Semir hatte der Chefin Bericht erstattet und ließ sich erschöpft in seinen Stuhl fallen. Morgen um diese Zeit würde der erste Verhandlungstag vorbei sein. Kim hatte ihm eine Auszeit versprochen, wenn der Prozess beendet war. Doch das konnte mehr als zwei Wochen dauern. Dem Hauptkommissar war die langatmige Arbeit der Justiz doch vertraut. Immerhin war er ein sehr wichtiges Glied davon. Bei der Beweislage musste doch alles klar sein. Er fragte sich, wieso das Gericht mit dem Termin für den Prozess so lange gebraucht hatte. Dieser ganze Fall war doch mehr als eindeutig. Brenner hat einen Mann eiskalt erschossen. Er und Ben haben es ihm nachgewiesen oder besser Dieter war es. Doch dann begann ja erst die eigentliche Arbeit. Das LKA übernahm die weiteren Ermittlungen und sie fanden so einiges, doch die Beweise für illegalen Waffenschmuggel waren mau und so konnte man Günther Brenner nur wegen Schmuggel von gestohlenen Diamanten und Mord anklagen. Was ja auch zu einer reichlichen Verurteilung führen konnte. Gleich morgen würde Semir als Zeuge aussagen und dann war für ihn die Angelegenheit vorerst erledigt. Nur noch bei der Urteilsverkündung musste er anwesend sein und das war's. Danach würde er mit Andrea und den Kindern einen langen, ausgedehnten Urlaub irgendwo in der Eifel machen. Trubel im Großraumbüro ließ ihn aus seinen Überlegungen auffahren.
„Dieter...Gott sei Dank...“, stieß Semir aus, als er den Freund von Hotte sah. Beide waren überglücklich, den anderen wieder zu haben. Auch Ben strahlte. Semir schloss den Kollegen in seine Arme. „Semir, das waren Brenners Leute, oder?“, kam es gleich von Dieter. Der Angesprochene nickte leicht. „Ich hoffe, dieses Schwein wird für eine lange Zeit eingebuchtet.“, knurrte der Streifenpolizist. „Keine Sorge Dieter, dafür sorgen wir schon. Den Mord an Andresen können wir ihm sicherlich nachweisen, oder? Pietsch hat doch gegen Brenner ausgesagt?“ Semir wandte sich an Ben, da er wusste, dass er das Verhör geführt hatte. „Sicher...er wird gegen Brenner aussagen.“, meinte er nur und drehte sich dann um. Ein Kurierfahrer kam mit dem Essen rein und fragte sich nach den Arrestzellen durch. Ein Polizist beschrieb ihm den Weg und wenig später war er nach unten verschwunden. Ben kam dies etwas komisch vor, weil es nicht der Kurier war, der sonst immer kam. Langsam ging der junge Hauptkommissar zur Treppe und lugte nach unten. War er jetzt schon paranoid?
„Ben, was ist los? Komm, ich will noch mal auf Streife fahren, ehe ich dann wieder nur hier sitzen muss und meine Aussage bis zum Erbrechen lerne.“, kam es ungeduldig von Semir. „Komme schon...“, erwiderte Ben und drehte sich. Doch plötzlich hörte er etwas scheppern und dann ein Röcheln von unten. Sofort drehte er um, sprang über die Brüstung und zog im Flug seine Waffe. Er hechtete um die Ecke zur Arrestzelle und bremste ab. „Polizei...lassen sie den Mann los.“, schrie er nur, als er sah, wie der vermeintliche Kurierfahrer Holger Pietsch mit einer Drahtschlinge zu erwürgen versuchte. Ungeachtet der gezogenen und auf ihn gerichteten Pistole machte der Mann unbeirrt weiter. Ben schoss. Der Fahrer ließ die Schlinge los und fiel zu Boden. Schnell, aber ohne die Waffe runter zu nehmen, ging er auf die beiden Männer zu und sah auf Pietsch. Dessen Hals war vollkommen rot und Blut lief aus der tiefen Schnittwunde. Der Mann röchelte und krümmte sich. „Hey, bleiben sie ganz ruhig. Ich rufe sofort Hilfe.“, meinte Ben und sah dann zu dem Fahrer, der sich langsam hochhob. Schnell ein Schlag mit der Faust und der Mann lag wieder am Boden. Doch nun war es auf einmal so still in der Zelle. Eine Stille, die Ben den Schweiß auf die Stirn trieb. Verdammt, dachte er und drehte sich langsam um.
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Wo sind denn die anderen Feeder????