„Eins...zwei...Eins, zwei, drei, vier...“, zählte Ben ab und spielte die ersten Akkorde der neuen Melodie. Die anderen Bandmitglieder stimmten im Rhythmus mit ein und laut erklang aus den Bässen und Boxen ein angenehmer, wenn auch lauter Mix aus Rock und Country. Ben wippte mit seinem Kopf mit, konzentrierte sich aber vollends auf die einzelnen Griffe, mit denen er der Gitarre vollkommen neue Töne entlockte. Der Schlagzeuger entlockte mit sachten Schlägen den einzelnen Trommeln untermalende Töne. Ein letzter Schwung mit der Hand über die Gitarrensaiten und der Song klang aus. „Okay, das war nicht schlecht...gar nicht schlecht.“, lobte Ben seine Jungs. „Hast du schon den Text dazu oder wird das nur ein Instrumental Song?“, wollte Enzo wissen, der in der Band das Keyboard spielte. „Ich habe noch keine Inspiration für den Text gehabt.“, entgegnete Ben nur und stellte seine Gitarre in die Ecke. „Aber...ich lade euch ein. Kommt, lasst uns essen gehen und dann noch ein bisschen um die Häuser ziehen.“, schlug er vor. Die vier anderen Jungs waren hellauf begeistert. „Cool, hier um die Ecke hat letzte Woche ein Japaner neueröffnet. Der soll sehr gute Gerichte haben.“, schlug Ben vor. So gingen die Bandmitglieder dann zu dem nahe gelegenen Restaurant. Doch staunten sie nicht schlecht, als sie vor verschlossener Tür standen. „Hey Ben, ich dachte, du gönnst uns mal was. Und jetzt?“, murrte Rico und auch die anderen teilten ihr Enttäuschen durch ein kurzes Knurren mit. „Tja, tut mir Leid...Familienfeier...woher soll ich das denn wissen?“, entgegnete Ben nur und führte seine Band dann in ein anderes Lokal. Danach ging es weiter in die Stammkneipe des jungen Hauptkommissars, wo sie dann letztendlich versackten.
Chiyo Tanaka sah den fünf Männern mit kurzem Blick nach. Dann widmete sie sich wieder den Wünschen der Gäste. Alle knieten vor kleinen Holztischen, hielten in der einen Hand eine Schüssel und zogen mit den Stäbchen in der anderen Hand die Glasnudeln mit Karē in ihren Mund und aßen genüsslich von allen Speisen. Kazuya, der Inhaber des Ladens und Vater von Chiyo, stand mit einem Tablett neben einem am Stirnende des Tisches knienden Japaners, dessen Haar schon graumeliert und fielen nach hinten weg. „Was ist? Her mit dem Fugu!!“, forderte Takeo Omnasanchi, einer der mächtigsten unter den in Deutschland lebenden Japanern und von allen ebenso gefürchtet. Neben ihn saßen drei seiner vier Söhne und ihnen gegenüber deren Frauen. Kazuya verbeugte sich und reichte jedem die gleiche Schüssel mit dem Fugu Sashimi. Seine Abneigung gegen diese Familie verbarg er hinter seinem Lächeln, dennoch sah er dem letzten Sohn von Omnasanchi, Saburo, tief in die Augen. Alle ließen sich den Fugu munden und alsbald war das Fest vorbei. Die Familie stieg in ihre Autos und fuhr davon. Die Fahrt ging über die Autobahn. Saburo wurde auf einmal schlecht, seine Hände umklammerten das Lenkrad und sein Fuß ließ sich nicht mehr vom Gaspedal herunter bewegen. Der Wagen wurde zu einem unkontrollierbaren Geschoss, streifte andere Verkehrsteilnehmer, rammte einige und scherte dann nach rechts in eine nächtliche Baustelle aus. Der Wagen schoss über einen Sandhaufen und prallte gegen den Pfeiler einer in Bau befindlichen Brücke. Metall knirschte und Blech kreischte, als der Wagen wie ein Würfel auf den Boden fiel.
Dieter und Hotte fuhren zur der Unfallstelle. „Das sieht ja ganz schön übel aus…“, stieß Dieter aus als er den Wagen sah. „Schrottwert...man könnte glatt meinen, das Semir und Ben wären hier gewesen.“, kam von Hotte. Doch diese Bemerkung ließ von Dieter nur ein kalter Blick folgen. „Hey..ist doch wahr…der Wagen da vorn scheint doch wohl wie eine Presswurst auszusehen, oder?“, wollte Hotte wissen. „Ja, ja...lass uns nachsehen, was los ist…“, meinte Dieter nur und ging zu dem ehemaligen Wagen. „Hallo….wissen wir schon wie es passiert ist?“, fragte er den dort anwesenden Kollegen. „Nun, der Zeuge dort sagte eben, dass der Wagen mit extrem hohem Tempo in die Baustelle raste, dann abhob und in die Brücke geknallt ist und danach aufschlug….das, was ihr seht, ist das, was übrig bleibt. Der Mann der dort drin war..ist mit Sicherheit tot. Allerdings wird nicht viel von ihm übrig geblieben sein. Aber das ist dann die Arbeit des Gerichtsmediziners…“, kam als Erklärung. Dieter nickte. „Wo ist denn die Ehrengarde? Ich meine, das wäre doch was wo sie sonst nicht fehlen?“, wollte der Kollege wissen. „Semir und Ben haben heute frei….aber die werden gleich von mir angerufen..ist schließlich ein Toter oder gar mehr…also müssen die hier her kommen…“, meinte Dieter nur und griff auch schon zum Handy. Der Kollege lachte leise. „Ich bin froh, dass ich nur Kommissar in Uniform bin...“, murmelte er und verschwand wieder. Dieter sah ihm nach. Auch Hotte kam nun heran. „Die Zeugen sagen alle das gleiche…der Fahrer hat die Gewalt über das Fahrzeug verloren und ist dann mit hohem Tempo in die Baustelle.“, erklärte er weiter. Dieter nickte nur. „Ich werde dann man die Urlauber hier her beordern…“