„Lassen sie meinen Kollegen sofort los.“, schrie Sven Reuchner und hielt dem bulligen Mann seinen Dienstausweis unter die Nase. Dieser besah ihn skeptisch, hatte Semir immer noch im Schwitzkasten. „Na gut...“ Unsanft ging der Deutschtürke zu Boden. „Verdammt, ihretwegen sind sie jetzt weg.“, stieß er sofort aus und sah sich um. Nicht einmal eine Staubwolke war noch erkennbar. „Semir, verdammt, wo sollen wir jetzt suchen?“, fragte Sven nur und half seinem Kollegen hoch. „Ich weiß es nicht. Wir können nur hoffen, dass ein Zeuge das Fahrzeug gesehen hat.“ Wie aufs Stichwort kam ein Arbeiter mit einen roten Kopf an. „Sag mal, Ede...sind das noch zwei Wilde. Vorhin hätte mich so ein Blondchen mit ihrem Jeep fast aufs Korn genommen.“, fauchte der große Laderfahrer. „Nein, das sind zwei Polizisten.“, erklärte Ede. Doch sofort stutzte Semir. „Eine blonde Frau? Wo sind sie hingefahren? In welche Richtung?“, wollte er wissen. Der Fahrer drehte sich nur um. „Aus dem Wald raus. Direkt in Richtung Autobahn nach Mainz.“, erklärte der Mann. „Danke...los Sven, wir müssen hinterher. Vielleicht können wir sie noch einholen.“, stieß Semir aus und rannte zu seinem Wagen. Doch die nächste Überraschung wartete. „Oh nein...mein Wagen...“, stieß er aus. „Tja, damit kommen wir im Moment nicht weit.“, kam es von Sven. Semirs BMW war vorne in vollkommen anderem Zustand. Die Achse war gebrochen und auch die Reifen waren zerschossen. „Verdammt, das wird wieder mächtigen Ärger geben. Aber wie kommen wir hier weg?“
Miriam wurde immer mehr müde. Mittlerweile war sie schon 200 Kilometer gefahren und sie war sich sicher, dass sie ihre Verfolger weit genug weg war. „So Bulle, ich will jetzt etwas schlafen. Suchen wir uns eine Möglichkeit dazu. Solltest du aber irgendwelchen Blödsinn machen, dann wird es das letzte Mal gewesen sein. Haben wir uns verstanden?“, fauchte sie durch den Rückspiegel. Ben konnte nur nicken. Was sollte er auch schon anderes tun? Die Frau fuhr auf den Parkplatz eines Motels raus und suchte sich einen freien Stellplatz abseits der großen Laternen, doch dicht genug, um ihre Geisel unbemerkt in das Gebäude zu schaffen. Miriam stieg aus, kam nach hinten und zog Ben von der Rückbank. Sie hielt die Waffe fest umschlungen, als sie sich zu den Füßen hinab beugte und die Fesseln durchschnitt. Sie kramte in ihrer Tasche und zog den Schlüssel für die Handschellen hervor. „Ich warne dich. Eine falsche Bewegung und ich blase dir deinen Samenverteiler weg.“, fauchte sie und drückte die Mündung zwischen Bens Beinen. Dieser nickte nur und beugte sich soweit vor, dass Miriam die Handschellen aufschließen konnte. Ben rieb sich langsam die Handgelenke und blieb angespannt sitzen. „Los, die Jacke aus und her damit.“, forderte Miriam nur. Langsam tat Ben, was sie verlangte. „Gut, und jetzt, wenn ich dir das Pflaster abnehme, will ich keinen Ton hören. Du weißt, was dann passiert, oder?“, fragte sie nur. Der junge Hauptkommissar nickte wieder. Mit einem schnellen Ratsch wurde das Pflaster entfernt. „Ahhhhh...“, stieß Ben aus. „Ruhe...los, die Hände wieder auf den Rücken.“ Miriam befestigte die Handschellen wieder und legte dann Bens Jacke über die Schulter. „Und jetzt ganz langsam vorwärts.“
Micha saß hinter seinem Tresen und las in seinen Autoblättchen, als die Tür aufging. „Hallo, ich hätte gerne ein Zimmer für die Nacht.“ „Ein Doppelzimmer?“, wollte er wissen, als er die Frau mitsamt deren Begleiter sah. Die Frau dachte kurz nach. „Ja bitte...hier meine Karte.“, meinte sie und legte ihre Visa-Karte auf den Tresen. „Sehr gut...sie haben Zimmer 356.“, erklärte er und reichte die Schlüsselkarte weiter. Dankend nahm die Frau diese an sich und drückte ihren Begleiter zum Fahrstuhl. Micha war so vertieft, dass er die Waffe in dessen Rücken gar nicht bemerkte. „Geben sie doch auf, Frau Bronner. Sie können nicht ewig mit mir auf der Flucht sein.“, stieß Ben aus, als sie in der Einsamkeit der Fahrstuhlkabine waren. „Keine Sorge, deine Reise endet bald. Du hast recht, dich kann ich nicht ewig mitnehmen. Aber eine Nacht wirst du noch mit mir verbringen müssen. Danach werde ich sehen, was ich mit dir mache.“, lachte sie und stieß ihn ins Zimmer, nachdem sie die Karte durch den Leser gezogen hatte. „Los, stillhalten.“ Ben wurden die Handschellen aufgeschlossen und er musste sich an die Heizung setzen. Schon war er fachmännisch mit den stabilen Rohren verbunden und hatte auch wieder das Pflaster auf dem Mund. „Nur um sicher zu gehen, dass ich auch schlafen kann.“, lachte sie. Ben sah sie nur an. Was sollte er schon machen? Sobald er sich bewegte, rasselte die Kette und diese unberechenbare Irre würde ihn...Ben dachte nicht weiter. Er sah, wie Miriam im Bad verschwand.