Nach der Besprechung mit dem Arzt gingen Konrad Jäger und Semir zu Ben ins Zimmer. Dieser war in der Zwischenzeit wieder auf der Intensivstation angekommen und an seinen Platz gebracht worden. Die zusätzliche Vorrichtung hinter dem Bett war verschwunden und Beatmungsmaschine sowie Monitor hingen wieder an den üblichen Plätzen. Der Vater nahm neben Ben am Bett platz und berührte vorsichtig die Hand seines Sohnes. „Mein Gott! Welch ein Ausmaß! Das ist furchtbar! Ich… ich kann es ihm nicht…“ Jäger senior verstummte im Satz. Er überlegte sich, wie er seinem 30 Jährigem Sohn mitteilen sollte, dass er kein Gefühl mehr in den Beinen hatte und das wohl für den Rest seines noch jungen Lebens. „Ich verstehe was Sie meinen Herr Jäger. Ich glaube, wir sollten damit noch warten. Wenn er zu sich kommt, wird er sehr schwach sein. Er wird es evtl. noch nicht merken. Wir sollten ihm dann erstmal die Zeit geben, so mit der Situation umzugehen.“ Schlug Semir vor. Sicher, er hasste es Ben anlügen bzw. ihm etwas verschweigen zu müssen. Aber es wäre für Bens Schutz. Vielleicht würde sein junger Partner dann erst gar nicht das Kämpfen anfangen, wenn man ihm von Anfang an sagen würde, dass die Empfindung in den Beinen wahrscheinlich nie mehr zurückkommt. Konrad nickte nur bei diesem Vorschlag. „Erstmal soll er die Augen aufschlagen, dann sehen wir weiter.“ Sprach er leise.
So saßen sie noch eine Weile, beobachteten Ben und die Überwachungsmonitore.
Am Abend fuhr Semir nach Hause. Er war erschöpft, ließ es sich aber nicht nehmen die Chefin zu informieren. Natürlich freute Sie sich auch über die Nachricht, dass Ben über dem Berg sein. „Alles Weitere werden wir sehen, wenn es soweit ist.“ Versuchte sie den Deutschtürken zu beruhigen, als es um die Taubheit in Bens Beinen ging. Semir beendete das Telefonat wenig später.
Auch Andrea war heil froh, als sie hörte, dass der junge Partner ihres Mannes auf dem Weg der Besserung ist. Die Eltern saßen noch eine Weile auf der Couch und tranken noch ein Glas Wein auf Bens Genesung.
Dann gingen sie ins Bett. Seit Tagen konnte Semir endlich mal wieder einigermaßen gut schlafen.