Semir schaffte es, mit der Hand in Bens Tasche zu fahren und den Schlüssel zu angeln. „Ich hab ihn.“, stieß er aus. „Gut, dann nimm bitte sofort deine Hand da wieder raus. Man, gut, dass uns unsere Frauen jetzt nicht sehen.“, meinte Ben. Ihm war die Situation mehr als unangenehm. „Ist ja schon gut. Ich hab dein bestes Stück doch gar nicht berührt. Ich dachte, du wärst tolerant.“ „Bin ich auch, aber nicht an meinem Körper.“, knurrte Ben nur. Semir hielt den Schlüssel nur zwischen seinem Ring- und Mittelfinger und versuchte, ihn in eine sichere Halteposition zu bringen. „Ups...“, kam es dann von Semir, als er merkte, dass zwischen seinen Fingern sich nichts mehr befand. „Was? Semir, das Wort will ich jetzt aus deinem Mund nicht hören.“, kam es empört von Ben. „Ähm...siehst du den Schlüssel noch in meiner Hand?“ Ben sah nach unten. „Nein...jetzt sag bloß, er ist dir aus der Hand gefallen?“ „Nein ist er nicht. Er ist mir aus den Fingern geglitten. Sieh nach, wo er liegt.“, forderte Semir nur. „Man Semir...“, murrte Ben nur und sah sich um. Doch der Schlüssel lag nicht zu seinen Füßen. Ben blickte in dem fahlen Schein der durch die Schlitze eindringenden Sonne auf dem Boden der Scheune hin und her. „Er ist bei dem anderen Balken. Etwa vier Meter von mir entfernt.“ „Ganz toll. Tut mir Leid, Ben. Wir müssen warten, bis Hilfe kommt.“, meinte Semir geschlagen. „Na toll...ich müsste nämlich mal auf den Lokus. Und Hunger hab ich auch.“, kam es von Ben. „Kneif die Beine und den Magen zusammen. Susanne weiß, wo wir sind. Sie wird schon dafür sorgen, dass die Kollegen uns finden.“ Semir hoffte jedenfalls, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen.
Bernd saß in seiner Küche und überlegte nun, was er machen sollte. Neben ihm lag sein Dobermann Hasso. Plötzlich hob dieser den Kopf und knurrte los. „Was ist los mit dir, mein Junge?“, fragte der Mann und sah dann einen Schatten am Fenster vorbei schleichen. Hatten sich die Beiden etwa befreit...dachte er und griff sofort zur Flinte. Dann waren Schritte vor der Tür zu hören. „Wer auch immer da ist...ich habe eine Flinte und einen scharfen Hund, und ich weiß beides zu benutzen.“, rief er durch die Tür. „Papa, ich bin es. Mach keinen Scheiß, wenn ich jetzt durch die Tür komme.“, hörte er. „Jochen? Du bist hier her gekommen?“ „Ja...darf ich rein?“ Die Tür öffnete sich und ein Mann mit Polizeiuniform stand in der Tür. Sofort rannte Hasso los und warf den Mann zu Boden. „Hey...hey Hasso...lass das...das kitzelt. Boah, hast du Mundgeruch…“, lachte Jochen Wehner, als der Dobermann ihm freudig das Gesicht ableckte. Bernd stand auf und zog den Hund von seinem Sohn zurück. „Wieso...wieso trägst du eine Polizeiuniform?“, fragte der Vater. „Ich musste verschwinden. Deshalb hab ich mir das Ding ausgeliehen.“, erklärte er und zog die sperrige Uniform aus. „Hast du ein paar alte Sachen da?“ „Sicher...in deinem alten Zimmer. Was ist mit dieser Frau? Hast du es geschafft?“ „Nein, sie konnte mir noch mal entkommen. Aber das wird sie nicht noch einmal können.“, knurrte Jochen und ging nach oben, um sich umzuziehen.
Patrick Finke saß in seinem Büro und fand endlich, was er suchte. „Na also...“, stieß er aus und grinste zufrieden. „Was machen sie in meinem Sessel und an meinem Schreibtisch?“, fauchte Kim, als sie in ihr Büro kam. Finke drehte sich zu ihr um. „Frau Krüger...noch nicht wieder verhaftet worden?“ „Nein...wer sind sie?“, wiederholte sie nur. „Patrick Finke, und ich bin ihr Nachfolger. Denn damit hab ich sie. Die Berichte für die Abrechnungen der Dienstwagen. Ich wette, sie haben sie immer zugunsten ihrer Männer ausgelegt oder?“, knurrte er. „Sind sie irre? Glauben sie wirklich, ich würde mich bereichern oder zugunsten meiner Männer die Berichte fälschen?“ „Immerhin haben sie einen kriminellen Vater und sind jetzt selbst kriminell. Schließlich haben sie bei einem Unfall einen Menschen getötet.“, fauchte Finke und griff zum Telefon. Gerade in diesem Moment stürmte Hartmut ins Büro. „Ah Frau Krüger, gut, dass sie da sind. Ich...ich habe die Überreste ihres Wagens doch noch auseinander nehmen können.“, erklärte er, vollkommen außer Atem. „Aber sie sagten doch, dass er zu verbrannt war, um noch etwas zu untersuchen.“, meinte sie mit gepresstem Zorn. „Schon, aber zum Glück nur der hintere Teil. Der Motorblock war noch weitestgehend erhalten. Ich konnte feststellen, dass sowohl ihre Gangschaltung, das Gas, als auch die Bremse manipuliert wurde. Sie trifft also keine Schuld.“, meinte Hartmut und sah zu Patrick Finke. „Und das ist alles beweisführend in meinem Bericht niedergeschrieben, den ich auch schon an den Polizeipräsidenten und die Staatsanwaltschaft geschickt habe.“, stieß er aus, warf den Bericht auf den Schreibtisch und verschwand dann. Patrick Finke stand wie ein kleines Kind da und Kim sammelte all ihre Energie für eine ihrer wütenden Ansprachen, die sie sonst auf Semir und Ben niederprasseln ließ.
„Sie wollten also an meinem Stuhl sägen?“, fauchte sie los. „Ich sage ihnen eins. Ich halte meine Abteilung so zusammen, dass sie die höchste Aufklärungsquote im ganzen Landesgebiet besitzen. Wenn sie mir jetzt vorwerfen wollen, dass ich die Berichte frisiere, dann können sie das gerne ihrem Gönner vorlegen. Aber in meinem Beisein und mit den Kopien von Frau König. Und sollten sie noch einmal meine Männer zu nötigen versuchen, werde ich ihnen persönlich nicht nur den Bürostuhl unterm Arsch wegziehen, sondern auch den Arsch aufreißen. Und jetzt machen sie, dass sie rauskommen.“, stieß Kim aus und riss wütend die Tür auf. „Los, verschwinden sie oder ich sorge dafür, dass sie noch heute wieder auf der Schulbank in der Polizeiakademie landen.“ Patrick Finke nahm seine spärlichen Sachen und verließ das Büro. Er blieb stehen und wollte noch etwas sagen, als er aber den tieftödlichen Blick von Kim sah, verschlug es ihm die Sprache und er suchte das Weite. Susanne kam freudig auf sie zu. „Frau Krüger, ich will sie nur wissen lassen, dass die gesamte Wache geschlossen hinter ihnen stand.“ Kim lächelte. „Danke Susanne...und jetzt, orten sie bitte Semirs Handy und legen mir die Adresse hin. „Kann ich machen, aber die Beiden sind zu dieser Adresse gefahren.“, erwiderte Susanne und reichte Kim einen Zettel. „Ah okay...gut, dann fahre ich gleich hin. Sind Bonrath und Herzberger frei?“, fragte Kim. „Noch nicht. Sie nehmen gerade einen Unfall auf der Autobahn nahe Aachen auf. Ich weiß nicht, wann sie zurück sind.“ „Gut, wenn sie wieder hier sind, sollen sie mir sofort folgen.“, wies Kim die Sekretärin an und verschwand dann Richtung Parkplatz.
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