Ein wunderschöner Frühlingsmorgen, wie er herrlicher nicht sein konnte. Die Sonne vertrieb mit ihren immer stärker werdenden Strahlen den Frühnebel und lies langsam alles Leben neu erwachen. Die Vögel zwitscherten und ließen einen alle Sorgen vergessen. Eigentlich ein perfekter Morgen, der einem das Gemüt erheitern sollte. Nur einer hatte schlechte Laune.
Ben saß gähnend am Steuer seines Mercedes und absolvierte mit Semir die morgendliche Routinefahrt. “Hast wohl wieder zu wenig geschlafen, was?”, stichelte Semir und schlürfte genüsslich an seinem Kaffee. “Wenn ich mit zwei Stunden Schlaf auskommen würde wäre ich jetzt auch top fit. Aber Schönheit braucht Zeit. Will ja nicht so aussehen wie du wenn ich alt bin”, entgegnete Ben. “Na sag mal, bisschen Respekt vor dem Alter bitte. Außerdem mach ich mit meinen Töchtern immer Mittagschlaf wenn ich frei hab”. Semir grinste Ben von er Seite an. Ben verdrehte die Augen und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. Er beneidete Semir wirklich um sein Familienleben. Jedes mal, wenn er bei den Gerkans eingeladen war, fühlte er sich richtig wohl. So stellte er sich Familie vor. Manchmal wünschte er sich auch selbst eine Familie zu haben. Aber irgendwie hatte es noch nicht geklappt. Seine Beziehungen hielten meist nicht länger als ein paar Monate. Da kam das Thema Familie oft noch gar nicht zur Sprache. Aber vielleicht würde es irgendwann soweit sein. Jetzt war er noch jung und wollte sein leben in vollen Zügen genießen.
Ein Funkspruch von Susanne störte plötzlich die Stille, in der jeder seinen Gedanken nach hing. “Zentrale an Cobra 11, Jungs seid ihr noch auf der A53?” Semir nahm das Funkgerät und antwortete. “Ja Susanne, wir sind kurz vor der Ausfahrt Köln Zentrum”. “Das passt. Bei Kilometer 325 wurden Steinewerfer von einer Brücke gemeldet. Könnt ihr euch das mal ansehen?”. “Ja, wir übernehmen. Cobra 11 Ende”. “Es könnte ja auch mal ein Montag vergehen, an dem nichts wäre”, sagte Ben genervt und gab Gas. Kurz darauf waren sie an der gemeldeten Stelle angekommen und sahen schon, wie ein paar Jugendliche, die wahrscheinlich die Schule schwänzten, auf einer Brücke standen. Einer hatte dabei einen ziemlich großen Stein in der Hand und war gerade im Begriff diesen nach unten fallen zu lassen. “Verdammt”, stieß Semir aus, als er sah, wie der Stein nach unten fiel und ein Auto auf der Motorhaube traf. Die Frau im Wagen erschreckte sich dermaßen, dass sie in ihrer Überreaktion das Steuer verriss und mit ihrem Wagen das Fahrzeug auf der linken Spur streifte. Dieser verlor die Kontrolle und der darauf folgende Wagen war schon aufgefahren. Eine Reaktionskette wurde ausgelöst und immer mehr Fahrzeuge verwickelten sich in den Auffahrunfall. Ben verfolgte das Geschehen mit aufmerksamen Augen und konnte gerade noch vor dem letzten Fahrzeug zum stehen kommen. “Puh, das war knapp. Wenn ich heute schon meinen Wagen geschrotet hätte, wäre die Chefin bestimmt sauer gewesen. Schließlich haben wir erst Montag”. Bevor Ben seine Befürchtung richtig ausgesprochen hatte, kam schon von hinten ein weiterer Wagen angeprescht und krachte mit voller Wucht in den Mercedes. Ben sah völlig zerknittert zu Semir rüber. “Na die Woche fängt ja super an”. “Du wirst es überstehen, Partner. Ich gab dir bei der Chefin Rückendeckung”, grinste Semir ihn schadenfroh an. “Na vielen Dank auch. Ich weiß ja, auf dich kann man sich immer verlassen”, antwortete Ben ironisch. “Und jetzt los. Schnapp dir die Typen Semir, die werde ich mir höchstpersönlich vorknöpfen. Ich kümmere mich um das Chaos hier”. Semir sprang aus dem demolierten Wagen und nahm die Verfolgung der Jugendlichen auf, die sich nach dem Unfall verzogen hatten. Ben dagegen forderte erst Verstärkung an, dann kümmerte er sich um die anderen Fahrer und vergewisserte sich, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Zum Glück blieb es nur bei Blechschäden. Doch in dem ganzen Durcheinander merkte Ben nicht, dass er vom Rande der Autobahn aus genau beobachtet wurde. Eine Person, in schwarz gekleidet, besah sich jeden seiner Schritte genau und zog sich danach unauffällig vom Unfallort zurück.