„Und du sagst gar nichts?“, wandte sich Ben dann, als er sich ein wenig beruhigt hatte, an Semir. „Junge, im Moment ist es wichtiger, den wahren Täter zu finden, als sich mit den englischen Kollegen anzulegen. Pass auf, ich denke mal, dass wir demjenigen eine Falle stellen, der deinen Vater erpressen will.“ „Semir, sag mir, was du vorhast. Ich bin sofort dabei.“, kam es eifrig von Ben als Antwort zurück. „Pass auf. Sobald der Typ anruft, wird dein Vater ihm sagen, dass er zahlt. Wenn er uns den Übergabeort nennt, werden wir uns dorthin begeben und auf den Erpresser warten. Sollte er sich versuchen, das Geld zu holen, schnappen wir ihn uns.“, endete Semir mit seinem Vortrag. In diesem Moment schrillte auch das Telefon. Semir nickte Konrad zu. Dieser ging an den Apparat und meldete sich. Er hörte zu und sagte dann: „Ja... ich zahle, aber ich will auch hieb- und stichfeste Beweise haben, das Julia nicht die Täterin ist. Die Polizei ist ganz schön hartnäckig, was das betrifft.“, erklärte er mit fester Stimme. Er hörte zu. Dann legte er auf und wandte sich an Ben und Semir. „Er will mich an der hinteren Weide treffen. Dort steht ein alter Schuppen und er sagt, dort finde ich den Hinweis auf den wahren Täter...“, gab er bekannt. „Okay...wo ist das genau?“, harkte Semir nach. „Sie müssen ungefähr einen Kilometer nach Osten gehen, dort ist eine ziemlich große Koppel und da steht ein ziemlich alter schon verfallener Schuppen. Dort werden die Beweise liegen, die ich brauche um Julia zu retten. Ben...du weißt, es kommt mir nicht auf das Geld an. Ich will nur Julia hier wieder raus haben.“, erklärte Konrad. Ben nickte. „Ja sicher...ich werde schon aufpassen...“, lächelte er seinem Vater zu und drückte ihn an sich.
Konstantin Rubens lächelte zufrieden, als er auflegte. So einfach war es Geld zu bekommen. Und das ohne auch nur einen Finger krumm zu machen. Der Plan, den er sich ausgedacht hatte, war so einfach...er würde den Verdacht von Julia Jäger auf Ben Jäger lenken...jetzt musste er nur noch etwas finden, was ihn schwer belastet. Und als er so nachdachte, griff er in seine Tasche. Was war das? Er nahm das Etwas, was er in der Tasche gefunden hatte, in die Hand. Es war ein Ring. Jetzt wusste er, was er verstecken musste, doch erst einmal musste er das Korpus Delicti bekommen und das würde nicht sehr einfach sein. Also gut...noch einmal schnell zum Haupthaus zurück und ins Zimmer von Jäger schauen...er musste das kleine Ding bekommen. Tatsächlich kam er ungesehen ins Haupthaus und sah, wie Ben Jäger in den Stall ging. Er war allein. Das war die Gelegenheit. Er ging in Bens Zimmer und wollte den Ring, der Franka gehörte, in eine der dort herumliegenden Hosen stecken und wollte gerade wieder verschwinden, als er ein Stück Papier sah. Sofort nahm er den Ring wieder an sich und grinste. Er besah sich das Stück Papier. Es waren nur sonderbar zusammen gewürfelte Worte. „Habsucht kann tödlich sein“, stand dort hingeschrieben. Konstantin grinste. Das war perfekt....er nahm das Stück Papier und sah dann auch die Grundlage für die Worte. Ein Silbenrätsel. „Silbenrätsel können einem das Genick brechen...“, murmelte er, packte den Zettel in die Tasche und verschwand ungesehen aus dem Haus. Er fuhr zum Treffpunkt zurück. Nun musste er noch dafür sorgen, dass die Polizei zur rechten Zeit am rechten Fleck war. Er legte den Zettel so in den alten Schuppen, dass es direkt auffiel, dann nahm er eine Schaufel und fing an ein Loch zu graben. Dort legte er den Zettel und den Ring hinein und packte eine Schaufel Sand rauf. Dann wartete er. Fünf Minuten vor dem Treffen rief er bei der Polizei an und behauptete etwas sehr wichtiges beobachtet zu haben. Die Beamten versprachen möglichst schnell vor Ort zu sein.
Konrad nahm den Koffer mit dem Geld und fuhr zum Schuppen, um den Erpresser zu treffen. Er wusste, dass Semir und Ben bereits dort waren und sicher gut versteckt auf den Mann warteten. Konrad stellte den Koffer wie befohlen ab und wartete. Es kam niemand. Er sah sich um. Doch auch nach einer halben Stunde war keiner aufgetaucht. „Er kommt nicht, was soll ich denn tun?“, fragte er in das kleine Mikro. „Gehen Sie wieder nach Hause. Ben und ich werden uns hier umsehen und kommen dann nach. Es scheint allerdings so, als würde man Sie nur ärgern wollen.“, hörte er Semir sagen. Konrad nickte und fuhr mit den Koffer voller Geld nach Hause. Resigniert ließ er sich dort in den Sessel sinken und schlug die Hände vors Gesicht. Was sollte nun aus Julia werden?, fragte er sich nicht ahnend, dass nun auch gleich Ben in der Falle saß. Denn dieser machte sich gerade auf den Schuppen zu inspizieren. Semir begleitete ihn hinein und entdeckte das kleine Loch. „Sieh mal...scheint jemand vor kurzem gegraben zu haben...“, murmelte er und schon packte Ben die Schaufel an und suchte das Loch ab. Er stieß auf das Papier und auf den Ring. Semir sah ihn an. „Was ist das denn?“, fragte er, als er die Worte las. „Eine Lösung von einem Silbenrätsel, was ich gestern Nacht gelöst habe, aber wie kommt es hier her...und was ist das für ein Ring?“, fragte Ben leise. „Ich denke, das können wir Ihnen sagen, Herr Jäger....der Ring gehörte Franka Kirschbaum. Und was ich eben gesehen habe, reicht aus. Sie wollten wohl die letzten Beweise loswerden, was? Aber so leicht lasse ich mich nicht ins Boxhorn jagen....“, grollte Moore in dessen Rücken. Die Köpfe der Kommissare ruckten in seine Richtung. „Das sehen Sie aber völlig falsch...“, versuchte Semir. „Ach, meinen sie, Mister Gerkhan...Ich denke, wir haben von Anfang an, die Falsche in Verdacht gehabt. Sie sind der wahre Täter, nicht ihre Schwester.“, kam es von Moore und dieser nickte dann seinem Sergeant zu. „Mister Jäger, nehmen sie bitte die Hände auf den Rücken. Sie sind verhaftet.“, gab Sergeant Andrews bekannt. Unbemerkt dessen sah sich Semir um und erblickte ein altes Motorrad neben dem Schuppen stehen. Er tippte Ben nur an. Dieser verstand sofort. In der Haft, das wusste er, würde er den wahren Täter nicht mehr ausfindig machen können.