„Los Semir, tritt aufs Gas...“, stieß Ben immer wieder aus. „Was glaubst du, was ich hier mache? Fußball spielen?“, zischte der Deutschtürke nur zurück und lenkte seinen Wagen durch den abendlichen Berufsverkehr. „Man, macht Platz da vorne...Vorsicht, der zieht rüber...“, stieß der junge Hauptkommissar plötzlich aus, als eine Zugmaschine auf ihre Fahrbahn lenkte. Semir stieg in die Eisen, bremste ab und hupte wie wild. „Pass doch auf...“, schrie er nur und machte eine grobe Handbewegung. Semir beschleunigte wieder und fuhr mit seinem Auto einen Slalom um die anderen Fahrzeuge. Wo sich auch nur eine Lücke bildete, versuchte er mit seinem BMW durchzuschlüpfen, manchmal nur sehr knapp. „Sag mal, funktioniert überhaupt unser Blaulicht richtig?“, wollte Ben nervös wissen. „Wenn du so erpicht drauf bist, dass die anderen Platz machen, halt doch einfach deinen Kopf aus dem Fenster und mach Lalülalülalü...“, grinste sein Partner nur. „Man wird ja wohl noch fragen dürfen.“ Endlich erreichten sie die rettende Ausfahrt, doch nun ging das Ganze in der Stadt weiter und ehe sie ihr Ziel nicht erreicht hatten, war Ben alles andere als ein ruhiger Beifahrer, der sonst immer sein Butterbrot an Semirs Armaturenbrett schmierte oder die Krümel im Fußraum verteilte. „Du bist ganz schön nervös, oder?“, grinste Semir nur. „Natürlich, aber wenigstens falle ich dieses Mal nicht um.“, erwiderte Ben und sprang aus dem Wagen, als dieser endlich vor dem Krankenhaus zum Stehen gekommen war.
„So ist’s gut...pressen...pressen.“, stieß sie Hebamme im Krankenhaus aus. Julia Jäger bäumte sich auf und kam dem Befehl schmerzbrüllend nach. Peter stand neben ihr und hielt ihre Hand. „Das machst du ganz toll, Schatz...“, versuchte er sie zu beruhigen. „Hör bloß auf zu quatschen...du weißt ja nicht, was für...Ahhhhhhhhhh...“, stieß sie wieder aus. „Ja, gut...weiter so...noch ein Mal pressen und dann...“, doch schon flutschte das erste Baby aus dem Körper der jungen Mutter in die erfahrenen Hände der Hebamme, die es sofort an eine Schwester weiterreichte und auf den nächsten Schub wartete. Auch das nächste Baby schien es mehr als eilig zu haben, das Licht der Welt zu erblicken, denn schon mit der nächsten Wehe kam auch Nummer 2 auf die Welt. „Sehr gut...da sind sie ja...alle beide...“, lächelte die Schwester, wickelte die beiden Würmchen in zwei Decken und reichte sie ihrer Mutter. „Was...was ist es?“, wollte Julia erschöpft wissen. „Zwei süße Jungs...“, erklärte die Hebamme und legte sie dann der Mutter in die Arme. „Hallo meine Kleinen...“, flüsterte sie und wiegte die beiden Kinder erschöpft hin und her. Peter sah auf seine kleinen Söhne und war sofort in sie verliebt. „Schatz, du bist wundervoll.“, meinte er und küsste die fahle, schweißnasse Stirn seiner Frau. „Wir werden die Kinder jetzt erstmal auf die Winzlingsstation bringen, dann können sie sich etwas ausruhen.“, erklärte die Schwester und nahm die kleinen Babys mit. Julia nickte und ließ sich einfach ins Kissen fallen. Julia sah ihn genauso glücklich an. „Wie sollen sie heißen?“, fragte sie. Vergessen waren die Schmerzen die sie eben durchmachte. „Ich weiß nicht…wie wäre es mit Mathias und Markus?“, schlug Peter vor. Julia lachte. „Nein…bitte nicht….ich finde Ben sollte als Onkel die Namen geben. Rufst du ihn an? Ich bin…viel zu müde…“, kam von ihr. Peter lachte leise. „Die stehen schon beide vor der Tür und warten auf die Nachricht.
Ben zuckte zusammen, als er die Schreie vernahm. „Das sind meine Patenkinder….meine Nichten oder Neffen…meine ….. Schätze…meine…“, stammelte er. Semir lachte leise. „Beruhige dich….du kennst ja die Verpflichtungen, die ein Patenonkel hat. Und dich trifft es gleich doppelt…..du bist ja auch ihr Onkel…“, meinte er nur. Die Tür öffnete sich und Peter trat aus dem Entbindungssaal. „Und? Was sind es? Mädchen? Jungs? Beides?“, überfiel Ben ihn. Peter lachte. „Zwei Jungs…..gesund und groß…..nur haben wir keine Namen….die darfst du aussuchen.“, erklärte Peter. „Dann nehme ich Markus und Mathias…“, strahlte Ben. Peter lachte auf. „Das ist ja klasse…!“, kam von ihm. Ben verstand nicht ganz. „Ich wollte den Jungs die gleichen Namen geben, aber Julia sagte, dass du es machen sollst.“, erklärte er. „Gratuliere erst mal….hallo Peter.“, begrüßte Semir den frischgebackenen Vater. „Danke Semir…ich bin so stolz…die Kinder…wie sie kamen…es war…einfach klasse…so eine Geburt….sie ist was wundervolles.“, strahlte Peter, während Semir immer blasser wurde. Ben bemerkte es natürlich. „Ist dir übel?“, wollte er wissen. Semir schüttelte den Kopf. „Die Luft….sie ist etwas dick….“, gab er zurück. Ben lachte. „Dir ist nicht schlecht, weil Peter eben die Geburt schilderte, oder? Ich meine, du bist ja immer vorher umgekippt.“ Semir sah ihn an und würgte. „Entschuldigt mich…“, meinte er und rannte in den Toilettenraum.
Auch Konrad Jäger lief in seinem Büro auf und ab. „Frau Schiefer!! Rufen Sie doch bitte im Krankenhaus an und fragen nach, ob meine Enkel schon da sind!“, befahl er seiner Sekretärin. In diesem Augenblick klingelte sein Telefon. „Ja?“, meldete er sich hektisch. „Hallo Opa…“, hörte er seinen Sohn sprechen. „Sie sind da? Was sind es? Jungs? Mädchen? Beides?“, kam hektisch von Konrad. „Es sind zwei Jungs. Mathias und Markus…“, gab Ben weiter. „Das ist toll…das ist sowas von wundervoll. Ich mache mich auf den Weg und dann…Ben sind alle wohl auf? Wie geht es Julia?“, harkte er nach. „Es geht allen bis auf Semir sehr gut. Julia erholt sich von der Geburt…Peter von dem Freudentaumel….und Semir…von den Erzählungen…“, lachte Ben. „Danke.. Ben…das ist ein wundervoller Tag….ein wundervoller Tag. Gib deiner Schwester einen dicken Kuss von mir…“, strahlte Konrad. Er legte auf und ging ins Vorzimmer. „Frau Schiefer!!! Besorgen Sie mir einen Katalog mit Babysachen…ich bin Opa!! Ich bin OPA!!!“, schrie er freudig. „Ich gratuliere Herr Jäger.“, gab Ingrid Schiefer von sich und drückte ihrem Chef die Hand. „Danke…ich gebe Ihnen den Rest des Tages frei!!“, strahlte Konrad. Er war völlig im Glück und wollte seine Angestellte dieses Gefühl auch übertragen. „Danke…das ist sehr nett. Und es passt heute…ich gehe mit meinem Mann in die Oper… „Aida“ und ich freu mich schon so…“, strahlte sie, packte ihre Sachen zusammen und verschwand nachdem sie Konrad einen Katalog von einem Babyausstatter auf den Schreibtisch gelegt hatte.