Jenni musste die Augen zusammenkneifen, da ein greller Blitz selbst durch das kleine Fenster scheinen konnte und dieses grelle Licht in den Augen weh tat. Ansonsten war es dunkel, sehr dunkel, die Nacht musste also langsam angebrochen sein und sie war müde. Ihre Wunden schmerzten und ihr war zudem noch kalt.
Die Tür öffnete sich erneut und dieses Mal traten zwei Maskierte in den Raum. Der eine schien wieder der Gleiche zu sein, zumindest war die Statur die gleiche. Die zweite Person wirkte aber viel zarter und femininer. Blondes, gekräuseltes Haar, lugte unter der Maske hervor. Die Beiden schoben einen Waschzuber in den Raum und Jenni konnte genau hören, wie Eiswürfeln im Wasser schwammen und gegen das rostige Metall schlugen.
Die zierliche Person kam auf Jenni zu, packte ihren Haarschopf und riss den Kopf nach hinten. Die junge Frau stiess nur einen kurzen, spitzen Schrei aus und verzog danach das Gesicht. „So, du bist also die, die die Pläne hat und uns kein Wort davon sagen will!“ Jenni kannte diese Stimme, doch das konnte nicht sein, das konnte einfach nicht sein.
„Ich weiss nicht, wovon Sie reden“, flüsterte sie bissig und ihre Fesseln wurden gelöst. Jedoch liess die Person nicht von ihrem Haarschopf ab, sondern zog sich mit dem über den Boden und schleifte sie so zum Zuber, danach wurden ihr die Fesseln wieder angelegt.
„Vielleicht wirst du es nun bald wissen!“ Jenni versuchte sich zu wehren, doch ehe sie reagieren konnte, wurde ihr Kopf in das eiskalte Wasser gesteckt. Sie hatte vor Schock den Mund offen und so lief eiskaltes Wasser ihre Speiseröhre herunter und als ihr Kopf rausgezogen wurde, verfing sie sich in einen lautstarken Hustenanfall. „Nun sag schon!“ Diese Stimme, sie konnte sich nicht täuschen, also war alles ein Fake gewesen. Ein totales Täuschungsmanöver um den Mann umbringen zu lassen, der sie so sehr geliebt hatte.
„Ich sage Ihnen gar nichts Nina Levi!“, zischte Jenni und die zarte Person nahm die Maske ab. Eine junge Frau kam zum Vorschein, die blauen Augen eiskalt und ihr Blick durchstechend. Das Make-Up sass und das Lächeln war riesig. Das war sie also, die Frau, die theatralisch auf dem Video gestorben war. Sie lebte, lebte und hatte somit ihren eigenen Verlobten getäuscht gehabt.
„Erstaunlich, da sieht man sich einmal und man kann sich eine Stimme behalten, ich bin beeindruckt!“ Jenni lächelte. „So ein Quietschorgan, kann man auch nicht vergessen!“, blaffte sie zurück und erntete dafür eine Ohrfeige, die sie zu Boden brachte. „Wird‘ bloss nicht frech! Also, wo sind die Pläne?“ Jenni presste ihre Lippen zusammen. Sie konnte Semir nicht in Gefahr bringen.
„Wie du willst!“ Nina packte sie wieder am Haarschopf und tauchte sie wieder ins Wasser. Dieses Mal, konnte Jenni aber rechtzeitig ihren Mund schliessen. Jedoch wurde ihr Kopf länger unter Wasser gehalten und sie konnte allmählich nicht mehr ihre Luft anhalten, geschweige denn noch vorhandene Luft aus ihren Lungen bekommen.
Ihr Kopf wurde wieder nach oben gerissen. „Los!“ Doch Jenni schüttelte, nach Luft schnappend, mit dem Kopf. Sie wurde von Nina auf den Boden geworfen. „Dich krieg ich schon noch klein!“ „Darf ich wenigstens ‚ne Kippe haben?“, fragte Jenni und Nina sah sie an. „Ich hab aber kein Feuerzeug…“, erwiderte sie giftig und Jenni lächelte. „Macht nichts, ich habe eins…“ Nina schleifte Jenni auf den Stuhl und nahm die Fesseln von der Hand ab und band die Beine an dem Stuhl fest. Sie überreichte Jenni eine Zigarette und nahm eine Tasche hervor, wo sie alle von Jennis Sachen reingetan hatte, nachdem diese entführt worden war. Aus dieser, nahm sie ein pechschwarzes Zippo hervor und reichte es ihr. „Versuch aber keine krummen Dinger, ich seh dich klar?“ Jenni hob die Hände. „Ehrenwort!“, sagte sie leise und zündete sich die Kippe an. Dabei schob sie ein wenig an einem Schutz, der über einer eingebauten Kamera war. Als sie die Flamme hatte, wurde der Auslöser getätigt. Die Fotos wurden immer direkt an ihren Laptop geschickt.
Sie drückte den Schutz wieder so zu, dass es niemand sah und überreichte Nina das Feuerzeug, während sie den Rauch inhalierte. „Danke“, sagte sie und Nina hob bloss eine Augenbraue, bevor sie das Feuerzeug wieder verstaute.
Sie zitterte, doch das Nikotin beruhigte ihre Nerven. Die Lippen waren taub und spürten den Filter der Zigarette überhaupt nicht, doch das war ihr egal. „Das ist im Übrigen nicht gesund!“ meinte Nina lachend und Jenni zuckte mit den Achseln. „Ich komme hier doch eh nicht lebendig raus“, meinte sie und spürte, wie der Gedanke ihr Tränen in die Augen trieb. Sie wollte sich dagegen wehren, doch es klappte nicht. „Oh, unser Grossmaul hat Angst…“, sagte Nina und sah, wie die Zigarette beinahe fertig geraucht war. Sie riss sie aus Jennis Mund. „Mach ihr die Fesseln wieder an!“, sagte sie ihrem maskierten Begleiter, der die ganze Zeit in einer Ecke des Raumes gestanden war und sich nicht gerührt hatte. Er nickte und tat, wie ihm befohlen.
„Willst du mal was wissen“, begann Nina und hielt Jenni die Zigarette unter die Nase, der bissige Geruch des Nikotins, trieb ihr die Tränen in die Augen, „vier ganze Jahre hatte ich mit dem Kerl verschwendet, bis ich herausgefunden hatte, dass er das Nazigold nur für sich und seine Familie behalten wollte. Ich war ihm vollkommen egal. Also will ich nur das, was mir rechtmässig zusteht!“ Sie nahm die Zigarette weg und drückte das brennende Ende auf Jennis Handrücken aus. Diese stiess einen grellen Schrei aus. „Und wenn du mir nicht bald sagst, wo die Pläne und der Pfad dazu sind, wirst du meinem Ex-Verlobten in den Tod folgen, sei dir da ganz Gewiss!“ Nina schmiss die Zigarette achtlos auf den Boden und nickte zu ihrem Begleiter, gemeinsam gingen sie hinaus und schlugen die Türe hinter sich zu. „Verdammte Scheisse…“, jammerte Jenni und begann bitterlich zu weinen, „bitte…holt mich hier raus…ich weiss nicht, wie lange ich noch schweigen kann…ich bin doch nur ein Weichei….ich werde das nicht lange aushalten können…“ Sie sank ihren Kopf und die Tränen fielen auf ihre dreckige Jeans. Die Schluchzer schmerzten, da immer wieder ein Stich durch ihre Schusswunde ging. „Ich will hier raus…“