Konrad blickte in die Richtung, in die der Mann gedeutet hatte, konnte jedoch nur schemenhaft eine Gestalt erkennen, die ebenso wie er auf dem Boden zu hocken schien. Seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, so dass er nicht genau wusste, wer hier unten bei ihm war, doch aus den Andeutungen des Mannes schloss er, dass es sich um Layla handeln musste. Und wenn sie das wirklich war, konnte das nur bedeuten, dass sie mit diesen Leuten hier kaum gemeinsame Sache machen konnte. Wahrscheinlich hatte man sie unter Druck gesetzt, aber wie war sie überhaupt hier rein geraten? Oder hatte sie vielleicht doch von sich aus den Kontakt gesucht und musste jetzt dafür bezahlen, dass sie sich mit jemandem eingelassen hatte, der keinen Spaß verstand? Hatte sie vielleicht versucht, diesen Jemand zu betrügen? Konrad seufzte lautlos. Auch wenn sie hier mit ihm fest saß, war das nicht unbedingt ein Indiz für ihre Unschuld.
Mittlerweile konnte er seine Umgebung besser erkennen und stellte so fest, dass er mit seiner Vermutung Recht gehabt hatte. Es war tatsächlich Layla, die ein Stück von ihm entfernt saß. Ebenso wie er war sie gefesselt, in ihrem Fall hatte man sich allerdings dazu entschieden, ihren Fuß mittels einer Art Kette zu befestigen. Sie würde ihm also keine Hilfe dabei sein können, wenigstens dieses verdammte Klebeband loszuwerden. Zudem schien sie ihn trotz des Lärms und des Gespräches gar nicht wahrgenommen zu haben, ihre ganze Aufmerksamkeit schien auf etwas anderes, was sich vor ihr auf dem Boden befand, gerichtet zu sein. Konrad kniff die Augen zusammen; lag da etwa jemand? Und was sagte Layla da?
In der Zentrale stellte der Techniker die Helligkeit und Tonempfindlichkeit höher, eins der wenigen Dinge, die hier noch einwandfrei funktionierten – bis jetzt zumindest. Er hoffte währenddessen, obwohl sich dafür auch etwas schämte, dass Konrad das Klebeband vor dem Mund nicht so schnell loswerden würde, denn wenn er etwas sagen würde, käme es höchstwahrscheinlich zu einer Rückkopplung, welche der Technik schaden könnte und mit der hatten sie wahrlich schon genug Probleme. Doch das war nicht seine Schuld, auch wenn ihn alle vorwurfsvoll ansahen, wenn sie denn eines Blickes würdigten. Man hatte ihm gesagt, dass es nur ein Probelauf sein würde und er hatte auch vorher ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass die Geräte noch nicht ausgreift waren, aber nein; man hatte wieder mal nicht auf ihn hören wollen und das war nun das Ergebnis. Dabei sollten die Leute hier froh sein, dass sie überhaupt die Möglichkeit hatten, mitzubekommen, was dort geschah. Er würde weiterhin versuchen, alles in den Griff zu kriegen. Glücklicherweise achtete im Augenblick kaum jemand auf ihn, denn alle wollten wissen, was in diesem Keller vor sich ging. In gebannter Erwartung hatte sich so mancher nach vorne gebeugt, auch wenn das überhaupt nichts brachte. Aber der Techniker hütete sich, einen Kommentar dazu abzugeben. Die zur Untätigkeit verdammten Zuschauer bekamen nun also zu hören, was Layla sagte, auch wenn außer zweien von ihnen nicht klar war, an wen diese Worte gerichtet waren. Susannes Fingernägel bohrten sich im Moment dieser Erkenntnis schmerzhaft in Semirs Oberarm, doch dieser nahm das überhaupt nicht wahr, zu sehr war seine Aufmerksamkeit auf das gerichtet, was sich da vor seinen Augen abspielte und an dem er nichts ändern konnte.