Während Semir, Lena, Jenny, Dieter, Hotte und sogar Frau Krüger sich so schnell es ging und dicht gefolgt von einigen anderen Kollegen, die helfen wollten, auf den Weg zu der alten Kirche machten, lag Ben immer noch bewusstlos auf dem harten rauen Boden. Plötzlich öffnete sich die schwere Tür und Michael betrat den Raum und stellte sich dicht vor sein Opfer und wartete bis er die Augen öffnete, doch das geschah nicht. Daraufhin holte er einen Eimer mit eiskaltem Wasser und ohne zu zögern entleerte er dessen ganzen Inhalt auf dem halbnackten und schwerverletzten Polizisten.
Entsetzt und überrascht keuchte Ben auf und schaute sich verwirrt um, da viel ihm alles was passiert war wieder ein und er schaute Michael direkt wütend in die Augen.
„Schön, dass du wieder wach bist“ säuselte dieser, strich Ben sanft einige nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die offen stehenden Lippen.
„Was soll das?“ fragte Ben bestürzt und drehte angewidert seinen Kopf zur Seite.
„Sieh mich an mein Schatz“ flüsterte Michael nur und fuhr mit seinen Händen ununterbrochen über Bens Oberkörper und sein Gesicht und durch seine Haare „Du hast wunderschöne Haare“ fügte er völlig in Bens Anblick versunken hinzu und ließ seine Hand über und in die tiefe Schnittwunde gleiten, woraufhin Ben vor Schmerz aufstöhnte „Ich liebe es wenn du stöhnst“ meinte er auch noch und verteilte viele Küsse auf Bens Gesicht und auf den Wunden auf seinem Oberkörper.
„Lass mich in Ruhe“ schrie Ben ihn wütend und mit zitternder Stimme an und spuckte Michael direkt ins Gesicht, woraufhin dieser aus seiner Trance gerissen wurde.
„Was fällt dir ein, mich zu bespucken?“ schrie er und schlug immer wieder auf Ben ein „Ich habe dir doch nichts getan! Ich habe dich so gut behandelt!“ brüllte er und brach plötzlich in Tränen aus und schmiss sich auf Ben drauf und klammerte sich unangenehm fest um dessen Körper und heulte sich dort aus. Verwirrt und von den kassierten Schlägen keuchend lag der junge Kommissar einfach nur da und konnte sich nicht vor dem Nervenzusammenbruch seines Entführers schützen.
„Ich brauch dich doch, ich kann dich nicht auch noch verlieren, Tom. Ich liebe dich doch!“ schluchzte Michael. Verwirrt runzelte Ben seine Stirn, doch da hatte er eine Idee.
„Hei Michael, mach mich los, Schatz, dann kann ich dich trösten und wir bleiben für immer zusammen“ versuchte Ben den verwirrten Mann zu überzeugen. Da blickte Michael Ben aus großen Augen an.
„Wir bleiben für immer zusammen?“ fragte er hoffnungsvoll. Mit erzwungenem Lächeln nickte Ben.
„Aber dafür musst du mich erst mal losmachen und dann kann uns nichts und niemand mehr trennen“ säuselte Ben mit leicht zitternder Stimme, was Michael aber nicht bemerkte.
„Ok“ flüsterte Michael und sah sich Bens gefesselte Handgelenke an „Aber Tom! Wer hat dir das denn angetan? Wieso hat dich jemand gefesselt, du bist doch ein so wunderbarer Mann!“
„Ich weiß auch nicht wieso Menschen so etwas tun, aber bitte binde mich erst mal los“ bat Ben.
„Ok“ flüsterte Michael wieder und nahm den Schüssel, der ihm eben aus der Tasche gefallen war und schloss die Handschellen an Händen und Füßen auf.
„Dankeschön mein Schatz“ lächelte Ben den verwirrten Michael an, der ihn immer noch für irgendeinen Tom hielt.
„Komm Tommy ich helfe dir hoch“ meinte Michael und half Ben dann auf die Beine.
„Haben wir ein Auto hier oder wie kommen wir hier weg, damit wir uns noch einen schönen Tag machen können?“ fragte Ben vorsichtig.
„Ich habe meinen Wagen hier, damit können wir zurück. Willst du fahren, Tom? Du warst immer ein viel besserer Autofahrer als ich“ erklärte Michael und hielt Ben den Autoschlüssel entgegen, welchen Ben sofort ergriff.
„Dankeschön“ lächelte Ben ´Das läuft ja alles besser als ich gedacht hätte´ dachte er noch bei sich, bevor er mit seinem verletzten Arm ausholte und Michael dann hart den Ellenbogen an die Schläfe schlug, sodass dieser auf der Stelle ohnmächtig zu Boden sank. Laut schrie Ben vor Schmerz in seinem kompletten Arm auf, auch sein anderer Arm und sein Oberkörper schmerzten höllisch und Ben hatte nicht die leiseste Ahnung wo er noch die Kraft hernahm nicht auf der Stelle zusammenzubrechen. Als sich seine Atmung wieder ansatzweise beruhigt hatte humpelte Ben aus dem Raum, schloss die Tür hinter sich ab, sodass Michael nicht entkommen konnte und so machte er sich auf den Weg hinaus aus dem Gebäude.
Oben angekommen erkannte er, dass er in einer alten Kirche gefangen gehalten wurde, doch mit diesem Gedanken beschäftigte er sich nicht länger, sondern versuchte möglichst schnell zu dem Wagen zu gelangen, der in der Nähe stand. Nach viel zu langer Zeit hatte er endlich sein Ziel erreicht und ließ sich völlig entkräftet auf den Fahrersitz fallen. Doch er hatte keine nicht genug Zeit sich zu erholen, also steckte er den Schlüssel ins Schloss und startete den Wagen. Sein Bein schmerzte unerträglich, doch er spürte, dass es nicht komplett gebrochen war, sondern vielleicht nur angebrochen oder ähnliches. Trotzdem stellte sich das Autofahren als schwerer als gedacht heraus. Sobald er die Kupplung oder ein anderes Pedal drücken musste, nahm er einen stechenden Schmerz in seinem Bein wahr, beim Schalten tat sein rechter und beim Lenken sein linker Arm umso stärker weh. Vor allem seine Schulter mit der Stichwunde war unerträglich und er konnte seinen Arm kaum bewegen. Doch irgendwie schaffte er es trotzdem das Auto von der Stelle zu bewegen, auch wenn er sich oft einen lauten Schmerzensschrei oder ein unterdrücktes Keuchen oder Stöhnen nicht verkneifen konnte.
Als er fast 20 Minuten gefahren war, lenkte er den Wagen an den rechten Straßenrand und ließ sich keuchend in den Sitz zurücksinken und sah an sich herunter. Er trug nur eine dunkelblau-karierte Boxershorts und sonst nichts. Aus der Schusswunde am Arm, der Stichwunde an der anderen Schulter und den vielen relativ tiefen Wunde von dem Messer lief ununterbrochen das Blut an seinem Körper hinunter und tropfte auf den Sitz und den Boden.
Hoffnungsvoll öffnete Ben das Handschuhfach und durchsuchte es. Nach kurzer Zeit ist er fündig geworden und hielt erleichtert ein Handy in seiner zitternden Hand. Sofort wählte er Semirs Nummer und wartete gespannt auf eine Antwort.
„Gerkan. Was gibt’s?“ hörte er Semirs gestresste Stimme auf der anderen Seite.
„Semir?“ fragte Ben kraftlos und mit leiser Stimme.
„Ben!?“ hörte er seinem Partner erleichtert und überrascht aufschreien „Wie geht’s dir Partner? Hat der dir was angetan? Wo bist du?“
„Ich sitze in einem schwarzen Geländewagen am Straßenrand, irgendwo auf der Strecke von…“ begann Ben mit gepresster Stimme zu erklären.
„Hat er dich in so einer alten Kirche festgehalten?“ fragte Semir.
„Ja, woher weißt du das?“ keuchte Ben, als gerade wieder ein stechender Schmerz in sein Bein trat.
„Hartmut“ erklärte Semir „Hast du Schmerzen? Hat er dir was angetan?“ fragte Semir besorgt.
„Nee geht schon“ versuchte Ben zu lügen.
„Ben ich hör doch, dass du lügst“
„Semir, schon okay. Wo bist du gerade?“
„Wir sind auf dem Weg zu dieser alten Kirche“
„Gut, ich komm euch entgegen, ich glaub ich weiß wo ich lang muss“ beschloss Ben.
„Wir sind schon über 1,5 Stunden unterwegs und man braucht etwa zwei Stunden für den ganzen Weg.“
„Ich bin auch schon 20 Minuten gefahren, dann sollten wir uns bald begegnen“ versuchte Ben möglichst ohne schmerzverzerrter Stimme zu sagen, was ihm aber nicht wirklich gelang.
„Ben bist du verletzt?“ fragte Semir wieder.
„Nur ein paar Kratzer“ keuchte Ben.
„Frau Krüger, rufen sie einen Krankenwagen, Ben ist schwer verletzt“ hörte er Semir zu ihrer Chefin sagen, die sofort ihr Handy herausholte und einen Notarzt rief. Ben hatte das Handy mittlerweile schon auf Freisprecher gestellt und es neben sich gelegt, denn seine Kraft war mehr als am Ende und er zitterte am ganzen Körper und versuchte nicht seinen Schmerz einfach hinauszuschreien, um Semir nicht noch mehr Sorgen zu bereiten. Einige Minuten herrschte Schweigen, dann konnte Ben plötzlich blinkendes Licht zwischen den Bäumen blitzen sehen.
„Semir, ich glaub ich sehe euch“ versuchte Ben mit möglichst fester Stimme zu sagen, doch mehr als ein krächzendes Flüstern brachte er nicht zu Stande. Da kamen auch schon mehrere Streifenwagen und allen voran ein silberner Bmw um die Kurve gerast.
„Gott sei Dank“ rief Semir aus „Fahr an den Rand wenn du noch kannst“
„Gut“ hauchte Ben kraftlos, lenkte den Wagen zitternd an den Rand und stellte ihn aus und ließ sich in den Sitz sinken. Nach einigen Sekunden standen auch die ganzen Polizeiwagen am Rand und aus den ersten beiden Wagen sprangen als erstes Semir und Lena heraus und rannten auf die Fahrerseite des Geländewagen und rissen die Tür auf.
*******************
Feeds ????