Semir sah Andrea an. „Wie wäre es, wenn wir schwimmen gehen? Oder einfach nur durch den Wald?“, wollte er wissen. Andrea nickte. „Aber erst nach Dr. Friedlich...“, lächelte sie. Semir schien wirklich eine gute Nacht gehabt zu haben. „Ich könnte Bäume ausreißen….oder besser noch…… Nico hat doch gesagt, dass hier ein Pferdehof ist….wie wäre es, wenn wir ausreiten?“, lachte er. Er bemerkte nicht, wie Ben ihn skeptisch betrachtete. Nach dem Frühstück kümmerte Semir sich um Aida. Er spielte mit ihr Fußball und das Mädchen lachte vergnügt. Ben und Andrea sahen sich an. „Ben…das ist doch nicht normal…er….er ist wie ausgewechselt….das kann doch nicht nur an dem Schlaf liegen oder?“, wollte sie wissen. „TOR!!! TOR!!!“, hörten sie Semir schreien und sahen hinaus. Wie ein kleines Kind mit viel zu viel Energie tobte Semir über das Grundstück. „Ich werde Dr. Friedlich fragen….schade, dass er noch nicht hier ist…“, gab Ben von sich. In diesem Augenblick trat Dr. Martin Friedlich ein. „Entschuldigung die Tür stand offen...“, lächelte er und sah aus dem Fenster. „Oh…..was ist das denn?“, fragte er, als er Semir spielen sah. „Genau das macht uns auch Sorgen. Bis gestern war er völlig deprimiert und heute ist er…so euphorisch so….verwandelt…das kann doch nicht gesund sein…“, klagte Andrea. Dr. Friedlich beobachtete das Spiel zwischen Semir und Aida. Dann lachte er. „Nun….wie lange hat er geschlafen?“, wollte er wissen. „Guten zehn Stunden. Tief und fest….ruhig…“, erklärte Ben. „Okay...ist gestern noch etwas Außergewöhnliches passiert?“, harkte der Psychologe nach. „Ja…wir waren angeln...und er hat einen verdammt großen Hecht raus gezogen… wirklich sehr groß…“, erklärte Ben. „Nun ja…ein Erfolgserlebnis ist immer sehr schön…“, lächelte Dr. Friedlich. „Ja…aber wenn er anfängt und den Fisch mit seinem schlimmsten Feind zu vergleichen, dann….“, ging es bei Ben weiter. Martin Friedlich sah ihn an. „Was hat er?“, harkte er nach. „Er hat mir gesagt, dass der Fisch wie Sander Kalvus aussieht und er ihn besiegt hätte…dass er ihm nie wieder etwas antun würde…“, kam leise von Andrea. „Hatte er zu dem Zeitpunkt schon die Medikamente eingenommen?“, harkte Friedlich nach. „Nein….nach dem Essen hat er die Tablette genommen und ist vielleicht eine Stunde später zu Bett gegangen. Seit dem Aufstehen ist er völlig verändert. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich liebe meinen Mann, aber diese Schwankungen können nicht gut sein…“, gab Andrea besorgt von sich.
Dr. Martin Friedlich nickte. „Das ist bedenklich.“, murmelte er und atmete kurz tief ein und wieder aus. „Ich werde mit ihm reden.“, erklärte er und ging dann zu Semir, der immer noch mit seiner Tochter spielte. „Semir...“ „Ah, guten Morgen Doc...sehen sie mich an, ich bin wieder wie neu geboren.“, stieß Semir aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Kann ich sie einen Moment sprechen.“, bat der Arzt und sah seinen Patienten eindringlich an. Dieser merkte, dass es ernst war und stieß Aida den Ball zu. „Papa kommt gleich wieder, meine Kleine.“, versicherte er und setzte sich dann mit dem Psychologen auf einen umgekippten, dicken Baumstamm vor der Lagerfeuerstelle auf dem Hof.