Jürgen tat sein Bestes. Er hatte die DNA von Nico, die ihm entnommen wurde um einen Vergleich anzustellen. Die Handynummer hatte er aufgeschrieben. Er sah auf den Zettel. Was hatte Gianna ihn versprochen….sie würde mit ihm weg fliegen… ein Leben mit ihm teilen und ihm Kinder schenken…Jürgen träumte. Er hatte heute Nachtdienst. Hartmut lag mit der Grippe im Bett und Paul war auf Außentour. Jürgen genoss es, allein zu sein. So konnte er sich auch mal mit Sachen befassen, die er eigentlich noch gar nicht machen durfte. Er sah auf die Uhr. Es wurde acht. Warum wollte Gianna diesem Mann eigentlich das Leben vermiesen? Was war der Hintergrund?, fragte er sich, doch nur wenig später lachte er darüber. „Was kümmert es mich, was sie macht. Sie ist erwachsen…“, tadelte er sich. Gegen neun am Abend wählte er die Nummer an. „Sie sind Nico?“, fragte er mit einer heiser gestellten Stimme. „Ja…wer sind Sie?“, wollte der Mann wissen. Jürgen lachte leise. „Das ist egal.. wollen Sie was über Gianna wissen? Wollen Sie wissen, warum Sie in ihrem Visier sind?“, fragte er höhnisch. „Ja sicher…. Was wissen Sie?“, kam die Nachfrage. „Nicht am Telefon…. Kommen Sie zu der Waldschneise am Rastplatz „Drei Eichen“. Dort werde ich auf Sie warten, aber nicht lange. Und kommen Sie allein. Wenn Sie es nicht tun, dann …bin ich wieder weg und Sie werden Gianna nie wieder los.“, forderte Jürgen. Er beendete das Gespräch ohne die Antwort abzuwarten. Er grinste. Das dürfte doch wohl reichen. Hoffentlich hat er die Bullen nicht auch dort. Aber die könnte man vielleicht auch ablenken….er könnte doch sagen…nein…das würde verdächtig machen…, verwarf er sofort.
Paolo sah Franziska an. „Was wollen wir denn hier?“, fragte sie unsicher. „Oh meine Liebe…es ist ein schöner Abend und ich dachte, wir gehen noch ein Stückchen in den Wald. Hier am Rastplatz ist es einfach nur schön. Komm wir setzen uns dort hinten hin…“, bat er seine Frau. Franziska lachte leicht. Sie hatte etwas getrunken, wie sie es in letzter Zeit oft tat, wenn sie den Frust, den sie hatte vergessen wollte. „Was machst du denn mit mir?“, kicherte sie albern. „Nichts schlimmes… vertrau mir mein Liebling…“, säuselte Paolo weiter und küsste sie innig. Dass er sich innerlich fast übergab, zeigte er nicht. Er wäre froh, wenn diese Frau endlich aus seinem Leben verschwand. Durch einen verdammten Schwindel hatte sie seine Liebe gekauft. Zu Spät hatte er bemerkt, dass Gianna die bessere der Schwestern war, doch zum Glück konnte man das ändern. Franziska torkelte mit seiner Hilfe zur Bank und ließ sich nieder. Er stellte sich hinter ihr und fing an, sie zu massieren. Sie genoss es sichtlich und schien sogar einzuschlafen. Als der Kopf nach vorn fiel und sie ein Schnarchen hören ließ, hob er das Messer, welches er in der Hose hatte und stach zu. Einmal…zweimal…dreimal… immer wieder schoss das Messer in den Körper der schlafenden Frau. Ein Stich traf das Herz und dort ließ er das Messer stecken. Schnell sprang er in seinen Wagen und fuhr zu Gianna.
Kapitel 6 – der lange Schatten des Todes
Nico ließ das Telefon sinken und ging zurück ins Wohnzimmer, wo Semir, Ben und Elena auf ihn warteten. Alle drei sahen auf, als er wieder in den Raum trat. „Wer war am Telefon?“, wollte Ben wissen. „Hm?“, kam es nur verstört von Nico. Sofort merkte Ben, dass etwas nicht stimmte. Er kannte Nico zu lange, um nicht zu wissen, was in ihm vorging. „Nico, was ist los? Wer war am Telefon?“, wiederholte Ben seine Frage. „Das... das war... verwählt.“, log Nico. „Dafür hat es aber sehr lange gedauert.“, kam es prompt von Semir, denn auch er merke, dass etwas mit Nico nicht stimmte. „Wollt ihr was essen?“, wich Nico aus und drehte sich zur Tür. „Ich werde uns alle Döner holen.“ Mit diesen Worten ging er zur Tür ohne auf eine Antwort zu warten. „Nico? Bleib hier...“, stieß Ben aus und rannte hinterher, doch als er oben auf der Treppe losrannte, fiel schon die Haustür ins Schloss und wenige Minuten später hörte er das Starten eines Motors. „Verdammte...“, fluchte Ben und rief Semir an. „Semir... Nico ist abgehauen. Er ist direkt vor meiner Nase weggefahren... und zwar mit deinem Auto.“, erklärte Ben. „WAS?“, schrie Semir ins Telefon. „Sag mir, dass das nicht wahr ist?“, fauchte der Deutschtürke zurück. „Doch leider. Dein Wagen fuhr gerade weg.“, kam es leise von Ben zurück. „Dann nimm deinen Wagen und fahr hinterher. Ich will nicht, dass dein Freund mir meinen Wagen kaputt fährt.“, knurrte Semir durchs Telefon und schon setzte sich Ben hinters Steuer. „Oh Nico... was machst du nur für Sachen.“, knurrte er nun auch. Er konnte seinen Freund nicht verstehen. Was war nur in ihn gefahren?