Vor über einem Jahr hatten Ben und Semir die Bekanntschaft mit zwei äußerst schwarzen Gestalten gemacht...Günther Brenner und dessen Anwalt Benjamin Andresen. Semir wurde von dem Exporthändler gekidnappt und fast bei lebendigem Leibe verbrannt, hätte Ben nicht den Anwalt ein bisschen bearbeitet, der sich daraufhin als Kronzeuge zur Verfügung stellte. Nun stand der Prozess bevor. Semir war neben Dieter, der damals einen brutalen Mord beobachtet hatte, an dem Brenner beteiligt war, einer der Hauptbelastungszeugen. Doch noch liefen die Vorbereitungen und die Befragungen der Kollegen stellten die Aktualität und Richtigkeit der Aussage noch einmal fest. Semir war dies alsbald leid. „Man, wenn ich noch einmal erzählen muss, wie ich fast eine kostenlose Bräunung bekommen habe, dann platzt mir der Kragen.“, knurrte Semir nur, als er mit Ben auf Streife war. Dieser sah nur kurz zu seinem Kollegen und grinste. „Na komm...in zwei Tagen ist alles vorbei und dann kannst du mal mit deiner Familie wieder ein freies Wochenende genießen.“, meinte Ben nur und sah immer wieder in den Rückspiegel. Der Berufsverkehr schlängelte sich so flüssig über die Autobahn, dass den Kommissaren ein Wagen drei Reihen hinter ihnen verborgen blieb. „Da...da vorne sind sie.“, stieß Hinze aus. Greifer sah nach vorne und nickte nur. „Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Hinze. „Wir beobachten ihn. Der Auftrag lautet ihn ohne viel Aufsehen davon zu überzeugen, seine Aussage zu überdenken. Wir werden ihn beobachten und erstmal den anderen Zeugen holen.“, erklärte Greifer. Hinze nickte nur. Ein gefährlicher Schatten schwang seine gierigen Krallen nach Semir aus.
„Los Brenner, sie haben Besuch. Ihr Anwalt.“, knurrte der Wachmann, als er die Tür aufschloss. Günther Brenner lag auf dem Hochbett und würdigte den Vollzugsbeamten keines Blickes, sprang nur vom Etagenbett hinunter und richtete seine Sachen ehe er dann in den Besucherraum mitging. „Brenner...ich habe gute Neuigkeiten für sie.“, begrüßte ihn sein neuer Anwalt, Oliver Fuchs. Der Angesprochene sah den Juristen eher skeptisch an. „Das denken sie? Ich sitze schon seit achtzehn Monaten in Untersuchungshaft und sie kosten mich jeden Tag ein Vermögen. Ich will hoffen, dass sie auch alles Geld wert sind, was ich ihnen in den Rachen werfe.“, knurrte Günther Brenner nur und ließ sich auf den knarrenden und wackeligen Gefängnisstuhl fallen. Der JVA-Beamte zog sich gelangweilt aus dem Raum zurück und erst als sich die Tür hinter ihm schloss, wandelte sich der freundliche Blick und das aufgesetzte Lächeln von Oliver Fuchs in ein dunkles und kaltes Abbild, dass einem eiskalten Schauer den Rücken hinuntertrieb.