Am nächsten Tag fuhr er erst mal zur PAST.Frau Krüger fragte
gleich nach Ben.“Es geht ihm besser,er soll schon bald extubiert werden“,teilte
Semir mit.Alle waren erleichtert.Der Anwalt hatte noch am Vorabend alles
gestanden,auch den Mord an Mia.Unter dem Vorwand,sie dürfe eines seiner tollen
Pferde reiten,hatte er sie am Rastplatz Eifeltor getroffen und ihr eine
tödliche Dosis Opiate gespritzt.“Wenigstens besteht jetzt für Ben und Veronika
keine Gefahr mehr“,atmete Semir auf.
Als er Bens Krankenzimmer betrat,roch es etwas streng.Eine
Schwester sagte lächelnd:“Er hat gestern noch Abführmittel und heute ein
Klistier bekommen,mit Erfolg.Die Körperfunktionen normalisieren sich
wieder.“Über die Magensonde lief nun eine bräunliche Flüssigkeit in Bens Magen.“Das
ist Sondennahrung,“erklärte die Schwester.“Bisher wurde er über den ZVK mit
hochkalorischer Infusionslösung versorgt,jetzt stellen wir langsam sozusagen
wieder auf Normalbetrieb um.Die Dosierung der Schlafmittel haben wir auch
reduziert,er wird nun langsam wacher werden.Allerdings müssen wir ihm etwas
Zeit geben,da die Atemmuskulatur nach einer Woche maschineller Beatmung schon
etwas schwächer wird.Wir haben deshalb das Beatmungsprogramm umgestellt.Er soll
jetzt etwas selber dazuatmen und dann werden wir langsam die Sedierung
reduzieren und die Einstellungen der Beatmungsmaschine verändern,bis er wieder
komplett selber atmet-das ist dieses sogenannte Weaning.Reden sie viel mit
ihm-die ganze Angelegenheit ist für den Patienten sehr anstrengend und auch
psychisch belastend.“Semir nahm wieder Bens Hand.Sie war schon nicht mehr so
schlaff.Er sah auch besser aus.Sogar die Haare hatte man ihm gewaschen,stellte
Semir fest.“Das hat dir gefallen Ben,nicht wahr!“sagte er.
Semir ging nun zu Andrea.Sie freute sich,dass er schon
kam.“Stell dir vor,jetzt machen sie noch einen grossen Ultraschall und wenn da
alles in Ordnung ist,darf ich heute noch nach Hause.Die vorzeitigen Wehen haben
aufgehört,ich soll mich nur daheim noch schonen.Semir lächelte glücklich.Endlich
auch hier wieder Normalbetrieb.“Ich werde mit Frau Krüger sprechen,ob ich
weniger arbeiten kann,um dich zu unterstützen,oder wir lassen einfach Ayda noch
bei deinen Eltern“,überlegte Semir laut.“Auf keinen Fall,ich will meine Kleine
bei mir haben“,entgegnete Andrea entrüstet.Semir dachte sich nur“Mütter eben“,da
wurde Andrea schon zum Ultraschall abgeholt.Er ging natürlich mit.Da das Gerät
sehr modern war-ein 3-D-Sonograph-sah man das Baby wie real.Es war völlig
normal entwickelt und sogar die Gesichtszüge konnte man erkennen.Auch dass es
ein Mädchen war,war deutlich zu sehen.“Da habe ich ja dann mein 3-Mäderl-Haus“,sagte
Semir zufrieden.Hauptsache,alles ist gesund,das Geschlecht ist mir völlig egal.Zurück
im Zimmer durfte er dann schon Andreas Sachen packen und sie mit nach Hause
nehmen.
Als er gegen Abend nochmal bei Ben vorbeisah,sass Julia an
seinem Bett.“Jetzt wo der Bauch zu ist,kann ich ihn wieder besuchen-ich hätte
es vorher nicht gepackt.Papa ist leider sehr beschäftigt“,sagte sie
traurig.“Danke Semir,dass du dich so kümmerst und uns auf dem Laufenden
gehalten hast!“dankte Julia.Da pfiff die Beatmungsmaschine.Semir und Julia
waren ganz erschrocken.Eine Schwester kam herein und sah nach Ben.“Oh,er atmet
heftig dazu,er wird sicher bald richtig wach werden-keine Sorge,das ist
normal.Wenn sie jetzt aber bitte gehen würden.Zur Nacht bekommt er noch mal
Sedierung,damit er sich erholen kann und einen Tag-Nacht-Rhythmus
aufbaut.Kommen sie einfach morgen wieder.“Semir und Julia fuhren nach Hause.
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