Semir sah sich um. „Verdammt Alex! Komm schon!!“, schrie er und versuchte seinen Freund zum Aufwecken zu überreden. Doch Alex schien ihn nicht zu hören. „Komm schon! Soll das alles gewesen sein?“, fauchte Semir wütend. „Du hast mich umgebracht, Semir….dank dir wird mein Sohn ohne mich aufwachsen. Dank dir wird meine Frau für immer weinen! Dank dir! Du bist schuld! Du bist schuld!“, kam von Alex. „Nein!! NEIN!!“, schrie Semir zurück. Er zuckte hoch und schrie leise auf. Seine Wunden waren zu spüren. Erschrocken und gleichzeitig verwirrt sah er sich um. Er lag im Bett im Krankenhaus. Die Tür ging auf. „Herr Gerkan? Alles in Ordnung?“, wollte die Nachtschwester wissen. „Ja…ja…“, stammelte Semir nur und legte sich zurück. Die Schwester sah ihn an. „Sie sind ganz verschwitzt. Haben Sie Schmerzen?“, harkte sie nach. „Ja….“, gab Semir zurück. „Ich gebe Ihnen gleich etwas. Brauchen Sie auch etwas um zu schlafen? Sie sehen sehr fertig aus.“, lächelte sie ihn an. Semir schüttelte den Kopf. Er sah zum Fenster und sah die kleinen weißen Flocken. Es schneite. Normalerweise würde er jetzt in Stimmung kommen, doch wie konnte er an Weihnachten denken, wenn Alex nicht weit von ihm um sein Leben kämpfte? Er stöhnte auf. „Wenn es dich wirklich gibt…Weihnachtsmann….dann tu mir bitte ein Gefallen. Lass Alex wieder aufwachen…bitte…mehr will ich nicht von dir.“, sagte er kaum hörbar. Er drehte seinen Kopf, nahm vorsichtig einen Schluck Wasser und legte sich wieder schlafen. Die weitere Nacht verlief ruhig und ohne weitere Alpträume.
Ben sah sich um und suchte mit den Augen den Raum ab. Was war das eben? Eine Hand an der Waffe ging er jeden Raum seiner Wohnung durch, doch nirgends war etwas zu finden. Wieder war das Hüsteln da. Dann merkte Ben...sein Radiowecker lief auf minimalster Lautstärke. Das Hüsteln war das Flüstern des Moderators, der in einem monotonen Ton die Nachrichten hinunterbrach. Erleichtert legte Ben sein Halfter ab, entledigte sich sämtlicher Klamotten und sprang in die Dusche. Er wollte jetzt nur noch ein wenig ausspannen und dann schlafen. Er drehte den Wasserhahn auf und sofort übersprudelte das warme Nass seinen Körper und wärmte ihn wieder vollends auf. Über einer halben Stunde stand er unter dem Schwall, ehe er sich in seine dicken Sachen hüllte, ein Bier aus dem Kühlschrank nahm und vor den Fernseher niederließ. Nach der ernüchternden Feststellung, dass zu fortgeschrittener Stunde nur noch Schrott im Programm war, schob er eine DVD ein und nippte genüsslich an seinem Bier während Christian Bale versuchte, die Stadt vor einem wahnsinnigen Joker zu retten. Ehe der Film sich dem spannenden Ende neigte, nickte der junge Hauptkommissar langsam ab. Mit letzter Kraft stellte er die Unterhaltungsgeräte aus, leerte den letzten Rest des Hopfensaftes aus der Flasche und packte sich in sein warmes Bett. Morgen würde sicherlich ein anstrengender Tag werden, dachte er noch und schlief alsbald ein. Dass ihm am nächsten Morgen eine böse Überraschung erwarten sollte, war ihm in diesem Moment noch nicht klar. Er schlief den Schlaf der Gerechten.