereits die Dunkelheit über die abendliche Sonne. „Ben? Machen sie Schluss für heute...sie können eh nichts mehr tun.“, kam es nur von Kim. Doch Ben schüttelte nur den Kopf. „Ich muss Semir finden. Andrea sitzt zu Hause, wie auf glühenden Kohlen und weint sich die Seele aus dem Leib. Ich kann ihr doch nie wieder unter die Augen treten, wenn ich Semir nicht finde.“, stieß Ben aus und nahm sich wieder die Akte von Kalvus und seiner Organisation vor. Kim seufzte, warf ihren Mantel über Semirs Stuhl und ließ sich darauf nieder. „Okay, was haben sie bis jetzt herausgefunden?“, wollte sie dann wissen. „Tja, nach allem, was ich weiß, sind dieser Ralf Volbert und ein gewisser Roman Fischer die letzten von Kalvus Männer, die man nicht verurteilen konnte. Also, sollte Kalvus noch leben, dann hat er bestimmt zu diesen beiden Männern Kontakt aufgenommen.“, erklärte Ben. Die Chefin nickte und lehnte sich nach hinten. „Dann sollten wir mehr über diesen Fischer rausfinden. Hat Hartmut schon etwas über diesen Holtzer herausgefunden? Telefondaten oder so?“, harkte Kim nach. Ben suchte auf dem Schreibtisch nach den Unterlagen. „Moment, ich hab sie hier irgendwo hingelegt.“, meinte er nur und suchte weiter. Kim lächelte nur, beugte sich über den Tisch und zog ein Blatt hervor. „Ist es vielleicht das?“, lächelte sie. Dankend nahm Ben das Papier an sich.
„Papa, nein...ich will das nicht. Er...er kann doch nix dafür.“, stieß Lysanne aus und versuchte, ihren Vater von dem Mann hochzuziehen, der in ihre Richtung blickte. Die schwarze Augenbinde nahm ihm jegliche Sicht und scheinbar jegliches Gefühl für die Zeit verloren hatte. „Doch das kann er und dafür wird er zahlen. Zuerst werde ich ihm die Finger abschneiden, dann werde ich ihm die Gliedmaßen brechen und dann...“ „Papa, hör auf...“, schrie Lysanne und stieß ihren Vater zur Seite. Erschrocken blickte Kalvus seine Tochter an. „Lysanne...was machst du da?“, fauchte er und rappelte sich auf. „Lass ihn...bitte...lass uns einfach ein neues Leben beginnen. Nur das will ich...“, flehte Sanders Tochter. Dieser dachte angestrengt nach. „Also gut...ich werde ihn morgen wegbringen und dann machen wir uns auf den Weg in unser neues Leben.“, meinte Kalvus und sah mit seinen funkelnden Augen auf Semir hinunter. Dieser schnaufte nur in seinen Knebel. „Danke...Papa...“, meinte Lysanne und ging dann zurück ins Haus. Kalvus wollte ihr folgen, drehte sich dann noch einmal um, hockte sich neben Semir und packte ihn am Hals. Ängstlich stieß Semir einige Laute in das Klebeband. „Weißt du was, Gerkhan, du solltest noch einmal beten, denn das hier wird deine letzte Nacht werden.“, stieß er aus und schlug dann mit geballter Faust gegen Semirs Schläfe. Das menschliche Paket kippte zur Seite und blieb bewusstlos liegen. Kalvus erhob sich und hatte sich schon sehr genau überlegt, was er mit diesem Deutschtürken machen würde. Hier in der Nähe war das Eisenbahnkreuz und da war immer viel Betrieb. Wie gut, dass auf die Bahn doch auch mal Verlass war.