„Hartmut.... ich brauche dich und dein technisches Genie.“, rief Ben durch die KTU. Doch von Hartmut kam keine Antwort. „Hartmut? Schläfst du?“, schrie er und im nächsten Moment hörte er was scheppern. „Verdammt Ben, musst du mich so aus dem Schlaf brüllen?“, stieß Hartmut aus und kam mit verschlafenen und durchwühlten Haaren nach vorne. Ben musste lachen und ordnete kurz Hartmuts Haare. „Warte mal, siehst ja aus, wie ein Räuber.“, lachte er. Doch der Techniker packte seine Hand. „Lass das oder ich kneif dir die Finger ab.“, knurrte er. „Was willst du eigentlich hier?“, wollte Hartmut wissen. „Ich brauche dich und deine exzellenten Technikfähigkeiten. Kannst du mir in dieses Ding hier einen Peilsender einbauen?“, bat er und reichte dem Rotschopf ein Halsband. „Warum das... ist es wegen Semir?“, wollte er wissen und bekam nur ein Nicken als Antwort. „Okay... ich bin in zwei Stunden damit fertig. Willst du hier warten oder...“ Doch Ben kam dieser Antwort zuvor. „Ich muss noch eine Sache erledigen. Ruf mich an, wenn du fertig bist.“, erwiderte Ben und machte auf der Stelle kehrt. Hartmut zuckte nur mit den Schultern und machte sich dann an die Arbeit. Mit kleinen Schraubenziehern und anderen Geräten fummelte er einen fingernagelgroßen Peilsender unter die Lederschicht. Hoffentlich funktionierte das, dachte er nur.
Ben fuhr zu Josh Schmitz. Jetzt hieß es diesem Kerl auf den Zahn fühlen. Denn Ben war sich sicher, dass er was wusste und das wollte er jetzt herausfinden. Als er in der Zolldienststelle nicht zu finden war, fuhr Ben zu der Privatadresse und klingelte. Ein kleines Mädchen öffnete dem Hauptkommissar die Tür. „Hallo, wer bist du denn?“, wollte sie wissen und sah an Ben hinauf. „Ich bin der Ben…“, meinte Ben nur. „Ist der Papa da?“, hängte er an. „Ja...PAPA!!!“, schrie das Mädchen nach hinten. Nur wenig später stand Josh vor Ben. Er zuckte zusammen, als er sah, wer dort stand. „Herr Jäger…“, sagte er leise. „Kommen Sie bitte raus… ich denke was jetzt hier passiert, sollte die Kleine nicht sehen. Wir gehen besser ein paar Schritte. Und tun Sie bitte nichts, was mich irgendwie reizen könnte…das tun Ihre Freunde schon mehr als genug.“, warnte Ben ihn leise. „Mia…gehst du bitte zu Mama und sagst, dass ich gleich wieder da bin…“, bat Josh seine Tochter. Das Mädchen nickte und verschwand. „Was wollen Sie?“, fragte Josh unsicher. „Können Sie sich das nicht vorstellen? Sie wissen sehr genau, dass mein Kollege verschwunden ist… Sie wissen auch, dass er in den Fängen von diesen Tierschmugglern ist…die Tierschmuggler, denen Sie zu Willen sind. Sie lassen die Tiere durch den Zoll, die diese Mistkerle haben wollen!“, fauchte Ben verhalten. Josh senkte seinen Blick zu Boden. „Ja… es stimmt…. aber ich tue das nur für meine Familie…die Kerle bedrohen auch sie…ich komme da nicht mehr raus…verstehen Sie… die haben gedroht meinen Kindern und meiner Frau was anzutun!! Was soll ich denn machen?“ Josh fing an zu weinen. Ben beruhigte sich leicht. „Arbeiten Sie mit uns zusammen…Bitte…“, schlug Ben ihm vor. „Wie denn? Die Kerle haben Lena umgebracht! Haben Sie die Kollegen nicht gefragt? Sie sind doch bei der Polizei!!“, gab Josh zurück. „Ich weiß….aber solange die Mistkerle Druckmittel haben, werden sie immer gewinnen. Wollen Sie das?“, harkte Ben nach.
Semir sah den Mann an, der ihn aus dem Raum holte. Er stieß ihn den Flur entlang und wies dann die Treppe runter. Semir dachte einen Augenblick an Flucht, aber wohin sollte er? Er wusste ja nicht einmal wo er genau war…. „Gehen Sie… ich möchte nicht Gewalt anwenden!“, warnte ihn der Mann im Rücken. Semir nickte. Wenn er nicht so angeschlagen wäre, würde er es tatsächlich wagen, aber die Wunde am Bein ließ ihn leicht humpeln und damit war kein Blumentopf zu gewinnen. Also stieg er die Treppe runter und wurde in einen großen Raum gestoßen. „Guten Abend Herr Gerkhan…nehmen Sie doch bitte Platz…aber vorher lassen Sie sich von meinem Freund hier verarzten…Es scheint, als hätten Sie mit einem wilden Tier gekämpft…“, lachte der Mann, der dort am Tisch saß. „Sehr witzig….“, gab Semir wütend von sich. Die Stimme hatte er direkt erkannt. „Machen Sie schon….! Das Essen wird kalt!“, fauchte der Mann. Semir zog sein zerrissenes T-Shirt aus. Der Mann, der ihn aus dem Zimmer geholt hatte, sprühte Jod auf die Wunde und Semir zuckte bei jeder Berührung zusammen. Es dauerte fast zwanzig Minuten bis alle Wunden versorgt waren. „So…nun können wir uns sicher gepflegt unterhalten….“, lächelte der Mann und wies auf den Stuhl zu seiner linken. „Ich warne Sie jedoch……Sie sollten nichts unternehmen, was Mascha…die dort hinten sitzt und die Sie sicher schon gesehen haben, reizt…sie gehorcht mir aufs Wort…“, warnte ihn der Mann. Semir hatte den Tiger tatsächlich schon bemerkt und nickte. Er setzte sich an den Tisch. „Ich bin Horazio…nur keine Sorge… ich habe keine Angst, dass Sie mir irgendwie gefährlich werden können….ich werde Sie nie wieder gehen lassen….“, lächelte der Mann. Semir war klar, dass es sein Todesurteil war, als der Mann ihm ohne Maske gegenübertrat.
„Ich….hören sie….ich…“, fing Josh an. Er knetete die Hände. „Ich wollte nicht, dass es soweit kommt. Ich….dachte wirklich das ich es ein…oder zweimal mache aber dann….die wollten immer mehr und….irgendwann haben sie mich richtig unter Druck gesetzt. Ich muss meine Familie schützen…!“, fauchte Josh. Ben sah ihn an. „Und ich muss meinem Freund und Partner retten, der eine hochschwangere Frau und ein Kind zuhause hat. Ist das der Preis wert? Wo hält man ihn fest und vor allem wer steckt dahinter?“, wollte Ben wissen. „Ich…habe keine Namen…keine vollen…ich weiß nur, dass der eine Miro heißt… ich schwöre…ich weiß nicht wo Gerkhan ist…ich….“, stammelte Josh. Er hatte tatsächlich Angst. Ben beruhigte sich. „Also gut…. Sie werden uns helfen?“, wollte er wissen. Josh nickte ergeben. „Ich will aus diesem Sumpf raus…ich kann den Druck nicht mehr ertragen, aber solange die Kerle frei sind, werden sie mich immer wieder….erpressen….Ich wollte nie das Lena da rein gezogen wurde…und nun ist sie tot….weil ich…“ Josh schlug mit der Faust gegen die Wand. Ben wusste nicht, ob er dem Mann glauben sollte oder nicht. Andererseits hatte er jetzt einen Namen und irgendwie kam ihm dieser Name auch ziemlich bekannt vor. Doch im Moment konnte der Kommissar dem Namen kein Gesicht zuordnen. „Kommen sie mit und wir zeichnen ein Phantombild von diesem Miro. Dann können wir ihn auch identifizieren.“, erklärte Ben und Josh sah ihn an. Nach einigen verstreichenden Minuten nickte er, gab seiner Frau bescheid und verschwand mit Ben zu dessen Wagen. Bianca sah ihrem Mann fragend nach, als der Wagen fortfuhr. Was verbarg ihr Mann?