Leon sah Karsten an. „Wann genau werden wir uns treffen?“, wollte er wissen. „Junge....wir haben noch zwei Tage Zeit...die Angaben werde ich dir morgen geben...nicht vorher. Warum willst du das wissen?“, harkte Karsten nach. „Nur so...ich muss doch sehen, dass ich dann in der Schule frei bekomme...“, erklärte Leon. Karsten lachte laut auf. „Du gehst wieder zur Schule? Was für ein Weichei bist du denn?“ „Ich bin kein Weichei!!! Ich will nicht im Knast enden!! Ich will frei sein...verstehst du? Ich will was aus mir machen!“, schrie Leon wütend zurück. Karsten kam dicht an den Jungen heran. „So, das willst du? Sag nur, du willst uns im Stich lassen? Oder willst du uns etwa an die Bullen verpfeifen?“, knurrte er. Leon wich zurück, fiel dabei fast über einen Stapel Reifen. „Nein...nein, das habe ich nicht gesagt...aber ich will das auch nicht mehr. Das hier wird mein letzter Überfall sein.“, erklärte Leon. „Junge, wenn das Ding gelaufen ist, brauchen wir keine Überfälle mehr. Wir können uns dann unsere eigene Kartbahn leisten.“, meinte Karsten und zog ihn hoch. „Komm, gehen wir zu den anderen.“ Leon nickte nur, doch etwas an Karsten ließ ihn an seinen Worten zweifeln. Würde er ihn wirklich so einfach sein Leben leben lassen?
Thomas Kaiser sah den beiden Kommissaren kurz nach und griff dann zum Telefon. Das Tippen der entsprechenden Nummer war für seine Finger eine der leichtesten Übungen, die sie je kannten. „Ich bin's...hör zu...ihr müsst den Überfall auf die Bank abbrechen...die Bullen wollen euch eine Falle stellen...“, knurrte er nur. „Was? Wie? Woher...woher weißt du das?“, stieß eine junge Stimme am anderen Ende aus. „Ich weiß es eben...sie waren ja hier im Büro und haben mit mir ihr Vorgehen abgesprochen.“, zischte Kaiser nur. „Okay...okay...und was nun?“ „Ihr werdet einfach die Tankstelle zwei Kilometer vor der Abfahrt Jeversplatz überfallen. Die wird an diesem Morgen auch beliefert. Die Summe ist die gleiche, wenn nicht sogar noch höher...ihr wisst ja, was in einer Tanke alles zu holen ist. Sicherlich sind noch die Einnahmen der Nacht dort. Also...ach ja...passt mir auf den Fahrer auf. Das ist ein Bulle...“, stieß Kaiser aus. „Verstanden...wir werden ihn etwas beschäftigen und mit ihm eine Landpartie machen.“, lachte die Stimme am anderen Ende und legte dann auf. Thomas Kaiser sah zufrieden vor sich hin. Dieses Unternehmen würde er bald nicht mehr brauchen. Denn dann schwamm er im Geld. Und diese dummen Jungs....die würde er schon übers Kreuz legen. Denn das war sein Geld...ganz allein seins. Damit wollte er sich in die Südsee absetzen und sich dort von der Sonne so lange bräunen lassen, bis er Ähnlichkeit mit einer Kokosnuss hatte.
Semir ließ sich gerade auf den Stuhl in seinem Büro fallen, als das Telefon schrillte. „Gerkhan, Kripo Autobahn?“, meldete er sich. Sein Gesicht formte sich sofort zu einem großen, breiten Grinsen. „Hallo Andrea...geht es deinem Vater besser?“, wollte er sofort wissen, als er die liebliche und schon ganz vergessene Stimme seiner Frau am anderen Ende der Leitung hörte. Ben horchte auf. „Schon sehr viel besser...wie geht es dir denn? Hat Ben dich schon umgebracht? Oder hast du deinen Ordnungsfimmel mal zurückgehalten?“, fragte Andrea lachend durchs Telefon. „Wir haben uns vertragen...nur Felix hat sich etwas daneben benommen.“, grinste Semir nur. „Oh ja...“, kam es zustimmend von Ben. „Dann wird es ja Zeit, dass ich nach Hause komme. Mama ist gestern Abend zurückgekommen und übernimmt nun Papa wieder. Ich bin in drei Stunden zu Hause. Meinst du, du schaffst das bis dahin?“, wollte Andrea wissen. „Sicherlich...bis dahin bin ich auch zu Hause.“, grinste Semir nur, gab seiner Frau einige Küsse durchs Telefon und legte dann auf. „Na endlich hab ich meine Wohnung wieder für mich alleine.“, grinste er. „Und ich wieder meine liebe Frau neben mir, die mir das Bettchen wärmt, wenn ich morgens mit ihr kuschele.“, konterte Semir nur. „Okay, du gewinnst. Dann machen wir also gleich Feierabend?“, lächelte Ben. Semir nickte nur und wenige Minuten später ging wirklich das Licht im Büro der Beiden aus. Beide fuhren zu Ben und Semir packte schnell alles zusammen, zog das Bett ab und versuchte, Felix in seine Transportbox zu locken. „Er will wohl hier bleiben...hier scheint es ihm zu gefallen.“, grinste Semir nur. „Nichts da...“, kam es nur von Ben. Mit einem kleinen Trick wurde Felix überlistet und schon ging die Fahrt ins angestammte Heim los.
Er konnte es kaum erwarten seine Frau und die Kinder wieder zu sehen. Zuhause packte er alles raus und ließ Felix aus seiner Box. Sofort miaute der Kater nach Futter. „Ja doch…. warte doch mal…Ben ist ein schlechtes Vorbild für dich.“, ermahnte Semir ihn. Felix sah ihn an und ging ihm dann um die Beine herum. „Ich mach doch schon…so mein Lieber…gleich kommt die Mama wieder nach Hause und dann bist du wieder die Nr. 2 bei mir…nix mit Kraulen in der Nacht oder im Bett neben Papa schlafen...der Platz ist dann besetzt und wage es ja nicht….dich dazwischen zu drängen.. hörst du?“, warnte er den Kater. Er war so vertieft in das Zwiegespräch, dass er nicht mitbekam, wie die Tür aufgeschlossen wurde und Andrea mit den Kindern rein kam. „Papa!!!“, riss Aida Semir aus seinem Gespräch von Besitzer zum Kater. „Ayda!!! Endlich….meine Prinzessin…“, strahlte Semir und hob seine älteste Tochter hoch. Er drückte sie fest an sich und küsste sie. „Hey….das ist genug…“, lachte das Mädchen und gab ihrem Vater auch noch schnell einen Kuss. Semir setzte sie runter und sah Andrea und Layla an. „Sie schläft schon wieder?“, fragte er leise als er sah, dass Layla die Augen geschlossen hatte. „Ja…sie hat sehr viel von dir.“, lachte Andrea. Sie reichte Semir die Babytrage und dieser legte Layla in ihr Bettchen. Das kleine Mädchen wurde nicht einmal wach. Er ging wieder runter und nahm nun endlich seine Frau in den Arm. „Ich hab dich so vermisst…“, gab er zu und küsste sie innig. Auch Andrea schien es nicht anders zu gehen. „Ich liebe dich, Semir…..übrigens…Mama hat mir was für dich mitgegeben und ich denke es gefällt dir.“, lachte Andrea. „Aber bitte keine selbstgemachte Marmelade…“ stöhnte Semir. „Nein….sieh mal….das hier…!“, kam von ihr und sie hob eine Tasche hoch. Semir nahm sie etwas skeptisch entgegen und sah hinein. „Oh nein….“, stöhnte er leise.