„Hast du das gelesen? Der Rhein hat jetzt schon einen Stand von über 6.70 m am Kölnpegel. Wenn das so weiter steigt, dann kann ich die Sandsäcke schleppen…“, stöhnte Ben. „Ach… so schlimm wird das nicht. Aber du hast selbst schuld. Was wohnst du auch in der Altstadt. Jeder weiß, dass die bei Hochwasser immer direkt unter Wasser steht. Deswegen heißt es Hochwasser…weißt du…das ist jedes Jahr…eigentlich…und wenn du Glück hast, dann halten die Hochwassermauern das Wasser ab. Aber…ich weiß noch, 1993 stieg das sogar über die Mauern. Die gesamte Innenstadt war Weihnachten unter Wasser…kein Strom...nichts. Die Verbrechensquote stieg in der Zeit binnen weniger Stunden um 100 %.“, erklärte Semir. „Danke… du machst mir richtig Mut…wirklich sehr gut….1993 war ich noch nicht einmal in Köln. Da dachte ich nicht einmal daran, hier her zu kommen und dich kennen zu lernen…“, grinste Ben. „Oh…das ist echt schade…war schon irgendwie bewundernswert wie die Menschen gegen den Rhein ankämpften. Die Schäden waren damals extrem. Vor allem die ganzen Kneipen, die komplett unter Wasser standen. Einige davon haben nicht einmal mehr geöffnet.“, erzählte Semir weiter. Ben nickte. „Was steht eigentlich an? Es schüttet jetzt schon seit Stunden als würde die Sintflut wieder kommen.“, stöhnte er. „Nun…wenn du deine Berichte fertig hast, könnten wir Feierabend machen. Und was die Flut betrifft. Also wenn alle Stricke reißen, dann kannst du natürlich bei uns schlafen… wir haben ja das Gästezimmer frei…also außer Felix…der es in Beschlag genommen hat...“, grinste Semir. „Weißt du was…du kannst mir auch beim Sandsackschleppen helfen...“, schlug Ben vor.
Roland Bronner saß in seinem Büro und wartete auf den Feierabend. Er wartete auf die Gelegenheit, diesem Mistkerl von Andreas Steiner die Meinung zu sagen. Dieser Mistkerl soll endlich seine Finger von seiner Frau lassen. Miriam gehörte nur ihm… und niemand durfte sie anfassen. Niemand…auch nicht Steiner, der glaubte mit seinem Geld alles kaufen zu können. Roland sah wieder das Bild vor ihm. Er verließ das Büro früher als eigentlich geplant. Immer wieder kam Steiner zu ihm und ließ ihn länger arbeiten. Roland dachte sich am Anfang nichts dabei, denn es kam schon mal vor, dass er mehr machen musste, als der Rest der Kollegen. Er hielt sich für Unverzichtbar… für seinen Chef zu wertvoll. Doch dann kam heraus, dass Steiner sich in der Zeit, wo er im Büro arbeitete, mit Miriam vergnügte. Seine Frau schien sich in das Bankkonto des Mannes verliebt zu haben und dieser Kerl nutzte es schamlos aus. Er hatte Miriam immer wieder Blumen geschickt. Und dann…kam er einmal früher nach Hause und überraschte Miriam und Steiner im Ehebett in Flagranti. Beide sahen ihn erschrocken an, doch niemand sprach ein Wort. Roland ging aus dem Zimmer und setzte sich auf den Balkon. Er konnte nicht glauben, was er dort gesehen hatte. Das konnte nicht sein… das durfte nicht sein. Er liebte Miriam doch…
Emma sah ihre Schwester an. „Miriam, du musst ihn verlassen. Du hast doch Andreas und er ist eine bessere Partie als dieser Spießer. Immerhin hat er Geld und er begehrt dich.“, redete die Jüngere auf die Ältere ein und blickte sie mit eindringlichen Augen an. Miriam nickte, doch noch immer plagten sie große Zweifel. „Aber, das Haus...unser Haus. Wir haben es doch vor einem Jahr erst gekauft.“, meinte sie nur. Emma lachte verächtlich auf. „Du weißt genau, dass du dir danach ein eigenes Haus kaufen kannst. Außerdem, Andreas hat eine so große, wunderschöne Villa in Dünwald.“, meinte Emma und hörte dann die Tür schließen. „Da ist Roland.“, stieß Miriam erschrocken aus. „Keine Angst, ich bleibe bei dir.“, meinte Emma nur und stellte sich in eine Nische neben der Tür. Wütend stapfte Roland ins Zimmer und blickte auf Miriam. „Ah, da ist ja meine liebe, liebe Frau.“, heuchelte er und sah seine Frau mit funkelnden Augen an. „Hast du schon wieder mein Bett besudelt oder kann ich mich gleich hineinlegen, ohne auf Axel zu treffen?“ „Roland, bitte...ich...ich will mit dir reden.“, flehte Miriam. Roland lachte auf. „So, du willst mit mir reden? Worüber? Etwa, weil du mich verlassen willst? Na los, dann tu es doch... tu es und nimm alles mit. Willst du meine Uhr? Hier hast du sie...“, fauchte er und riss sich die Uhr vom Arm, warf sie seiner Frau zu. Diese wich erschrocken aus. „Oder willst du meine Kreditkarten? Hier...“ Schon flog das Portemonnaie Miriam fast an den Kopf. Sie schrie auf, wich aus und nahm die Hände über den Kopf. Emma sah ihre Schwester an. Ihre Fäuste ballten sich, doch alleine und ohne Waffe konnte sie nichts machen. Da...da war der Schürhaken.