Andrea legte sich zurück und schloss die Augen. Waren die Narben wirklich nicht so schlimm? War es Semir wirklich ernst das er sagte, er liebe sie nicht wegen ihrem Aussehen? Ja, okay..er hatte Recht, das Aussehen ist nicht das Wichtigste aber sie hatte immer auf ihr Äußeres geachtet. Er hatte auch Recht, das die Narben mit der Zeit verblassen, aber was wenn sie eine Maske tragen musste? Was wenn die Narben so heftig waren, das alles nichts mehr brachte und sie völlig zu einer Vogelscheuche wurde? „Frau Gerkan?“ riss die Stimme des Arztes sie aus ihren Gedanken. „Ja?“ fragte sie heiser. „Sie können wieder sprechen, das ist sehr gut. Wir sollten die ersten Bewegungen machen. Ausgenommen Ihr rechtes Bein, das steckt wie Sie festgestellt haben in Gips. Sie haben es gebrochen. Wie geht es Ihnen?“ wollte er wissen. „Ich glaube gut. Nur die Narben in meinem Gesicht. Doktor…gehen sie wieder weg?“ fragte sie besorgt. „Nun, ganz weg sicher nicht, aber sie werden nicht sehr auffallen. Sie sind noch jung. Machen Sie sich keine Sorgen. Und wenn es wirklich stört, dann gibt es immer noch die plastische Chirurgie, aber ich denke das wird unnötig sein. Jetzt sind die Narben noch rot aber sie ändern sich.“ lächelt er beruhigend. Andrea nickte. „Sie haben vielleicht Recht..“ gab sie zurück. „Okay…dann werden wir Sie jetzt mit der Krankengymnastik unterhalten.“ schlug er vor. Andrea nickte. Der Therapeut betrat das Zimmer. „Hallo…schön dass Sie wieder unter den Lebenden weilen, dann wird meine Arbeit noch mehr Spaß machen, Frau Gerkan. Sie helfen mir sicherlich dabei…“ meinte er. Andrea nickte. „Was passiert jetzt?“ wollte Andrea wissen. „Wir werden heute nur ganz leichte Übungen machen. Sie sind noch nicht lange wach und Überbelastung wäre sehr schlimm. Wir fangen mit Kippbewegungen an. Sie werden versuchen Ihr gesundes Bein zu bewegen. Immer auf und ab…“ erklärte der Therapeut. Andrea nickte und versuchte es. Es ging nicht. Sie sah den Therapeuten an. „Nur keine Sorge…das kriegen wir hin. Es braucht seine Zeit..“ lächelte dieser beruhigend.
Die Tage vergingen und Andrea erholte sich immer mehr. Am dritten Tag nach ihrem Aufwachen wurde sie auf eine normale Station gebracht und bekam am gleichen Tag Besuch von ihren Töchtern. „MAMA!!“ schrie Ayda und sprang auf das Bett. „Hey…Vorsicht….nicht so wild!“ ermahnte Margot sie. Doch zu spät Andrea hielt ihre große Tochter fest. „Ayda…..mein Engel….endlich..“ stieß sie aus und drückte sie fest an sich. Tränen flossen von selbst. „Ayda….meine kleine Ayda..“ Margot hob Emily auf das Bett und auch sie wurde von Andrea gedrückt. „Emi…was habe ich euch vermisst…“ weinte Andrea. Dann war Margot dran. „Mama…danke für alles. Ich bin so froh, dass du da bist…“ sagte Andrea leise. Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Hey… nicht weinen. Es ist doch alles gut. Wie geht es dir?“ lächelte Margot sie an und strich ihr über das Gesicht. „Mir geht es gut. Wo ist Semir?“ wollte Andrea wissen. „Er arbeitet wieder. Du kennst ihn doch, aber er hat mir versprochen, schon bald herzukommen. Hast du deine Übungen schon gemacht?“ harkte Margot nach. Andrea nickte. „Die soweit ich konnte, ja… aber immerhin. Es ist hier so öde… ich will nach Hause. Dort könnte ich doch auch gesund werden.“ beklagte Andrea sich. Margot lachte auf. „Du bist schon wieder wie vorher. Ungeduldig wie eh und je. Schatz, lass dir doch die Zeit. Ich bin für deine Kinder da und sie freuen sich doch auch. Du musst erst einmal wieder ganz gesund sein und dann kannst du auch zuhause wieder etwas machen, doch bis dahin wirst du hier liegen und dich erholen. Du siehst übrigens sehr gut aus. Sag mal…draußen scheint die Sonne, meinst du es ist möglich, dass wir mit dem Rollstuhl in den Garten fahren? Die Kinder könnten dort etwas spielen.“ schlug Margot vor. Andrea nickte. „Sehr gern.“ strahlte sie. Während sie mit ihrer Mutter sprach, lagen die Kinder in ihre Arme und Andrea strich ihnen sanft durch das Gesicht. Sie genossen die Zärtlichkeiten ihrer Mutter die sie so lange nicht mehr gespürt hatten. „Papa hat ganz viel geweint... und wir auch. Wir waren so traurig…“ erzählte Ayda plötzlich. „Ich weiß mein Schatz aber das ist vorbei. Mama kommt bald wieder nach Hause und dann gehen wir spazieren…“ lächelte Andrea und küsste den Kopf von Ayda. „Bist du wirklich ganz gesund?“ harkte Ayda nach. Andrea nickte. „Ja…das bin ich. Papa hat mir auch erzählt, das du den Mann beschrieben hast, der daran schuld war.“ hängte sie an. Ayda nickte. „Ja…ich hab Papa bei der Arbeit geholfen. Mama…wird der Mann ins Gefängnis müssen?“ wollte Ayda wissen. „Ganz sicher mein Schatz…ganz sicher.“ nickte Andrea.