Nach ca. 30 Minuten kehrte Ben an seinen gewohnten Platz in sein Zimmer zurück. Wieder kam der Arzt und berichtete. „Sehr schön Herr Jäger. Ich habe mir die Bilder schon angesehen, ihre Lunge hat sich wieder voll entfaltet, wir können die Drainage ziehen.“ Das ließ sich Ben nicht zweimal sagen. Jeder Schlauch weniger bedeutete einen Schritt mehr in Richtung Entlassung. So wurde er auf die rechte Seite im Bett gedreht, damit der Arzt gut an den Verband mit dem Schlauch herankam.
Semir war gerade auf dem Weg zu seinen Freund und Partner. Nachdem er ihn gestern nur noch schlafend vorgefunden hatte, wollte er heute Morgen zeitig in der Klinik sein. Ein Pfleger hielt ihn kurz vor dem Zimmer auf. „Der Arzt ist gerade bei ihm, bitte warten sie noch einen Moment hier draußen.“ Erklärte er. Semir nickte dankend für die Auskunft und stellte sich gegenüber der Zimmertür an die Wand und wartete geduldig.
Circa 10 Minuten später wurde die Tür geöffnet und ein Arzt kam zum Vorschein. Er lächelte den Deutschtürken an und ging dann seines Weges. Semir betrat langsam den Raum.
Eine Schwester räumte gerade das Nachtkastchen von Ben auf. Semir sah ein Skalpell, zwei leere Spritzen sowie jede menge Tupfer und sterile Tücher darauf. Ben lag in wie immer in seinem Bett und schnaufte etwas schwerer. Als der Jüngere seinen Partner sah hob er zum Grüß wieder leicht die Hand. Er war noch völlig außer Atem durch den Verbandswechsel. Außerdem war er ziemlich schmerzhaft gewesen. „Kein Wunder“ dachte sich Ben, nachdem alles vorbei war. Wenn man einen Schlauch zwischen den Rippen raus gezogen bekommt, der so dick ist wie ein Finger, dann ist das scheiß schmerzhaft.
Die Schwester grüßte Semir als sie ihn sah, schmiss den Müll in eine spezielle Vorrichtung und verließ das Zimmer. Zögernd nahm Semir wieder auf dem Stuhl platz. „Morgen. Alles in Ordnung bei dir?“ fragte er besorgt, als er Bens schmerzverzehrtes Gesicht sah. Nach wie vor atmete sein Kollege schwer. „Morgen… ja… geht schon.“ Kam es schleppend unter einigen Atemzügen von ihm. „Wirklich? Die Schwester ist eben erst raus, ich kann ihr noch hinterher…?“ bot Semir an. „Ne… alles gut…. hat gerade…. höher gedreht.“ Kam die schleppende Antwort von Ben, der auf die Perfusorspritze deutete. Wieder verzog er das Gesicht, als er sich im Bett etwas zurechtrückte.
Semir schmerzte es, seinen Freund so zu sehen. Bisher schien er mit der Schmerzmedikation gut auszukommen, vielleicht wurde sie auch etwas zurückgestellt, damit Ben langsam davon loskam. Durch den Verbandswechsel hatte er jetzt wohl wieder erhöhten Bedarf. Apropos Verbandswechsel… „Ich sehe du bist deinen Kopfverband losgeworden.“ Sprach Semir. „Ja und dieses Lungen - Ding an der Seite auch.“ Antwortete Ben schon etwas zügiger. Der Ältere ging um das Bett und schaute auf die Stelle, wo vorher die Drainage stand. „Stimmt“. Bestätigte er. Wieder ging er um das Bett herum und setzte sich erneut.