Semir zuckte zusammen, als er den Schuss hörte. Sein Atem ging heftiger als es gut war. Die Tasche über seinem Kopf schien die Luft regelrecht aufzusaugen. Semir versuchte sich zu beruhigen. Wer hatte geschossen? Warum und wurde vielleicht jemand getroffen? Fragen die ihm durch den Kopf gingen und auf die er keine Antwort fand. Dann hörte er wie jemand in den Wagen einstieg. Die Fahrt ging los. Wohin? Was hatte Mendes mit ihm vor? War es überhaupt Mendes der am Steuer saß? Was wenn…..bleib ruhig…. Noch weißt du nicht, was los war. Versuch dich zu beruhigen…. Ganz ruhig Semir….ganz ruhig…redete er sich ein. Es half. Der Wagen schien über eine ziemlich holprige Strecke zu fahren. Immer wieder wurde Semir durchgeschüttelt und fast an die Decke des Kofferraumes geschleudert. Fahren kann der auch nicht….dachte er sarkastisch. Entweder hatte der Fahrer Spaß daran oder aber er konnte wirklich nicht fahren. Der Wagen sprang scheinbar über ein Hindernis und kam schwer auf. Semir stieß einen Schrei aus, der durch den Knebel erstickt wurde. Ein Schmerz durchzuckte seinen Kopf, der mit der Kante von irgendwas zusammenstieß. Semir versuchte sich in eine Position zu bringen, die ihm die Fahrt etwas erleichterte, doch ohne etwas zu sehen, war er auf verlorenem Posten.
„Komm schon Junge…. Du hast keine Chance. Hey… du bist gerade mal 15 du hast doch dein ganzes Leben vor dir! Willst du es im Knast verbringen? Wo ist Mendes? Wir wissen genau dass er dahinter steckt. Wo ist mein Kollege? Hast du die Bombe gebastelt?“, schoss Ben die Fragen ab. Doch der Junge wollte noch immer nicht reden. „Man Junge, soll ich es aus dir herausprügeln?“, fauchte er und packte den Kleinen am Kragen. Dieser sah ihn mit aufgerissenen Augen an, doch er verstand nichts. „Mach den Mund auf.“, fauchte Ben wieder, doch der Junge verstand wieder nicht. Dann kam es Ben in den Sinn, dass dieser Junge ihn vielleicht gar nicht verstand. „Sprichst du unsere Sprache nicht?“, wollte er dann wissen und der Junge nickte nur. „Verdammt.“, stieß Ben aus und brachte ihn zum Wagen zurück. Mittlerweile konnte er wieder alles sehen und blickte sich immer wieder um. Von Semir war noch immer nichts zu sehen. Was war hier nur los? Wo war Semir? Verdammt, hier ging einiges schief. Ben nahm sein Telefon in die Hand und wählte Kim an. „Frau Krüger... Ben hier... Semir ist verschwunden.“, gab Ben bekannt. „Was? Ben, wo sind sie?“, wollte Kim wissen und Ben beschrieb seine Position. „Okay, bringen sie den Jungen her und dann suchen wir nach Semir.“, bestimmte Kim und Ben nickte. Er steckte den Jungen in den Mercedes und fuhr mit ihm zurück zur Wache.
Mendes fuhr mit Semir im Kofferraum zum alten Steinbruch etwa 80 Kilometer südwestlich von Köln und parkte den Wagen. „So Freundchen, du wirst hier nicht mehr lebend herauskommen. Das ist dir ja wohl klar, oder?“, lachte er und schlug auf den Kofferraum. Von innen war nur ein unmerklicher Stöhner zu hören, der protestartig war, aber dennoch kaum vernehmbar. Robert Mendes hatte seine Pistole in der Hand. „Nur keine Sorge Junge, es wird in einigen Tagen vorbei sein. Denn dann wird es für dich vorbei sein.“, hörte Semir Mendes sagen und dann nichts mehr. Plötzlich hörte Semir einen Schuss und dann nichts mehr. Verdammt, was wurde nun aus ihm? Wo war er? Fragen schossen ihm durch den Kopf. Was sollte das heißen, in ein paar Tagen war er nicht mehr da. Doch dann hörte er es... ein gewaltiges Donnern und ein grauenerregendes Poltern von Steinen. Shit, jetzt wusste er, wo er war. In einem Steinbruch, und sicher würden die Sprengungen immer näher kommen. Sicher stand der Wagen dicht an einer Steinwand, die gesprengt werden sollte. Verdammt, war es das? War das sein Leben? Mit 43 jungen Jahren unter einer Menge von Steinen begraben. Panik machte sich in ihm breit. Unweigerlich dachte er an Andrea, an Aida und an Ben und die Kollegen. Würde er hier jemals wieder rauskommen?
Ben sah Kim an. „Der Junge versteht mich nicht…“, stieß er aus. „Haben Sie einen Dolmetscher angefordert?“, wollte sie wissen. „Ja sicher…. Aber wer weiß, wann der hier ist. Verdammt….wo ist Semir nur… Mendes muss ihn verschleppt haben, aber warum? Er hat doch das Geld übergeben. Es macht keinen Sinn!“, erklärte er verzweifelt. Kim nickte. „Ben… wir müssen versuchen einen klaren Kopf zu bewahren. Überlegen Sie bitte genau…. Ist etwas im Wald gewesen, was einen Hinweis gibt, wo Semir sein könnte?“, fragte sie. „Nein…. Nichts… Semir musste seine Waffe und sein Handy in einem Tuch lassen…. Das hab ich ja auch gefunden. Und dann…hab ich den Jungen gesehen. Er war im Gebüsch und hatte die Fernbedienung dabei. Wir haben die Bombe sichergestellt und Hartmut untersucht sie.“, gab Ben zurück. „Es war eine Splitterbombe richtig?“, harkte sie nach. Ben nickte. „Ja… gefüllt mit Nägeln, Steinen, Glasscherben…alles was zu schweren Verletzungen führen kann. Und der Junge sagt nichts… absolut gar nichts.“, stieß Ben wütend aus. Er stand auf und sah aus dem Fenster, als Hotte rein kam. „Chefin… wir haben einen Leichenfund an der Landstraße zu Much… ein Spaziergänger hat die Leiche von Mewes gefunden. Er wurde erschossen.“, stieß er völlig atemlos aus. Ben griff seine Jacke. Er stieß Hotte zur Seite und fuhr zur Fundstelle. Doch die Leiche war bereits abtransportiert worden und die Spurensicherung hatte bereits alles gesichert.