Die Sonne scheint, die Vögel singen, es wird Sommer - gute Vorraussetzungen für euch, zu verkraften was in dieser Geschichte so alles passieren wird, der Titel spricht ja schon für sich.... Viel Vergnügen, ich hoffe, sie gefällt euch, ich freue mich auf eure Meinungen!
„Herr Gerkhan, kommen Sie doch bitte mal in mein Büro“, bat Frau Krüger mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Semir, der eben mit Ben das Gebäude der Dienststelle betreten hatte, sah seinen Partner verwundert an. Ben dagegen grinste. „Na, was hast du kaputt gemacht?“ Semir zuckte die Schultern. „Wird schon nicht so schlimm werden. Komisch nur, dass wir nicht beide dran sind“, wunderte er sich dann doch noch. Ben hob lachend die Hände. „Also ich für meinen Teil kann damit ganz gut leben.“ Er klopfte Semir freundschaftlich auf die Schulter. „Du kannst mir ja nachher berichten, was los war, ich geh mir einen Kaffee holen.“ Semir verschwand also im Büro der Chefin, die einen ziemlich ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, wie Ben jetzt doch mit einem Stirnrunzeln bemerkte. Irgendetwas schien anders zu sein als sonst. Hoffentlich war nichts mit Andrea oder Aida. Doch dann schüttelte Ben energisch den Kopf, was sollten denn jetzt solche Gedanken. Er seufzte und machte sich auf den Weg in ihr Büro. Semir würde ihn gleich schon darüber aufklären, was los war.
Erschöpft ließ er sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und gähnte herzhaft. Es war ein langer Tag gewesen und er freute sich auf einen gemütlichen Abend. Susanne war mit einer Freundin unterwegs und so hatte er heute Abend Zeit für sich. Er sah auf seinen Arbeitsplatz, der wie immer ziemlich chaotisch aussah. Wenn er es inzwischen in der Wohnung so einigermaßen schaffte, Ordnung zu halten, gelang ihm das bei seinen Unterlagen einfach nicht. Er überlegte, ob er noch einen Bericht anfangen sollte, doch er hatte einfach keine Lust mehr. Er war im Moment einfach immer noch nicht richtig fit, auch wenn er die vergangenen Ereignisse inzwischen insgesamt ganz gut weggesteckt hatte. Und es war eine Menge gewesen, das er zu verarbeiten gehabt hatte. Zuerst der Unfall, bei dem Susannes Freundin, die ihm hatte helfen wollen, gestorben war und dann seine Gefangenschaft bei dieser Sekte, die in ihm so eine Art Erlöser gesehen hatte. Nachdem Semir ihn endlich dort rausgeholt hatte, wäre es dem Anführer Mike dann doch noch fast gelungen, Ben zu töten, hätte Semir Mike nicht in letzter Sekunde erschossen und somit dem Ganzen ein Ende bereitet.
Ben wusste nicht, was mit den anderen Sektenmitgliedern geschehen war, im besten Fall waren sie in ihr normales Leben zurückgekehrt und die Therapeuten würden nicht so schnell arbeitslos werden. Aber wenn er ehrlich war, war ihm das auch egal. Nadine Müller, die neben Mike den Ton angegeben hatte, musste einen ziemlichen Aufstand gemacht haben, als sie von seinem Tod erfahren hatte, obwohl auch sie nur von ihm benutzt worden war. Aber manche Menschen begriffen es einfach nie. Sie hatte einfach nicht verstehen wollen, dass sie für ihn nur Mittel zum Zweck gewesen war. Sie hatte Ben und vor allem Semir gegenüber etliche Drohungen ausgestoßen, war danach aber in der Versenkung verschwunden.
Ben wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Semir das Büro betrat. Als erstes fiel Ben auf, dass Semir sehr blass war. Er sagte keinen Ton, sondern ließ sich nur auf seinen Stuhl fallen. „Was war denn?“ fragte Ben beunruhigt. „Ich bin vom Dienst suspendiert“, antwortete Semir in einem Ton, der so klang, als könne er selber nicht glauben, was er da gerade sagte. „Ne, is’ klar, zu viele Beulen in deinen Wagen gefahren, oder was?“, antwortete Ben, doch von seinem Partner kam keine Reaktion. So langsam wurde Ben klar, dass es ernst war, was Semir da gesagt hatte. „Und warum?“ fragte er ungläubig, denn er konnte sich absolut keinen Grund vorstellen, der so eine Maßnahme rechtfertigen würde. „Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, rede schon!“ drängte er Semir, der immer noch keine Anstalten machte, zu einer Erklärung anzusetzen.
„Nadine Müller hat Anzeige gegen mich erstattet“, kam es schließlich von Semir. „Was?!“ entfuhr es Ben entgeistert. „Die Frau ist nicht abgetaucht, sie hat die ganze Zeit daran gearbeitet, etwas gegen mich zu unternehmen.“ „Und was hat sie aufgetrieben, dass man dich deswegen gleich suspendieren kann?“ wollte Ben wissen, der immer noch nicht glauben konnte, dass das alles wahr sein sollte. Nahm das denn nie ein Ende? „Weil sie mir vorwirft, Mike ermordet zu haben. Es wäre keine Nothilfe für dich gewesen, sondern eiskalte Berechnung von mir, weil ich ihn aus dem Weg haben wollte.“ Ben sprang auf. „Das darf ja wohl nicht wahr sein!“ rief er empört. „Wie kommt die Frau denn auf so eine Idee? Sie war doch überhaupt nicht dabei!“ Fragend sah Ben seinen Freund an. Semir schüttelte den Kopf. „Das nicht, aber sie hat die Berichte gelesen. Und es ist nun mal nichts an der Tatsache zu ändern, dass ich zu oft abgedrückt habe. Deswegen musste ich eh’ schon ein paar Tage warten, bis ich den Dienst wieder aufnehmen konnte und mit der Psychologin reden. Ich dachte eigentlich auch, dass damit alles ausgestanden wäre.“ Er seufzte. „Jetzt aber hat ihre Cousine, die im Justizministerium arbeitet, die Unterlagen angefordert. Gemeinsam mit der Müller hat sie dann alles so gedreht, als hätte ich aus Rache gehandelt, es klang wohl alles hieb- und stichfest. Die hatten wohl keine andere Möglichkeit, als mich aus dem Dienst zu nehmen, bis das alles geklärt ist.“ Auch wenn er Ben alles gerade so erklärt hatte, wie Frau Krüger es ihm dargelegt hatte, kam es ihm so vor, als würde er neben sich stehen und sich selbst bei diesen Ausführungen zuhören, die er eigentlich gar nicht glauben konnte.
„Das gibt’s doch nicht! Ich rede mit der Chefin, dass können die doch nicht machen!“ Noch bevor Semir dem etwas hinzufügen konnte, war Ben bereits rausgestürmt.