Düster und trüb lag der Nebel über Londons Hafen. Die Dunkelheit hatte die größte Stadt Europas eingehüllt. Das fahle Licht einer Laterne fiel auf den dunklen Trenchcoat des Mannes. Gespenstisch leuchtete eine Zigarette auf. Ruhig blickten sich zwei eisblaue Augen um. Der wabbelige Nebel ließ aber keine Sicht über 60 Meter zu. Er war hier, hier wegen seines Berufs. Das hier war seine große Story. Ganz und gar seine. Schon zu lange hatte sich Felix auf eine große Story gefreut und jetzt war es endlich so weit. Ein Wagen fuhr soweit vor, dass nur die Scheinwerfer zu sehen waren. Diese blinkten zwei Mal auf und der Wagen fuhr vor. Still, kaum ein merkliches Geräusch kam von den Reifen, als sie über den Splitt rollten. Felix drückte die Zigarette aus und trat aus dem Licht der Laterne an das Fenster heran. „Haben sie es?“, wollte Felix wissen. Ein graues Kuvert wanderte ans Fenster. „Haben sie das Geld?“, forderte eine mechanische Stimme. Felix blickte kurz auf und sah nur zwei Augen, der Rest des Gesichtes schien mit einem schwarzen Schal vermummt zu sein. „Erst will ich die Dokumente sehen. Dann das Geld.“, knurrte Felix nur. Es war hoch gepokert, das wusste er. Der Kontakt konnte sein Angebot wieder zurückziehen. Der junge Journalist wartete, was der Mann nun tun würde. „Gut...“, zischte die Stimme zurück. Felix war erleichtert .Er nahm sich das Kuvert und riss es auf. Seine Augen wanderten gierig über die Zeilen, dass er nicht mitbekam, was der Mann in seinem Auto tat. „Okay, hier haben sie ihr Geld.“, meinte der junge Mann nur und reichte einen prall gefüllten Umschlag in das Auto hinein. „Behalte dein Geld, du Judas...“, fauchte die Stimme und schoss. Die Augen des jungen Journalisten weiteten sich. Blut spritzte aus der Wunde, benetzte die Außenhülle des Wagens und die Seitenscheibe. „You silly Idiot.“, knurrte der Mann nur, zog sich den Schal vom Gesicht und schnappte sich schnellstens die Dokumente und das Geld. Felix Hand hatte sich aber schon zu fest um einen Schein gekrallt. Der mysteriöse Mann mit dem Schal musste den Schein zurücklassen und verschwand in die Dunkelheit der Londoner City.
„Semir, wo ist Ben?“, fragte Kim, als sie in der Tür des Büros der Kommissare stand. Semir sah auf und drehte sich mit seinem Stuhl zur Chefin um. „Er hat ihnen doch gesagt, dass er heute später kommt. Es ist heute doch sein letzter Urlaubstag. Ein halber Tag.“, erwiderte Semir nur und grinste. Ein halber Tag. Ben kam sowieso immer zu spät. Aber jetzt ein halber Tag, das hieß, Semir holte ihn auf eine seiner Runden ab, fuhr mit Ben ins Büro und konnte dann den Rest des Tages Bens Reisebericht lauschen. „Stimmt ja...okay, wenn er hier ist, kommen sie bitte beide in mein Büro. Es gibt da etwas zu klären.“, erklärte Kim nur und ging wieder. „Alles klar, Chefin.“, rief der Deutschtürke ihr nach und widmete sich dann wieder seiner angehäuften Arbeit...Berichte schreiben, wie er es hasste. Aber einer musste es ja machen. Und wenn nicht er, wer dann?
Emily grinste Ben vergnügt an. „Ich freu mich schon auf das Wochenende mit dir. Schade, dass unser Urlaub um drei schon zu Ende ist.“ „Ja, das finde ich auch. Aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit.“, erwiderte Ben lächelnd und zog sie dicht an sich. Seine starken Arme schlangen sich um sie herum. „Ich liebe dich. Du bist der einzige Lichtpunkt in meinem Leben.“, säuselte er und küsste sie voller Leidenschaft. Emily ließ das Ganze geschehen. Keiner der Beiden ahnte, dass sie in diesem Moment beobachtet wurden. Vom Dach auf der anderen Straßenseite blickten zwei stechende Augen durch ein Fernglas. „Da ist sie...das Objekt unsrer Begierde.“, meinte Roger und ließ das Glas sinken. Seine beiden Begleiter sahen ihn an. „Unser Auftraggeber will, dass wir das Mädchen entführen, das habe ich schon verstanden. Aber warum sollen wir sie hier entführen und sie dann über drei Grenzen nach England schaffen?“, wollte Jason, der Jüngste aus dieser Bande, wissen. „Weil diese Leute gutes Geld dafür bezahlen. Und jetzt halte die Klappe oder ich reiße dir eigenhändig die Zunge raus.“, knurrte Roger nur und wandte sich dann an Ian. „Und du bist dir sicher, dass sie heute ab drei Uhr alleine ist?“ „Ganz sicher. Immerhin hat meine Technik noch nie versagt oder?“, grinste der Mann und hielt einen kleinen Empfänger hoch. „Gut, dann gehen wir vorher rüber, warten in der Tiefgarage und holen sie uns dann. Wir parken den Wagen in der Tiefgarage. Und nehmt einige Kleider von ihr mit und stiftet Unordnung. Es muss wie ein Einbruch mit Entführung aussehen. Auf die Kleider schmieren wir dann Blut und packen sie irgendwo hin, wo man sie schnell findet. So wird ihr Lebensgefährte denken, sie sei ermordet und verscharrt.“, erklärte Roger nur und bekam dabei leuchtende Augen, dass es den anderen beiden eiskalt den Rücken hinunterlief.
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