Semir sah sich im Klostergarten um. Da stand es... die Pflanze, die Dormagen tötete. Also war doch das Kloster der Schlüssel zur Lösung des Falles. Semir besah sich die Pflanze genau... einige Exemplare schienen zu fehlen. Er merkte nicht, wie sich Martin von hinten auf leisen Sohlen näherte. „Kann ich ihnen helfen?“, fragte er dann und Semir ruckte mit seinem Kopf herum. „Allerdings...“, murmelte er, richtete sich auf und nahm einen Sicherheitsabstand zu dem Mönch ein. Er wollte keinerlei ungewöhnliche Überraschungen erleben. „Sie haben hier den blauen Eisenhut einfach so zu wachsen... Sie wissen aber schon, dass er giftig ist, oder?“, fauchte Semir und ging einen Schritt auf den Mönch zu. „Ja natürlich, aber wir essen ihn ja nicht... Er dient uns als Untersuchungsobjekt. Wir Klosterbrüder versuchen, die heilende Wirkung des Eisenhuts noch deutlicher zu ergründen.“, lächelte Martin. „Mit diesem Eisenhut... und ich wette, ich kann es nachweisen... wurde der Anschlag auf die Staatsanwältin und den Regierungspräsidenten verübt. Wer hat sie dazu angestiftet? War es vielleicht Gernot Wild?“, fauchte Semir mit lauter Stimme. „Ich weiß nicht, was sie meinen.“, begehrte Martin auf, ließ aber nicht das Lächeln fallen. „So, das wissen sie nicht. Ich will, dass sich alle Brüder im großen Saal versammeln und zwar ein bisschen plötzlich.“, forderte er. „Wie sie meinen, Herr Hauptkommissar. Bitte, hier entlang.“, bat Martin und ließ Semir vor. Da er sich in seine Wut gesteigert hatte, ging Semir vor und beging damit einen schweren Fehler. Denn schon im nächsten Moment holte Martin aus und streckte den Deutschtürken eiskalt mit einem Schlag ins Genick nieder. „Du hast mir nichts zu sagen, Bulle. Wollen doch mal sehen, wie viel du aushältst.“, lachte Martin und zog Semir unbeobachtet zum Weinkeller rüber, wo sich der Eingang zur versteckten Kammer befand.
Ben sah Stefan an. Er musste hier raus. Er musste Semir warnen, bevor Martin etwas unternahm. Er ließ ein Stück Brot in den Mund gleiten und fing an zu husten. Dieses hörte sich so grausam an, dass man glauben konnte, er würde ersticken. Mit wedelnden Händen versuchte er Stefan dazu zu bewegen, ihm zu helfen. Und tatsächlich ließ er sich erweichen. Wie durch ein Wunder war Ben von seinem Husten befreit und schlug zu. Doch Stefan schien nicht so einfach zu überwältigen zu sein, denn er drehte sich um und hielt Bens zuschlagende Hand fest. „Nicht mit mir…Bulle!“, stieß er wütend aus und schlug Ben in den Magen. Dieser schrie auf. Er hatte zwar mit Gegenwehr gerechnet, aber nicht, dass dies so schnell passierte. Ben ließ sich nicht so einfach fertig machen. In der kleinen Kammer entwickelte sich ein Kampf. Mal schlug Ben zu, dann kassierte er wieder einen heftigen Schlag ein. Der Kampf ging über fünf Minuten und er hörte, dass auch Stefan Probleme hatte. Und gerade, als Ben dachte, er könnte gewinnen, trat Stefan ihn in den Schritt. Wie eine Explosion überkamen Ben die Schmerzen. Er ging zu Boden und krümmte sich. Stefan riss einen Arm von Ben hoch und der Hauptkommissar spürte wie sich eine Schelle ums Gelenk schloss. „So….das war es jetzt für dich.“, stieß Stefan wütend aus. Er trat erneut zu. Ben versuchte sich mit einer Hand gegen die Tritte zu schützen, doch es gelang ihm nicht. Nur wenige Minuten später lag er blutend am Boden. Stefan stand atemlos im Türrahmen. „Wie du willst….Essen wirst du erst einmal nicht bekommen. Genauso wenige wie Wasser.“, stieß er mit Genugtuung aus. Er drehte sich um und verließ die Kammer. Ben hörte wie sich der Schlüssel drehte.
Martin ließ den bewusstlosen Semir auf den Boden. Martin suchte nach Fesslungsmaterial und fand in einer Ecke Stacheldraht. „Wie für dich gemacht...“, lachte er gehässig. Er zerrte den reglosen Körper zu einem der Träger und lehnte ihn daran. Dann zog er die Arme nach hinten und legte den Stacheldraht an. Er hatte sichtlich Spaß daran, den Draht möglichst eng zu drehen. Die Gegenwehr würde der Bulle direkt spüren…mit jeder Bewegung… dachte er leise. Dann waren die Füße dran. Auch die wurden mit Stacheldraht gewickelt. Mehrmals stach Martin sich selbst in die Finger und fluchte verhalten. Als er fertig war schlug er Semir die flache Hand ins Gesicht. „Hey… schlafen kannst du wenn du tot bist!“, fauchte er ihn an. Semir zeigte keine Regung. „Komm schon!!“, lachte Martin und schlug erneut zu. Nichts. „Gut… dann eben Wasser… das hilft immer...“, murmelte er. Er stand auf und holte einen Eimer aus der angrenzenden Küche. Das eiskalte Nass ergoss er über den reglosen Polizisten. Dieser schrak auf und holte japsend Luft. „Na da sind wir ja wieder. Schade….dein Freund ist dummerweise aufgeflogen. Und nun werdet ihr uns Beide einen großen Dienst erweisen. Was dann passiert, wird dann Wild bestimmen.“, lachte er ihn an. Semir sah ihn an. „Sie werden damit nicht durchkommen…“, stieß Semir aus. „Ach meinst du wirklich?“, wollte Martin wissen. „Meine Kollegen wissen, dass ich hier her wollte. Sie werden mich suchen, wenn ich mich nicht melde!“, prophezeite Semir. „Oh wenn das so ist, dann wirst du dich bei deinem Vorgesetzten melden. Wann ist der Zeitpunkt?“, wollte Martin wissen. Doch nun fühlte Semir sich ihm überlegen. Er grinste nur. „Das werde ich dir sicher nicht verraten…“, kam von ihm. Martin lachte. „Du glaubst gar nicht, was du mir alles erzählen wirst. Ich habe meine Mittel dafür und ich werde sie auch nutzen. Also, wenn du nicht gerade Schmerzen erleiden willst solltest du es mir sagen…“, ermahnte Martin ihn. Doch Semir schwieg eisern.
Andrea stellte den Kinderwagen parat. Aida sah ihre Mutter mit großen Augen zu. „So…meine Kleine… nun werden wir mal den Tag genießen. Was hältst du von einem Tag im Freien?“, wollte sie wissen. Aida strahlte regelrecht. Sie wusste genau, was die Mama damit meinte. Schnell hatte sie ihre Sandgarnitur zusammengepackt. „Da…“, sagte die Kleine. Andrea lachte. „Also gut… Spielplatz… die Mama muss nur schnell was zu trinken und zu essen einkaufen und dann geht es los.“, lachte sie. Schnell war es getan und mit ihrer Tochter im Kinderwagen ging es in den Park der hinter dem Haus begann. Sie bemerkte nicht, dass ein Mann ihr folgte. Auf dem Spielplatz ließ sie Aida laufen. Die Kleine nahm alles was sie tragen konnte aus dem Korb unter dem Sitz des Kinderwagens und lief dann zum Sandkasten. Dort spielte sie völlig versonnen und backte Sandkuchen. Andrea sah ihr entspannt zu. Immer wieder dachte sie an ein zweites Kind. Es wurde Zeit, denn der Altersunterschied sollte nicht all zu groß sein. So waren ihre Gedanken. „Ein herrlicher Tag nicht wahr..?“, riss sie eine männliche Stimme aus ihren Träumen. Andrea sah ihn an. „Ja… ein wunderschöner Tag.“, meinte Andrea nur. „Ist das Ihre Kleine…?“, wollte der Mann wissen. Andrea sah zu Aida. Sie war das einzige Kind, was im Kasten spielte. „Ja…mein Augenstern…“, nickte sie. „Dann sollten Sie gut auf sie aufpassen, Frau Gerkhan…“, lächelte der Mann und stand auf. Andrea sah ihm nach. „Woher kennen Sie meinen Namen?“, rief sie ihm nach. Doch der Mann reagierte nicht. Verwirrt sah Andrea ihm nach und ging danach gleich zu ihrer Tochter. Dieses Worte hatten ihr doch Angst gemacht. War ihr Leben wieder bedroht?
Ben wachte langsam wieder aus seiner Ohnmacht auf und hörte, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Stefan kam herein und sah ihn nur erbost an. „So... ich hoffe, du hast dich gut erholt. Denn jetzt geht es zum nächsten Schritt.“, lachte er und schloss die Handschelle um Bens Handgelenk auf, die mit dem Bettgestell verbunden war. „Los, und wehe, du machst irgendwelche Dummheiten. Ich warte nur drauf, dich fertig zu machen.“, lachte Stefan und ging mit Ben in den Weinkeller hinunter. „Was wollen wir hier?“, wollte Ben wissen. In ihm stiegen Angstgefühle hoch... Hier unten hörte ihn doch keiner, geschweige denn, es würde ihn jemand finden. Doch Stefan antwortete nicht, stattdessen betätigte er einen Hebel an der Wand und eine verborgene Tür öffnete sich. „Los, rein da...“, zischte der Mönch und stieß den Polizisten in den kalten und dunklen Gang. Ben strauchelte, fiel hin und richtete sich dann langsam wieder auf, doch Stefan schien kein Erbarmen mit ihm zu haben. Immer wieder wurde Ben gestoßen und er spürte, wie die Wut in ihm aufstieg. Dann kamen sie einem schwachen Licht näher. Doch bevor Ben in diesen Raum gehen konnte, hielt in Stefan fest. „Nein, du wirst hier bleiben... hier an der Wand angekettet.“, zischte Stefan und legte Ben eiserne Manschetten an. Dieser ließ es über sich ergehen, er wusste nicht, was noch alles kommen sollte. „So, und im Spiegel dort kannst du sehen, was passiert.“, lachte der Mönch und drehte Bens Kopf in eine Richtung. Erschrocken weiteten sich die Augen des jungen Hauptkommissars, als er sah, dass Semir dort auf einem Stuhl saß, mit Stacheldraht gefesselt und vor ihm Martin. „Sem...“, er verstummte, da Stefan ihm die Hand auf den Mund presste. „Wir wollen doch nicht, dass er dich hört.“, lachte er und zog ein zusammengeknülltes Tuch hervor, löste kurz die Hand auf Bens Mund, stopfte ihm aber dafür das Tuch tief in den Rachen. „Mmmmmmmmhhhhhhhhhhhh.“, stieß Ben wütend aus und wollte zutreten, doch Stefan wich aus. „Sieh zu und hör, was Martin mit deinem Freund macht.“, lachte er und hielt Bens Kopf in die Richtung des Spiegels.