Die Nacht verging. Semir wachte am frühen Morgen auf und setzte sich langsam hin. Sein Kopf dröhnte und er spürte dass er nur noch an einer Hand gefesselt war. Vorsichtig zog er die Augenbinde ab und sah sich in seinem Gefängnis um. Es war zu seinem Erstaunen ein sehr großer Raum, der einer Halle glich. Die Handschelle an seinem Gelenk war mit einem Rammschutz verbunden welches fest verankert war. Deswegen hatte er keine Chance die Fesseln zu lösen. Da wäre er sogar an Seile gescheitert, mit Handschellen war es absolut unmöglich. Nur stellte sich nur noch die Frage wer seine Entführer waren und was sie wollten. Wenn es die Darkrider waren, dann war er dem Tod sicher näher als seiner Rettung. Wer sonst hätte einen Grund ihn zu entführen. Die Sunrider? Vielleicht wollte Tom Conahan so die Namen der Männer erfahren, die seine Schwester vergewaltigt hatten, doch das hätte Tamara ja selbst erzählen können. Semir lehnte seinen Kopf nach hinten und harrte der Dinge die nun kamen. Sicher war, dass egal wer ihn hier festhielt, Langschläfer waren. Es schien sich niemand für ihn zu interessieren. Semir dachte an den Abend zurück und versuchte sich z erinnern welches Emblem die Rocker trugen, doch es fiel ihm nicht ein. Er hörte Schritte auf sich zukommen und sah in die Richtung. Wenn er jetzt ein Gesicht sah, dann war es sicher sein Tod. Er hatte die Augenbinde runter und das wusste die Bande ja nicht. Semir suchte nach dem Tuch und band es sich schnell wieder um. Solange nicht sicher war, was man von ihm wollte, war es besser wenn er sich einfach passiv verhielt. Die Schritte kamen näher. „Guten Morgen, Herr Gerkan, es tut mir Leid, dass ich Sie hier festhalte aber ich habe einen sehr triftigen Grund dafür…“ hörte er Tom Conahan sagen. Semir zog sich die Augenbinde wieder runter und sah den Rockerboss an. „Auf den Grund bin ich gespannt. Was wollen Sie? Die Namen der Männer, die ihre Schwester fast umgebracht haben?“ knurrte Semir wütend. Tom Conahan setzte sich neben ihn und reichte ihm einen Teller mit belegten Broten. Dazu gab es aus einer Thermoskanne starken Kaffee. Semir griff zu. Er hatte Hunger und irgendwie musste er bei Kräften bleiben. „Ich kenne die Namen längst und ich weiß, dass ich Ihnen etwas schuldig bin. Sie haben meiner Schwester das Leben gerettet und ich müsste Ihnen unendlich dankbar sein…das bin ich auch…“ erklärte Tom leise. Semir spürte, das dem jungen Mann etwas bedrückte. „Warum tun Sie das dann? Warum halten Sie mich hier fest?“ harkte er nach.
„Ich…es geht um Tamara…“ gab Tom leise zu. „Was ist mit Tamara?“ wollte Semir wissen. „Ulf Sanders hat sie entführt. Er will Sie, weil Sie seinen Bruder umgebracht haben. Und ich frage Sie, was würden Sie an meiner Stelle tun?“ stellte Tom die Gegenfrage. „Ich gestehe, dass ich es nicht weiß. Aber das ist hier nicht der richtige Weg. Wir können zusammen versuchen Tamara zu befreien. Es ist doch schon einer tot.“ stellte Semir richtig. „Das war etwas Gutes….ein toter Darkrider ist etwas Gutes und wenn Mark auch bei der Vergewaltigung dabei war, dann hat er den Tod verdient.“ stieß Tom verachtend aus. „Tom…hören Sie...Wenn Sie mich gegen Ihre Schwester austauschen wollen, dann verstehe ich das sehr gut. Aber denken Sie dass Tamara das auch wollen würde? Denken Sie wirklich, dass Ulf Sanders Ihre Schwester laufen lässt? Sie kann ihn als ihr Vergewaltiger identifizieren und das weiß er. Denken Sie wirklich, dass er sich an den Deal hält?“ versuchte Semir Tom zu überzeugen. „Er wird Tamara umbringen, wenn er Sie nicht bekommt. Er will nur Sie! Wie sollte ich sie sonst frei bekommen?“ stöhnte Tom. „Wir könnten zusammen arbeiten. Wir werden auf seine Forderung eingehen und so tun als ob Sie mich gegen Tamara austauschen wollen. Aber wir werden meine Kollegen informieren damit sie eingreifen können.“ schlug Semir vor. Tom sah ihn an. „Wie soll das genau gehen?“ fragte er neugierig nach. „Ganz einfach. Ich rufe meine Kollegen an und erkläre was vorgefallen ist. Sie werden das SEK rufen und vor uns am Treffpunkt sein, sich dort verteilen und dann darauf warten, dass wir kommen.“ erklärte Semir den Ablauf. Tom dachte nach. „Ich habe Sie entführen lassen. Was ist mit mir? Was wird mit mir passieren?“ fragte er unsicher. Semir grinste leicht. „Da werden wir schon eine Lösung finden.“ versprach er. Tom stand auf. „Ich muss es mir überlegen…“ gab er zu verstehen. „Wann soll der Austausch stattfinden?“ fragte Semir. „Morgen, denke ich. Er will dass ich Sie zwei Tage fertig mache. Er will dass Sie schwach sind, wenn Sie in seine Gewalt gehen. Ich kann das nicht. Sie haben meiner Schwester das Leben gerettet und jetzt bin ich dran, diese Schuld zu begleichen. Also gut…wir werden es tun, genau wie Sie es gesagt haben. Aber erst morgen. Ich brauche diese Zeit um Ulf in Sicherheit zu wiegen. Ich weiß nicht, ob er mich beobachten lässt.“ gab Tom von sich. Semir nickte. „Einverstanden… hat Ulf auch gesagt was er genau fordert? Ich meine wie Sie mich fertig machen sollen?“ harkte Semir nach. Tom schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wie er sich das vorstellt. Ich weiß nicht ob Blut geflossen sein soll oder sonst was.“ stöhnte Tom Semir grinste. Das wäre doch eigentlich ein Einsatz für Hartmut. Er konnte ihn so schminken, das Semir aussieht, als wäre er durch die Hölle gegangen. „Dann werden wir ihm mal ein perfektes Theater vorspielen. Tom…ich muss mich melden, sonst wird es übel für euch. Ich werde dafür sorgen, dass niemanden von euch etwas passiert.“ versuchte Semir. Tom nickte. Er löste die Handschelle und reichte Semir das Handy.