Mitte September war die Beerdigung. Ben, Annelie, Andrea und Semir waren zu Josh und Yao nach England geflogen. Alles hatte sich in einer kleinen Kirche nach des St. James Park versammelt. Ein mahagonifarbener Sarg stand vor dem Altar. "Jetzt bist du dran, Liebling.", hauchte Annelie nur. Ben hatte von Josh das Versprechen abnehmen lassen, dass er eine kurze Rede über Chris halten sollte. Sie trug ein schwarzes Kleid, dass bis zu den Knien reichte. Die Frisur war hochgesteckt. Ben nickte und zog seinen ebenso schwarzen Anzug kurz zurecht. Eher er am Pult war, hörte er das tiefe Schluchzen von Josh. Er war nur der Cousin von Chris, aber er verhielt sich, als wäre es sein Zwillingsbruder gewesen. Ein Stück vom Herzen, dass man ihm rausgerissen hatte. Ben stand endlich vor dem Pult.Er strich sich das Haar hinter die Ohren und holte kurz Luft.
"Hallo Miteinander, eine kleine Vorwarnung zum Anfang, ich bin kein Poet, also werde ich meine Worte an Chris richten, wie ich sie an jemanden richten würde, den ich sehr vermisse...und das tue ich..." Annelie lächelte kurz aufmunternd als er sie ansah. Ben fühlte sich ermutigt und er holte Luft. "Chris...du warst ein Typ mit vielen Ecken und Kanten. Manchmal hast du mir echt mühe bereitet Kumpel doch tief in meinem Inneren wusste, ich, was für ein guter Kerl du bist, auch wenn es mein Dickschädel manchmal nicht zugeben wollte. Und ich bin nicht der Einzige der dich vermisst. Wir alle wissen, was du hinterlässt. Also ist die Trauer groß..." Semir und Josh nickten. "Ich hatte meine Spannungen mit diesen Kerl, aber bei all diesen Differenzen weiß ich, dass er ein liebevoller Vater, bester Cousin und seit neuestem auch großer Bruder war. Er war ein Mann, der undurchsichtig und arrogant nach außen, aber aufgeweckt, freundlich und hilfsbereit zu den Menschen war, die ihn kannten. Wir wussten, warum er so war wie er war. Und wir haben es akzeptiert. Ich kann nur für mich sprechen und hoffen, er ist jetzt an einem Ort, wo er seinen inneren Frieden findet.", endete Ben und musste schlucken. Sie ging selbst ihm ans Herz, obwohl er wusste, was er sagte.
Er ging vom Podest und setzte sich wieder neben seine Freundin. Annelie legte ihre Hand auf die seine. "Ich bin stolz auf dich", flüsterte sie ihm ins Ohr und er nickte dankend. "Er mag zwar ein dickköpfiger Arsch gewesen sein", sagte er dann leise, "aber irgendwie mochte ich ihn doch!" Sie bemerkten nicht, wie sie beobachtet wurden. Eine dunkle Silhouette sah zu, wie der Sarg in die Erde getragen wurde, wie die Verwandten persönliche Gegenstände hineinlegten und ihrer Trauer freien lauf ließen. "Es musste sein", flüsterte sie und ging davon, unbeachtet, unbemerkt von allen Leuten.