Kurz darauf waren alle Drei im Büro der Chefin versammelt. Ben war noch sehr aufgewühlt, das konnte man im ansehen. “Herr Jäger, fühlen Sie sich in der Lage an dieser Besprechung teilzunehmen?” frage deshalb Frau Krüger. Ben nickte nur ohne ein Wort zu sagen. Die Erkenntnisse der letzten Minuten und das weitere Vorgehen wurde besprochen. Denn obwohl Melanie Mahler noch in Haft war wussten alle wie gefährlich sie sein konnte. Und das nicht einmal Zellengitter jemanden daran hindern seinen Willen auszuführen hatte ja Semir auch schon bei Kalvus gemerkt. Und da sowohl Nina als auch Ben damals in den Fall involviert waren, mussten sie davon ausgehen, dass es eventuell auch gegen Ben gehen könnte. So beschloss Kim Krüger, das Nina und Ben zusammen mit Dieter erst einmal doch in einer Schutzwohnung untergebracht werden. Nina protestierte lautstark und temperamentvoll dagegen, doch musste sie einsehen, dass es am sichersten war. Ben nahm alles wortlos hin.
Abends blieb Semir noch länger im Büro, nachdem sich Ben, Nina und Dieter verabschiedet hatten. Semir hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Irgend etwas war faul und er schwor sich herauszufinden was. Er arbeitete die ganze Nacht. Er nahm sich jede einzelne Akte noch mal vor. Auch die von Nina. Bis er eine unheilvolle Entdeckung machte. Plötzlich fügte sich für ihn alles zusammen. Endlich hatte er eine Spur! Doch diese gefiel ihm ganz und gar nicht…
In einer Wohnung in Köln dagegen stand Ben am Küchentresen mit einem Glas Wasser in der Hand. Es war schon weit nach Mitternacht. Doch die Gedanken kreisten so schnell, dass es ihn umher trieb, denn er fand keinen Schlaf. Wie sollte er mit der ganzen Sache umgehen? Wie sollte er das jemals alles bewältigen? Ein Geräusch von der Tür schreckte ihn auf. “Du kannst auch nicht schlafen, was?” flüsterte Nina leise. Sie stand im Türrahmen und war nur mit einer Short und einem T-Shirt bekleidet. Ben bewunderte ihre unglaubliche Figur. Selbst im sanften Schimmer der Dunkelheit war sie wunderschön. “Möchtest du auch ein Glas Wasser?” fragte Ben. “Ich mach uns einen Tee. Das beruhigt” gab sie zur Antwort. Beide saßen nun auf dem Sofa und tranken eine Tasse zusammen. Nina blickte Ben tief in seine braunen Augen. “Erzähl es mir” sagte sie. Ben wusste genau wovon sie sprach. Erst zögerte er. Doch dann ließ er den Worten freien Lauf und erzählte Nina von seinem Erlebnis mit Wolf Mahler. Was er ihm angetan hatte. Ben hatte es damals verweigert, zu einem Psychologen zu gehen. Doch mit jedem Wort merkte er, dass es leichter wurde. Das es gut war darüber zu reden. Und besonders bei Nina fühlte er sich sehr geborgen. Auch hatte er irgendwie keine Hemmungen seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Nina sagte nicht viel. Ab und zu strich sie ihm sanft über den Unterarm oder gab ein leises “Ich verstehe” von sich. Sie hörte geduldig zu. Und Ben redete so lange, bis er dann schließlich weinend in ihren Armen erschöpft einschlief.