Krieger sah sich in der Wohnung von Jäger genau um. Vorsichtig und ohne etwas zu verändern, bewegte er sich durch die Wohnung. Es durfte keiner merken, dass er hier war. Mit der Taschenlampe leuchtete er auf einige Fotos, die auf einem Schrank standen. Vorsichtig nahm er eines auf, betrachtete es und stellte es dann wieder zurück zu den anderen. Verdammt, hier war nichts. Nichts, was ihn irgendwie weiterbringen würde. Auch die Papiere waren hier nirgends zu finden und er hatte schon jedes Versteck durchgesehen, hinter jedes Bild geschaut und sogar die Schubladen umgewälzt. Doch nirgends waren diese verdammten Unterlagen zu finden. Und der Chef erlaubte es nicht, dass man diesem Jäger auf den Zahn fühlte. Ingo Krieger hätte es liebend gerne aus diesem Kerl rausgeprügelt, Bulle hin oder her. Doch sein Chef war nun mal sein Chef und noch gefährlicher, als er selbst. Plötzlich stolperte der Mann über einen Stapel alte Zeitungen. „Kann der Kerl denn so was nicht wegräumen?“, fauchte er und leuchtete mit der Lampe auf einen der Stapel. „Was haben wir denn da?“, stieß er plötzlich aus und zog eine der Zeitungen aus den Stapel, ordnete die anderen jedoch wieder so, wie er sie vorgefunden hatte. „Sieh an...unser Bulle hat ja ganz schön was auf dem Kerbholz.“, lachte Krieger, faltete die Zeitung zusammen und steckte sie in sein Jackett. Dann verließ er die Wohnung und fuhr zu Mediotex zurück.
Grawe sah auf, als Krieger in sein Büro stürmte. „Ich hoffe, sie haben was, um ihr unflätiges Eindringen zu erklären.“, knurrte der Chef und sah seinen Sicherheitsmann böse an. „Allerdings...hier, lesen sie das.“, forderte Ingo Krieger und warf ihm die Zeitung hin, die er bei Ben hatte mitgehen lassen. Grawe nahm die Zeitung und las sich den Artikel durch. Seine Miene erhellte sich mit jedem Wort, dass er las. „Endlich, so können wir ihn aus den Verkehr ziehen.“, stieß Grawe ist. „Ja, aber ist er das nicht schon längst?“, wollte Krieger wissen. „So, wie ich ihn einschätze, wird er auch trotzt seiner Suspendierung alles daran setzen, um die Mörder seines Freundes zu finden. Aber so können wir ihn wenigstens vor seinen Kollegen bloßstellen. Ich hab da auch schon eine Idee.“, meinte Grawe und winkte Krieger näher zu sich heran. „Passen sie auf, sie werden jetzt einige Antidepressiva besorgen. Die bringen sie in seine Wohnung und mischen sie ihm ins Mineralwasser, aber nur einige, damit man es auch nachweisen kann. Die restlichen deponieren sie so in seinem Badezimmerschrank, dass man sie bei einer Durchsuchung schnell findet, aber er sie nicht findet, wenn er nach dem Rasierer sucht. Verstanden?“ Krieger nickte nur. „Gut, dann werden wir einen kleinen Unfall inszenieren und schon hat sich das Problem von selbst erledigt.“ „Aber was ist mit dem anderen Polizisten, diesem Gerkan? Wird der nicht dann ebenso Schwierigkeiten machen?“, wollte der Sicherheitschef wissen. „Nur mit der Ruhe. Für den habe ich auch schon was. Sehen sie sich diese Fotos an....“, grinste Grawe und warf Krieger die Aufnahmen hin, die dieser sofort an sich nahm. „Damit werden wir ihn zum Schweigen bringen. Er ist verheiratet und wenn er nicht will, dass seine Frau die bekommt, sollte er besser die Füße still halten. Außerdem ist das La Corona etwas verrufen und wird von der Drogenfahndung ab und zu observiert. Wir werden den Herren einen Tipp geben und diese Fotos. Den Rest erledigt die Polizei untereinander.“, lachte er teuflisch. „Genial Chef.“
„Ben, das Essen ist fertig.“, rief Semir nach oben. Felix schlich ihm um die Füße. „Na, dieses Mal werde ich dich nicht vergessen.“, versprach Semir und hob den Stubentiger auf. Er füllte den kleinen Napf und auch Felix ließ es sich schmecken. Semir bemerkte, dass Ben nur lustlos im Essen herumstocherte. „Hey...wenn du nix isst , dann hilf es auch keinen...“, meinte er nur und schob sich eine kleine Kartoffel in den Mund. Ben sah ihn an. „Ich hab keinen Hunger.“, kam leise von Ben. „Ben …. das kann gar nicht... du hast immer Hunger...also iss bitte. Du hilfst niemanden....wenn du nichts isst. Also bitte...“, befahl Semir sanft. Ben verzog den Mund zu einem Lächeln, doch es war eher ein Versuch. Doch dann nahm er doch eine Gabel auf und fing an. „Weißt du...ich bin mir sicher, dass die Kerle was damit zu tun haben. Wieso sollten die sonst darauf so bedacht sein, mich aus dem Weg zu räumen?“, wollte er kauend wissen. „Ben... du hast die Regeln schon ziemlich übertreten, da ist es nicht verwunderlich. Außerdem bist du ja auch befangen.“, gab Semir zu bedenken. „Na egal...ich mach auf jeden Fall weiter...kann ich mit deiner Hilfe rechnen?“, wandte Ben sich an ihm. Semir sah kurz zu Andrea und als diese nickte meinte er nur. „Na klar....Ich lass dich doch nicht hängen.“ Ben lächelte ihn an. „Danke....das werde ich dir nicht vergessen.“, versprach er. „Hey...wofür sind Freunde da?“, lachte Semir. „Und nun iss....danach werden wir uns mal dank meiner Frau die Akten ansehen, die sich mit deinem Freund beschäftigt...“, hängte er an. Andrea hustete. „Wie war das?“, fragte sie. „Na du musst doch nur dem Computer etwas gut zureden.“, lächelte Semir seine Frau an. „Du meinst, ich soll den Polizeicomputer hacken? Semir...das habe ich vor sieben oder acht Jahren das Letzte mal gemacht...“, lachte Andrea. „Gelernt ist gelernt, außerdem ist es für einen guten Zweck.“, meinte Semir.